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Ingrid Czwalinna und Diana Medler-Woepe - Fotos: privat

FULDA/FRANKFURT "Eine echte Erfahrung"

Viele osthessische Ehrenamtliche bei Bombenentschärfung in Frankfurt

05.09.17 - Es war die größte Evakuierungsaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte: Rund 70.000 Einwohner Frankfurts mussten am gestrigen Sonntag ihr Heim wegen einer Bombenentschärfung verlassen. Nachdem der Kampfmittelräumdienst zunächst die drei Zünder der 1,8 Tonnen schweren Bombe entfernt hatte, mussten zwei steckengebliebene Sprengkapseln gelöst werden. Nach rund sechs Stunden konnte Frankfurt wieder aufatmen. Während die Entschärfung überall im Vordergrund stand, waren zahlreiche ehrenamtliche Helfer – auch aus Osthessen – im Hintergrund aktiv und betreuten bis in die Nacht die Evakuierten.

Rund 70.000 Menschen aus einem Evakuierungsumkreis von 1,5 Kilometern mussten ihre Wohnungen verlassen und hofften, schnell wieder nach Hause zu können. Während alle die Daumen drückten, waren die ehrenamtlichen Helfer unermüdlich im Einsatz. Mit dabei war auch Diana Medler-Woepe aus Neuhof. Die 47-Jährige gehört seit 13 Jahren der DRK-Reiterstaffel Fulda an. Gemeinsam mit Ingrid Czwalinna und Jürgen Schmitz fuhren sie mit 20 weiteren Helfern des DRK Fuldas (darunter auch die Bergwacht) nach Frankfurt. "Das DRK hat spontan Leute gesucht, die die Menschen betreuen - auch falls etwas schiefgehen sollte", erklärt Medler-Woepe.

Gegen Mittag trafen sich die Freiwilligen in Fulda und brachen nach Frankfurt auf, um die Helfer, die bereits stundenlang im Einsatz waren, abzulösen. "Wir waren alle total motiviert", beschreibt die 47-Jährige die Stimmung und Einsatzbereitschaft. Wie Christian Erwin, Kreisbereitschaftsleiter des DRKs Fulda, erklärt, führten fünf Leute den Einsatzstab von Fulda aus, 15 Helfer waren in der Jahrhunderthalle aktiv und sechs Einsatzkräfte im Rahmen des Katastrophenschutzes bis in die Nacht hinein unterwegs. "Es standen alle unter Strom. Jeder war gewillt mitzumachen und niemand wollte heim", sagt Erwin.

Wie Medler-Woepe erklärt, waren in der Jahrhunderthalle knapp 400 Leute, die es zu betreuen galt. "Wir haben uns überwiegend um die älteren Menschen gekümmert und geschaut ob sie etwas an Getränken und Essen brauchen, Hilfestellung gegeben und vielen auch Orientierung geboten. Den Meisten war es aber wichtig, dass wir einfach ein offenes Ohr haben. Zum Schluss haben wir die Leute zu den Autos begleitet, bevor sie nach Hause gefahren wurden."

Foto: dpa

Rund zwölf Stunden war Medler-Woepe unterwegs, um den Menschen in Frankfurt zur Seite zu stehen. "Es war eine wirklich positive Erfahrung. Es hat mir Spaß gemacht." Der Einsatz sei von einer entspannten, herzlichen und freundlichen Atmosphäre geprägt gewesen. "Die Leute hatten Angst, dass sie etwas nicht mitkriegen oder ihr Hab und Gut zu Schaden kommt." Doch das habe die Stimmung nicht beeinflusst. Auch bei den Helfern, die aus den verschiedensten Regionen und von unterschiedlichen Organisationen kamen: "Wir sind wie eine Familie. Jeder kann zu jedem kommen. Der Einsatz war echt eine Erfahrung wert." Und eins ist sicher: Diana Medler-Woepe hat mit vielen interessanten Menschen gesprochen und Begegnungen gehabt, die sie so schnell nicht vergessen wird.

Ein erfreuliches Überraschungsmoment hatte auch Winfried Uth vom Fuldaer Unternehmen Marotech: In einem Beitrag der Hessenschau entdeckte der Unternehmer, dass die 1,8 Tonnen schwere Bombe mit den Zurrgurten von Marotech transportiert wurde. „Das Rot der Gurte fällt auf“, erzählt Uth: „Das war ein reiner Zufall. Und jetzt kann man scherzhaft sagen: Auch die Gurte von Marotech sind bombensicher.“

Knapp 3000 Helferstunden leisteten die Malteser am vergangenen Wochenende bei der ...Foto: Malteser Hilfsdienst e.V.

Unter den Einsatzkräften der Malteser waren auch 13 Einsatzkräfte aus der Diözese Fulda mit insgesamt 250 Einsatzstunden sowie zehn Fahrzeugen für den Krankentransport. Denn verstärkt kamen die Malteser vor Ort zum Einsatz, wenn Menschen mit körperlichen Behinderung oder Mobilitätseinschränkung sicher aus der Gefahrenzone transportiert werden mussten. Mit speziell ausgerüsteten Fahrzeugen u.a. zum Transport von Rollstühlen war man für diese Aufgabe besonders vorbereitet und ausgerüstet, um beispielsweise auch Altenheime evakuieren zu können.

„Wir freuen uns, dass wir alle Menschen, die uns anvertraut wurden, sicher und gut aus der Gefahrenzone raus und später wieder in ihr zu Hause zurück bringen konnten. Wir blicken insgesamt auf einen ganz besonderen, aber ruhigen und reibungslosen Einsatz zurück“, berichtet Thorsten Staarmann, der als Bereichsleiter für die Malteser den Einsatz im Katastrophenschutzstab erlebte. Staarmann selber ist seit Mittwoch im Einsatz. Seit diesem Zeitpunkt liefen bei den Maltesern die Vorbereitungen für das Einsatzwochenende: das Einrichten eines Einsatzstabs, Materialaufrüstung oder auch die Beantragung der Arbeitgeberfreistellungen für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer aus dem Katastrophenschutz.

Haben auch Sie sich in Frankfurt ehrenamtlich engagiert? Dann schicken Sie uns gerne Ihr Foto. (Julissa Bär) +++


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