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Es geht ins Gründchen - Fotos: Dieter Graulich

ULRICHSTEIN Nachhaltige Forstwirtschaft im Stadtwald

Das Gründchen-Mittelpunkt beim Walderebnistag

29.08.17 - Das Gründchen ist ein ökologisch wertvoller Laubwaldkomplex im Tal des Gilgbaches südlich von Ulrichstein. Eingebettet in die Vogelsberger Heckenlandschaft zeichnet es sich durch eine große Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten aus. Dieses Kleinod stand im Mittelpunkt beim Walderlebnistag von HessenForst, „Revierförsterei Ulrichstein“. Revierleiter Peter Kraus und Ernst Happel, ehemaliger Geschäftsführer des Naturparks Hoher Vogelsberg, informierten im Beisein von Bürgermeister Edwin Schneider die fast 30 Teilnehmer zunächst über die typische Vogelsberger Heckenlandschaft. Lesesteinwälle, bestockt mit Strauch- und Baumarten bilden Heckenzüge, die auch heute noch zum Teil Wiesen- und Ackerparzellen umgeben, wenngleich die Kleinfelderwirtschaft fast überall verschwunden ist.

Diese mosaikartigen, kleinflächigen Strukturen der Umgebung des Gründchens mit vielen Grenzlinien, Hecken und einzelnen Gebüschen vernetzen zahlreiche unterschiedliche Biotope miteinander und steigern die ökologische Bedeutung dieser einzigartigen Landschaft. Aufgrund der wirtschaftlich unattraktiven Lage sei die historische Kultur- und Naturlandschaft weitgehend erhalten geblieben.

Infos von Ernst Happel

Bis 1840 waren im Bereich des Gilgbaches noch 14 Getreidemahl-, Schlag- und Sägemühlen nachweisbar. Karge Böden und mangelnde Düngemöglichkeiten verlagerten vielfach die landwirtschaftliche Nutzung in die Wälder. Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen wurden zur sogenannten Waldweide in die oft schon stark verlichteten Waldbestände getrieben. Laub und Zweige dienten als Viehfutter oder als Stalleinstreu im Winter. Eine Holznot entstand dann im 18./19. Jahrhundert. Die Übernutzung der Wälder durch Köhlereien zur Herstellung von Holzkohle für die Eisenverhütung, für Grubenholz im Bergbau und der Gewinnung von Bau- und Brennholz für die rasch wachsende Bevölkerung, führte zu einer großflächigen Waldzerstörung. Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann aus Freiberg/Sachsen war einst verantwortlich für die Versorgung der Bergwerke mit Grubenholz. Er legte im Jahr 1713 als erster das Prinzip der Nachhaltigkeit schriftlich nieder: „Es solle nur so viel Holz genutzt werden, wie wieder nachwachsen kann“. Damit hatte er den Grundgedanken der nachhaltigen Nutzung nicht nur für die Forstwirtschaft gelegt, der auch nach 300 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren hat.

Ernst Happel (l) und Peter Kraus (r)

Was die nachhaltige Nutzung für den Stadtwald bedeutet wurde an einer Forstabteilung exemplarisch deutlich gemacht. Hier konnten von den Exkursionsteilnehmern Holzvorrat, Zuwachs und Nutzung eines Ahornbestandes geschätzt werden. Weitere Diskussionsschwerpunkte waren die Bewirtschaftung des Stadtwaldes Ulrichstein unter den Aspekten Naturschutz, Klimawandel, Umweltbildung und Erholung. Die Waldfläche des Gründchens wurde 2013 von der Stadt Ulrichstein aus der forstlichen Bewirtschaftung genommen und entwickele sich kontinuierlich zu einem Naturwald. Alle Baumalter von einem Jahr bis zu 170 Jahren sind hier nebeneinander vertreten. Ernst Happel betonte dabei die besondere Bedeutung des Waldortes Gründchen in Verbindung mit dem Vogelsberggarten als Teil des Naturparkes Hoher Vogelsberg. Seit 2014 sind Teile des Gründchens auch Schulwald für die Schlossbergschule Ulrichstein.

Vorbereitung Nachsuche

Die naturinteressierten Teilnehmer des Walderlebnistages waren von der pflanzlichen Artenvielfalt überrascht, die sich hier vor allem im Frühling zeigt. Rund 200 Pflanzenarten konnten hier von dem Pflanzenkundler und Forstmann Ernst Happel aus Schotten kartiert werden. Darunter auch seltene Arten, wie Tüpfelfarn, Aronstab, Seidelbast, Sumpfdotterblume, Zweiblatt, Einbeere, Waldschlüsselblume und Türkenbundlilie. Zahlreiche seltene Vogelarten sind hier ebenfalls heimisch. Neben Schwarzspecht, Hohltaube, Wasseramsel und Eisvogel, auch Schwarzstorch und Rotmilan.

Der Einfluss des Rehwildes auf die Verjüngung und Entwicklung des Waldes war ein weiterer Themenschwerpunkt. An einer Verbissweiserfläche wurden durch den Forstbeamten Peter Kraus die Unterschiede bei der Höhenentwicklung und der Artenvielfalt der jungen Waldbäume innerhalb und außerhalb des Kleingatters anschaulich demonstriert. Den Abschluss des Walderlebnistages bildete die Schausuche mit dem Jagdhund auf einer über 20 Stunden zuvor gelegten Kunstfährte. Viel Beifall erhielt die Hundeführerin Petra Will aus Grünberg für ihre erfolgreiche Absolvierung der Suche mit ihrer Dachsbracke „Amber“. Einen weiteren Walderlebnistag veranstaltet HessenForst im Revier Feldatal am Sonntag, den 17. September mit dem Thema „Quellen im Wald – Quellen der Artenvielfalt“. Treffpunkt ist um 13.30 Uhr an der Schwalmquelle (Straße zwischen Meiches und Köddingen). (gr) +++


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