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Der ehemalige Trainer Karl-Josef Müller hat nach anonymer Bedrohung aufgehört - ebenso sein Sohn, Mittelfeldspieler Marius Müller - Archivfoto: Carina Jirsch

FUSSBALL Der Fall SV Steinbach

KOMMENTAR zu Müller-Rücktritten - Die Grenze ist überschritten

28.08.17 - "Da sieht man mal wieder, wie krank die Welt heutzutage ist." Dieser Satz stammt nicht von mir, aber er trifft es auf den Punkt. Ein anonymer Brief hat die Verantwortlichen und den Trainer des Fußball-Hessenligisten SV Steinbach Mitte der Woche mitten ins Mark getroffen. Darin wird der Trainer Karl-Josef "Kalle" Müller hart kritisiert, wie es Berthold Helmke am Samstag nach dem Spiel gegen den FC Ederbergland beschreibt.

Nach dem starken Auftritt zum Saisonstart gegen den TSV Lehnerz (1:1) und dem sensationellen Auswärtssieg beim Favoriten Watzenborn-Steinberg (3:1) setzte es zwei Klatschen gegen Borussia Fulda (0:6) und Lehnerz (1:6). Ja und? Alle Steinbacher wissen, dass das Ziel nur Klassenerhalt heißen kann. Klar, hohe Niederlagen braucht niemand. Und natürlich kann man diskutieren, ob der SVS zu offensiv spielte. Das ist das Recht der Zuschauer und Fans.

O|N-Redaktionsleiter Hans-Hubertus Braune

Doch Beleidigungen, Verletzungen und niederträchtige Worte haben gerade auch im Sport nichts verloren. Wenn sie dann auch noch anonym getätigt werden, dann ist die Grenze des Ertragbaren überschritten. Hier wird nicht nur ein verdienter Trainer, der knapp sechs Jahre erfolgreiche Arbeit geleistet hat, niedergemacht. "Kalle" Müller hat die Steinbacher nicht nur in die Hessenliga geführt, er hat den Klassenerhalt geschafft. Ein großartiger Erfolg. Von heute auf morgen macht er Schluss und ich kann ihn verstehen. Sein Sohn Marius ebenso - er sieht sich betroffen.

Nein, man muss sich nicht alles bieten lassen, auch nicht in der Hessenliga. Einzelne Zuschauer benehmen sich wie die Axt im Walde, beleidigen Trainer und Spieler, weil sie aus ihrer Sicht nicht das tun, was die Barriererichter erwarten. Das ist nicht nur in Steinbach so. Diese sogenannten Fans zeigen aber wenigstens ihr Gesicht.

In Steinbach aber ist eine Stufe erreicht, die es aufzuklären gilt. Deshalb ist es richtig, dass Helmke damit und mit deutlichen Worten an die Öffentlichkeit gegangenen ist. Er spricht von einem Maulwurf. Es ist an der Zeit, dass dieser Maulwurf auftaucht. Diese Person schädigt einen Verein, der mit vergleichsweise geringen Mitteln und viel ehrenamtlichem Engagement in Hessens höchster Liga spielt.

Aber: Haben die Verantwortlichen bisher alles getan, um diesen Maulwurf ausfindig zu machen? Die Fälle Herzberger und Markesic vor sechs beziehungsweise sieben Jahren sind im Gedächtnis. Was wurde wirklich unternommen? Will man wirklich wissen, wer der Briefeschreiber ist? Dass Steinbach für Trainer ein heißes Pfalster ist, ist in der Trainerbranche bekannt. Und das macht die Suche nach einem Nachfolger jetzt nicht einfacher. Eine polizeiliche Anzeige gegen Unbekannt ist zumindest einen Schritt, den ich längst unternommen hätte - ob vom Verein oder dem bisherigen Trainer selbst. Ob eine Anzeige etwas bringt, ist natürlich offen. Aber der Verein sollte eben alles versuchen.

Auch die Vorfälle im Umfeld des Spiels der zweiten Mannschaft gegen den FSV Hohe Luft müssen aufgeklärt werden. Das ist aber ein anderes Thema. Im Gesamtkontext wandelt der Verein am berüchtigen Mühlengrund derzeit auf schmalen Grat. Nur eine offene und lückenlose Aufarbeitung wird den derzeit angekratzten Ruf aufpolieren können.

Die Jungs der beiden Interimstrainer Petr Paliatka und Steffen Trabert haben am Samstag auf dem Rasen jedenfalls die richtige Antwort gegeben und trotz zweimaligem Rückstand gegen den FC Ederbergland ein 2:2-Unentschieden erreicht. Die Devise: Jetzt erst recht - für den SV Steinbach, für den Ex-Trainer "Kalle" Müller, seine Familie und keinesfalls für diesen feigen, anonymen Drohbriefschreiberling. (Hans-Hubertus Braune) +++


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