Rudi Baucke wiederholt nach 55 Jahren ersten einstündigen Alleinflug

31.08.17 - Nach 55 Jahren wiederholt Rudi Baucke seinen ersten Alleinflug. Der erfahrene Segelflieger startete am vergangenen Mittwoch (23.August) auf der Wasserkuppe zu einem einstündigen Rundflug. Dabei blickt Baucke auf ein ereignisreiches Segelfliegerleben zurück, durch das er in der ganzen Welt herumkam.

Kaum ein Ereignis, wie der erste Alleinflug, präge einen Segelfliege mehr. Wenn sich das Windenseil strafft oder beim Flugzeugschlepp das Motorflugzeug anrollt, schlage das Herz schon etwas schneller. Kein Fluglehrer könne am Doppelsteuer mehr mithelfen. Ab Startbeginn laute für den Flugschüler die Devise: „Allein mit Wind und Wolken“, wie es der britische Segelflugweltmeister der 50er Jahre Philipp Wills in einem Buch beschrieb.

Inzwischen 77 Jahre alt, blickt Rudi Baucke auf ein spannendes Fliegerleben zurück. Genau am 23. August 1962 hob er auf der Wasserkuppe zum ersten Alleinflug ab. „Noch dazu an meinem 22. Geburtstag, habe ich mich in das Abenteuer gestürzt,“ erinnert sich das Mitglied vom Aeroclub Schweinfurt. Damals habe der Leiter der Fliegerschule-Wasserkuppe Karl Kess aus Bad Kissingen auf Hessens höchsten Berg grünes Licht zum ersten Alleinflug gegeben. Das Erlebnis, das ungefähr fünf Minuten andauerte, habe ein sehr abwechslungsreiches Fliegerleben bestimmt, das inzwischen seit 55 Jahren einen großen Teil seines Lebens einnehme.

4.200 Flugstunden später wiederholte der in Bad Kissingen wohnhafte Baucke am 23. August nach 55 Jahren auf der Wasserkuppe seinen ersten Alleinflug, der bei diesem Mal eine Stunde dauerte. Symbolisch gab dazu Schulleiter Harald Jörges sein Okay, als Baucke mit dem Schulflugzeug ASK-21 auf der Wasserkuppe abhob.

Im Jahr 2015 wurde Baucke beim Deutschen Segelfliegertag in Freudenstadt zum stellvertretenden Vorsitzenden der DAeC Segelflugkomission (Deutscher Aeroclub) gewählt. Zum Jubiläumsflug gratulierte ihm auch der DAeC Vizepräsident Michael Rottland, der an diesem Tag als Fluglehrer auf der Wasserkuppe tätig war. 55 Jahre engagierte sich Baucke beim Aeroclub Schweinfurt sehr intensiv für den Segelflug.

40 Jahre lang habe er sein eigenes Flugzeug genutzt. Zuletzt flog er eine ASH-25 der Firma Schleicher aus Poppenhausen. Mit diesem Hochleistungsdoppelsitzer sei Baucke in den Segelflugparadiesen der Welt unterwegs gewesen. Zweimal habe er die großartige Landschaft der argentinischen Alpen erleben können. Hoch in den hebenden Luftströmungen der Anden habe Baucke in einer teils menschenlehren Landschaft aktive Vulkane und weite Seen überflogen.

Insgesamt zehn Mal habe es den bis vor vier Jahren erlebnisorientierten Piloten nach Namibia gezogen. Im dortigen Segelflugparadies sei er zu Flügen über ausgedehnten Wüstenlandschaften abgehoben. Jeder Pilot, der einen 1000. Kilometer Flug schaffe, dürfe auf der Bitterwasserfarm danach eine Palme pflanzen. Als Nebeneffekt könne man dem heimischen grauen Winterhimmel entfliehen.

51 Flüge über 1.000 Kilometer habe der Bad Kissinger mittlerweile in seinem Flugbuch eingetragen. Davon könne der Überwiegende Teil der derzeit etwa 30.000. beim DAeC registrierten Segelflieger nur träumen. Denn 1.000 Flüge erforderten immer noch ein großes Pilotenkönnen.

Seit vier Jahren lässt es Baucke aber etwas gemütlicher angehen: „Jetzt fliege ich mehr erlebnisorientiert und genieße das stille Dahingleiten noch mehr“. Als Pensionär bringe er seine große fliegerische Erfahrung nun im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der DAeC Segelflugkomission ein.

Immer wieder sei die Wasserkuppe sein Ziel. Erst kürzlich habe Baucke dort einen 92. Jährigen Förderer des Flugsports geehrt. Dabei sei im Gespräch mit Schulleiter Harald Jörges der Wunschentstanden, den ersten Alleinflug nochmals symbolisch zu wiederholen. Der habe viel Freude bereitet, berichtete der Jubiläumspilot Jörges, der ihm nochmals herzlich gratulierte. (Lothar Schwark) +++