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Dominik Hanslik bleibt bei der Viktoria - in dieser Szene jubelt er über seinen Treffer zum 2:1-Auswärtssieg in Griesheim im November 2016 - Archivfoto: Hans-Hubertus Braune

FUSSBALL Reagieren die Funktionäre?

Alles nur noch für die Senioren? - Nachwuchsfußball am Scheideweg

25.07.17 - Die Meldung in der vergangenen Woche, wonach der Jugendförderverein Viktoria Fulda seine U 18-Mannschaft und  U 13-Mannschaft (aus satzungstechnischen Gründen) zurückziehen muss, hat in Jugendfußballkreisen für Aufsehen gesorgt. Osthessens Aushängeschild in Sachen Talentförderung der Stammvereine TSV Lehnerz und Viktoria Bronnzell bekommt die negativen Entwicklungen im Nachwuchsfußball mit voller Breitseite zu spüren.

Fordert Reformen im Juniorenfußball: Thomas Dreifürst, Vorstandsvorsitzender ...Foto: privat

"Die hohe Personalfluktuation bei U 18/19 - Junioren ist unter anderem auch damit zu begründen, dass diverse heimische Vereine mit ihren Funktionären und Trainerstäben vermehrt vorsätzlich unsere Juniorenarbeit nutzen und talentierte Spieler bereits mit monetären Angeboten für den Seniorenbereich ansprechen, obwohl diese Talente teilweise noch ein Jahr im A-Junioren Leistungsbereich spielen könnten. Diese Vereine nutzen bedingungslos unsere wertvolle Ausbildungsarbeit im Juniorenbereich für die Gesamtregion Osthessen aus und täuschen somit über ihre eigenen Versäumnisse im Bereich der leistungsorientierten Juniorenarbeit hinweg, zumal die Vereine oftmals nicht freiwillig bereit sind, die vom Hessischen Fußballverband dafür festgelegten Ausbildungsentschädigungen an JFV Viktoria Fulda zu zahlen und daher sehr oft zum Hilfsmittel Vertragsamateur greifen. Ferner sind diese wechselwilligen Juniorenspieler für die betreffenden Vereine in der Regel günstiger zu finanzieren als gestandene Seniorenspieler ab Kreisoberliga aufwärts. Auch haben sich die Intentionen der Juniorenspieler und Eltern geändert, da oftmals nicht nur primär die sportlichen Ausbildungsziele sowie Entwicklungspotenziale und die Leistungsfähigkeit der Junioren im Vordergrund stehen", erklärt Dreifürst weiter.

Grundsätzlich können 18-Jährige sowohl bei den A-Junioren als auch bei den Senioren spielen, durch die Stichtagverlegung auf den 1. Januar sind die Jungs bis zu maximalen 19,5 Jahre alt wenn sie endgültig in die Senioren wechseln. Der Reiz, möglichst früh Senioren spielen zu dürfen, zieht schon immer. Aber die Tendenz ist erschreckend. Immer weniger A-Juniorenmannschaften werden gemeldet. Im Fußballkreis Fulda sind es vier Teams weniger (23) im Vergleich zur Vorsaison, im Fußballkreis Hersfeld-Rotenburg sind es wohl nur noch ganze elf A-Juniorenteams, die in der Saison 2017/2018 antreten.

"Bündelung der Kräfte"

Für den Bereich Fulda fordert Dreifürst eine Bündelung der Kräfte. "Wenn man diese nicht bündeln kann oder will, dann gehen wir in die Unendlichkeit", sagt Dreifürst und wiederholt seine Forderung nach einer Professionalisierung der Verbandsarbeit auch auf Kreisebene. In den einzelnen Region sollten laut Dreifürst Administrationsbereiche mit hauptamtlichen Mitarbeitern installiert werden. Diese müssten mehr Einfussmöglichkeiten auf den Verband haben. Ein Vorbild sei das Nachbar-Bundesland Bayern.

Dort gibt es etwa in Aschaffenburg oder Schweinfurt leistungsorientierte Stützpunkte. Dort spielen die besten Talente der jeweiligen Region. "Um die Juniorenarbeit nicht weiterhin zu schwächen, sind dringende strategische Reformen sowie personelle Umstrukturierungen sowohl auf Kreis- und Verbandsebene mit der Zielsetzung zum Schutz einer leistungsbasierten Ausbildungsarbeit im Juniorenbereich erforderlich", sagt Dreifürst. Ihm ist bewusst, dass er mit seiner Forderung sich nicht nur Freunde macht.

Doch die Situation erfordert insbesondere auf Verbandsebene ein Umdenken. Macht es noch Sinn, über 18-Jährige in den Junioren spielen zu lassen? Oder sollte man eine umfassende Reform der Altersklassen einleiten? Mit dem vorzeitigen "Hochziehen" der Juniorenspieler verlagern und verschieben die Vereine nur ihre Probleme in den Seniorenmannschaften. Alarmierend macht eine weitere Zahl, die Fuldas Kreisjugendfußballwart Rudi Klemenz nennt: Bei den E-Junioren (acht- bis zehnjährige Kicker) sinkt die Anzahl der Mannschaften in der kommenden Saison um sechs Mannschaften.

Bedeutet: in acht, neun Jahren ist die Lücke bei den A-Junioren noch größer. Klemenz werde beim Verband einen Antrag stellen, wonach ab der Saison 2018/2019 wieder Qualifikationsrunden für die jeweilige Gruppenliga eingeführt werden sollen. "Der Kreis wird einen entsprechenden Antrag stellen", sagte Klemenz gegenüber ON|Sport. Dies sieht Dreifürst allerdings kritisch.

"Sicherlich genießt der JFV Viktoria Fulda keinen Bestandsschutz und stellt sich auch dem Wettbewerb und den heimischen Mitbewerbern im Juniorenbereich. Wir bieten für alle osthessischen Juniorenspieler eine bis dato einmalige Plattform mit durchgängigen und nachhaltigen Leistungsangebot für U 15-, U 17- und U 19-Junioren in der höchsten hessischen Leistungsklasse, um sich unter anderem auch mit diversen NLZ zu messen. Aber wenn diese Junioren- und Talentförderung von verschiedenen Vereinen mit den Füßen getreten wird, müssen wir uns ernsthaft hinterfragen, ob und für wen wir diese Arbeit noch weiterhin machen wollen. Die Region Osthessen hat sich durch die Gründung des JFV Viktoria Fulda vor fünf Jahren mit den beteiligten Stammvereinen SG Bronnzell und TSV Lehnerz einen guten Namen für die Juniorenarbeit in Osthessen erarbeitet und sich als Marke mehr als etabliert. Aber durch die oben genannten Strömungen besteht die Gefahr, dass die Region Fulda und Osthessen für den Juniorenbereich bald wieder zu einer Diaspora werden kann. Ein Fortschreiten dieser Entwicklungen kann dazu führen, dass das nachhaltige Konzept JFV Viktoria Fulda als Juniorenförderverein so nicht funktioniert, weil unsere Sponsoren und wir als ehrenamtliche Funktionäre dieses zu Recht in Frage stellen können", sagt Dreifürst. (fvo / hhb) +++


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