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Gruppenbild am Restaurant "Talblick" - Foto: Dieter Graulich

HERBSTEIN Treffen der Rheumaliga-Funktionsgruppe

Packender Vortrag über die turbulente Geschichte des Vogelberger Höhenclubs

31.08.17 - Den Hoherodskopf hatte sich jetzt die Rheumaliga-Funktionsgruppe Herbstein als Ziel ihres Gesprächskreises ausgesucht. Im Mittelpunkt stand dabei ein Vortrag von Jürgen Uwe Klein (Nidda) über Gesamt-VHC im Restaurant "Talblick". "!Die Geschichte des ,Vogelsberger Höhenclubs' (VHC), so war vom Vorsitzenden Klein zu hören, "reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Das Gebiet wie der Vogelsberg war in früheren Zeiten eine ganz und gar vereinsamte Mittelgebirgslandschaft, die kaum Beachtung fand. Hier gab es eigentlich nur arme Leute, die durch schwere Landarbeit in diesem kargen Gebiet ihr hartes Brot erwerben mussten ohne jede Verkehrsanbindung an die nächste Kleinstadt. Sie waren sich in ihrer wirtschaftlichen Not selbst überlassen.

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte eine lange wirtschaftliche Notzeit, die sich besonders durch zwei Misse-Ernten bei der Bevölkerung im Vogelsberg noch verschlimmerte. Hunger und Not erzeugten Kämpfe um das nackte Überleben, es kam vereinzelt zu Aufständen, die in der ,Deutschen Revolution' von 1848 gipfelten. Zwar wurden die Ziele der Revolution nicht erreicht, doch gab es nach 1849 eine Aufwärtsentwicklung, wie sie noch nie da gewesen war. Der Aufbau der deutschen Industrie begann. Auch im Vogelsberg atmete man auf. Die Bevölkerung, besonders die Jugend, wanderte allerdings immer stärker in die Städte ab, außerdem nahm die Zahl der Auswanderungen nach Amerika rapide zu.

Auch am Vogelsberg ging diese schwerwiegende Entwicklung nicht vorüber, und so kam es teilweise zur Auswanderung ganzer Dörfer wie zum Beispiel Pferdsbach bei Büdingen oder Wernings im Tal bei Wenings. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und der Gründung des deutschen Reiches, setzte sich der große wirtschaftliche Aufschwung fort, der auch den Vogelsberg erreichte. Hinzu kam aber auch eine Erstarkung des ,Heimatgefühls' und mit dem Gefühl der neuen Freiheit auch der Wunsch, die einzelnen Gebiete Deutschlands kennen zu lernen. Es entstanden überall Gebirgs- und Wandervereine mit dem Ziel, die verschiedenen Landschaften des Deutschen Kaiserreiches besser kennenzulernen. Der Taunusklub wurde 1868 in Frankfurt, der Rhönklub 1876 in Fulda, der Odenwaldklub 1882 in Darmstadt und der Eifelverein in 1888 gegründet. 1883 wurde für die Vereine der Dach-Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine in Fulda gegründet.

Diese Bestrebungen und Ideen fanden auch im Vogelsberg lebhaften Anklang, und man wollte nun auch einen Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs in der Region gründen, um den Vogelsberg erst einmal bekannt zu machen. Die Gründungsversammlung fand am 22. Juni 1881 im Posthäuschen (später „Würzburger Hof“) in der Vogelsbergstraße 52 statt. Am Mittwoch, 29. Juni 1881, wurde über die Vereinssatzung beraten und die Wahl des vorläufigen Vorstandes vorgenommen. Als provisorischer Ausschuss wurden gewählt: Postverwalter Cellarius, Oberamtsrichter Fresenius, Steuerkommissär Klingelhöffer, Oberförster Stirn, Rechner Wolfschmidt.

Bis zum September 1881 hatten sich 14 Sektionen mit über 300 Mitgliedern gebildet und am 14. September fand bereits die erste Generalversammlung in Ulrichstein statt. Der vorläufige Ausschuss wurde nun endgültig als „Central-Ausschuss“ gewählt und Schotten als ständiger „Vorort“ (heute Vereinssitz) bestimmt. Adalbert Klingelhöffer wurde als Präsident des Gesamtvereins für drei Jahre gewählt. Die Ziele des 1881 gegründeten Vereins VHC gemäß den Gründungsstatuten: ,Der unter dem Namen Vogelsberger Höhen Club am 15. und 22. Juni 1881 in Schotten gegründete Verein bezweckt einesteils, den Besuch des Vogelsberges zu erleichtern und annehmlicher zu machen durch Aufstellung von Wegweisern, Verbesserung der Gebirgswege, Herstellung von Aussichtspunkten und Ruheplätzen sowie durch Ausbildung von Fremdenführern und Einwirkung auf Verbesserung der Gasthäuser, andernteils, die Kenntnis des Gebirges in naturwissenschaftlicher, historischer und topographischer Beziehung zu fördern und durch Vorträge, gesellige Zusammenkünfte und gemeinschaftliche Exkursionen, überhaupt durch Wort und Schrift das Interesse für das Gebirge anzuregen und zu erhalten.'

Wie sehr der junge VHC einem wirklichen Bedürfnis entsprach, bewies die Gründung von 17 Zweigvereinen innerhalb des ersten Jahres an folgenden Orten: Alsfeld, Birstein, Büdingen, Darmstadt, Gedern, Gießen, Grünberg, Herbstein/Grebenhain, Hirzenhain, Homberg/Schweinsberg, Laubach, Lauterbach, Nidda, Ortenberg, Schlitz, Schotten, Ulrichstein. In der Folgezeit bildeten sich weitere Zweigvereine in Hungen, Kirtorf, Langen, Stockhausen, Altenstadt, Grebenhain, Herchenhain, Lich, Wächtersbach/ Schlierbach, Salzschlirf. Im Jahre 1901 schloss sich der Gießener Vogesenclub als Zweigverein Taufstein dem Gesamt-VHC an. Damit war zunächst eine gewisse Stabilität eingetreten. Auch die Mitgliederzahl mit 1.500 hatte sich in dieser Zeit ziemlich auf gleicher Höhe gehalten."

Heute hat der Gesamt-VHC 30 Zweigvereine mit rund 3.500 Mitgliedern, war abschließend von Gesamt-VHC Vorsitzenden zu hören. Vom Leitungsteam der Funktionsgruppe erhielt Klein, als Dank für den hochinteressanten Vortrag, ein Präsent bestehend aus Vogelsberger Wurstspezialitäten. Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken wurde die Gelegenheit zu einem kleinen Rundgang auf dem Hoherodskopf-Plateau genutzt. (gr) +++


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