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- Fotos: Martin Engel

FULDA Maria als der neue Mensch

Pontifikalamt und Lichterprozession zum Fest "Maria Himmelfahrt"

16.08.17 - Mahnende Worte fand der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Dienstag in seiner Predigt zum Hochfest Mariä Himmelfahrt. Im gut besetzten Dom feierte der Oberhirte ein Pontifikalamt, an dessen Ende die traditionelle Kräutersegnung stand. Die hat ihren Ursprung in einer weit verbreiteten Legende, nach der Apostel im Grab Marias anstelle ihres Leichnams Blumen vorgefunden haben sollen. An diese Legende anknüpfend entwickelte sich die traditionelle Kräutersegnung, zu der am Ende des Pontifikalamtes von den Gläubigen mitgebrachte Kräutersträuße gesegnet wurden. Im Anschluss an den Gottesdienst zogen über 400 Gläubige in einer Lichterprozession vom Domplatz über die Pauluspromenade in den Schlossgarten.

 In seiner Predigt verwies Bischof Algermissen auf die grundsätzliche Erfahrung, dass immer wieder Menschen sich und andere ins Unglück gestürzt hätten und dass aus dieser Erfahrung die Forderung nach einem neuen Menschen entstanden sei. Zugespitzt könne man „die ganze Geschichte der Menschheit durchaus unter dem Blickwinkel dessen sehen, was Menschen einander antun können, also als eine Geschichte des Hasses und der Ausbeutung, der Konflikte und Kriege.“ Alle Versuche, einen Übermenschen zu züchten, hätten in Unmenschlichkeit und Unterdrückung gemündet. Außerdem hätten sie offenbart, dass der Mensch diesen neuen Menschen nicht schaffen könne. Als Beleg verwies der Bischof auf die Vorstellungen von Karl Marx, der in seinem Kommunistischen Manifest von der Machbarkeit eines von Zwang und Unterdrückung befreiten Menschen ausgegangen sei – einer Idee, die sich in der Wirklichkeit im Alltag totalitärer Systeme ins genaue Gegenteil verkehrt habe.

Nur wenige Jahre nach Marx habe die Kirche 1854 dessen Vorstellung eine eigene Aussage gegenübergestellt: dass nämlich der neue Mensch nicht Ergebnis revolutionärer Taten und menschlichen Planens sei, sondern Geschenk Gottes. Dabei sei der neue Mensch keineswegs eine bloße Forderung für die Zukunft, sondern sei in Maria, der Mutter des Herrn, bereits Wirklichkeit in der Geschichte.

 Wenn die Kirche davon spreche, dass „Maria ohne Erbsünde empfangen“ sei, dann wolle sie damit sagen, dass Maria unberührt vom Bösen in die Welt getreten sei und ohne Schuld in ihr gelebt habe. „Durch Maria macht Gott einen Neubeginn mit der ganzen Menschheit. Durch sie wird deutlich: Die Macht des Bösen, die wir immer wieder bei uns und bei anderen leidvoll erfahren, ist kein unentrinnbares Schicksal“, so der Fuldaer Oberhirte. Maria sei gewissermaßen der überzeugende Beweis dafür, dass der Mensch trotz seiner fatalen Geschichte der Konflikte und Auseinandersetzungen nicht zur Sinnlosigkeit verdammt sei, dass er nicht an seiner Unheilsgeschichte zu verzweifeln brauche. Denn Gott setze einen ganz neuen Anfang. Insofern sei Maria die überzeugende Darstellung dafür, was Gott aus einem Menschen machen könne und aus uns allen machen wolle – freilich nur, wenn der Mensch mitmache.

Maria sei das Bild des erlösten Menschen. Dem hätten auch die Erbauer des Fuldaer Doms Rechnung getragen, in dem sie über dem Hochaltar ein wunderbares Hoffnungsbild geschaffen hätten: Auf vier großen Voluten erhebt sich die Gloriole der Aufnahme Mariens. Jubelnde Engel tragen auf Wolken die Gottesmutter zum Himmel, wo sie zur Krönung empfangen wird. Der Salvator, der Erlöser, und seine Mutter als die Ersterlöste gehören zusammen.

 HINTERGRUND:  Die Lichterprozession am Fest "Maria Himmelfahrt" hat in Fulda eine jahrhundertelange Tradition. Bereits im Jahr 1609 war eine "Marianische Sodalität" gegründet worden, die sich der Marienverehrung widmete und nach Genehmigung des damaligen Fürstabtes Konstantin von Buttlar ab 1718 eine "Kerzenprozession" nach dem Gottesdienst am Hochfest veranstaltete. 
Das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel war am 1. November 1950 unter dem unmittelbaren Eindruck menschenverachtender Schreckensereignissen wie Auschwitz und Hiroshima formuliert worden. Der Fuldaer Dom hat zwar in der Nachfolge der alten Stiftskirche deren Patrozinium – Salvator, d. h. Christus der Erlöser – übernommen. Der Hochaltar jedoch wurde am Vortag des Festes Aufnahme Mariens in den Himmel (14. August 1712) zu Ehren der in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter – Assumpta – konsekriert.   +++


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