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Die Therme nachts - Fotos: Marius Auth

BAD SALZSCHLIRF Sanierung zwecklos, Neubau braucht Investor

"Schwarzer Tag für Bad Salzschlirf": Aquasalis-Therme dauerhaft geschlossen

15.09.17 - Im Wellness- und Gesundheitsmarkt hat die osthessische Gemeinde Bad Salzschlirf ihre Nische gefunden: Wohlfühl-Angebote zu fairen Preisen und nicht zuletzt die Gesundheits- und Fitness-Therme Aquasalis bescheren 220.000 Übernachtungen im Jahr. Sanierungsbedarf und technische Probleme hatten das 1978 eröffnete Bad zuletzt in die Schlagzeilen gebracht, jetzt wurde dem touristischen Zugpferd endgültig der Todesstoß versetzt: Nach neuesten Gutachten ist eine Sanierung zwecklos, für einen Neubau werden Investoren dringend gesucht. Die Therme bleibt ab sofort geschlossen.

(v-li): Gabriele Hager Geschäftsführerin Touristik- und Service GmbH, Bürgermeister ...

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Vor kurzer Zeit war noch davon ausgegangen worden, dass die Aquasalis-Therme bis Ende dieses Jahres oder gar bis ins nächste Jahr betrieben werden kann, dafür waren selbst Wartungs-Intervalle an der maroden Technik verändert worden. Am Donnerstagabend waren bei der Dringlichkeitssitzung der Gemeindevertretung im Gemeindezentrum die versammelten Hoteliers und Gewerbetreibenden geschockt, als Bürgermeister Matthias Kübel (CDU) den aktuellen Stand verkündete: "Für Bad Salzschlirf ist die dauerhafte Schließung ein Desaster, aber nicht nur die Umsatz-Einbußen schlagen zu Buche: Auch die Grundkosten bleiben bestehen. Darlehensverbindlichkeiten von 100.000 Euro im Jahr, auch für die Errichtung des Klangdoms, müssen ebenso berücksichtigt werden", so Kübel. Sofortmaßnahmen sind in Zusammenarbeit mit den Hoteliers ausgearbeitet worden: Ein Ersatzverkehr in die Therme nach Herbstein sowie als Alternative nach Lauterbach soll die Attraktivitäts-Einbuße kompensieren, die Bedeutung für die kleine Gemeinde wurde am Abend klar: "Das ist die größte Herausforderung, der sich Bad Salzschlirf je stellen musste", so Kübel.

Auch Fraktionschef Frank Post (FWL) verdeutlichte die Konsequenzen: "Es war lange bekannt, dass die Therme nicht den heutigen Anforderungen entspricht. Ab heute haben wir für Gäste und Schwimmfreunde keinen Ort, das Thermalwasser, dem auch medizinische Wirkung zukommt, genießen zu können. Das Schulschwimmen fällt natürlich auch weg. Technik, die mindestens 40 Jahre Salzwasser erlebt hat, ist irgendwann durch. Filteranlagen, Wärmetauscher und andere reparaturbedürftige Anlagen haben in den letzten zwei Jahren immer wieder zur kurzfristigen Schließung geführt. Dadurch sind die Besucherzahlen deutlich gesunken: 2007, zur Eröffnung des Klangdoms, hatten wir über 120.000 Gäste in der Therme, inzwischen sind wir bei weit unter 80.000. Wir befinden uns leider in trauriger Gesellschaft: 2016 wurden 6.700 öffentliche Bäder betrieben, zwischen 2007 und 2015 haben 1.500 Bäder geschlossen", so Post.

Bürgermeister Matthias Kübel

Frank Post Vorsitzender FWL-Fraktion

Steffen Blum Vorsitzender CDU-Fraktion

Mitglieder der FWL-Fraktion


In den vergangenen Monaten wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die Kosten für einen Neubau zu ermitteln: Mindestens 13 Millionen Euro würden benötigt, so Kübel. "Dann hätten wir noch lange kein großes Luxus-Bad wie in Erding oder Sinsheim, sondern ein kleines feines Bad, das unseren Erfordernissen in Sachen Kuranwendungen entspricht. Für einen Kurort mit 3.300 Einwohnern sind das unvorstellbare finanzielle Dimensionen", so Kübel. Die Belastungen für den Bürger sollten minimal bleiben. Am Abend wurden die drei Handlungs-Varianten diskutiert: Eine dauerhafte Schließung der Therme würde laut einer in Auftrag gegebenen Studie einen wirtschaftlichen Schaden von 3,6 Millionen Euro pro Jahr für den Ort verursachen. Das mache den Neubau zur einzig sinnvollen Option, zumal zahlreiche Hotels und Kliniken sowie der Bad-Status direkt von der Therme abhängen, so Kübel. Wenn die Therme von der Gemeinde selbst gestemmt würde, müssten mindestens 130.000 Gäste jährlich gewonnen werden, um die Kostenbelastung, mit den Eintrittspreisen gegengerechnet, bewältigen zu können. Deswegen müsse ein leistungsstarker Partner gewonnen werden, der Erfahrung im Betrieb einer Therme habe. Für eine Ausschreibung auf dem Markt seien die Gelder inzwischen freigegeben worden, so Kübel.

Martin Post, Vorsitzender Gemeinschaft Handel und Tourismus (GHT)

Kurt Decker, Inhaber Hotel Schober am Kurpark

Dr. Cartz Beogislav, Chefarzt Reha-Klinik Dr. Wüsthofen


In den Gremien hat man sich das Ziel gesetzt, eine Fördersumme von 50 Prozent zu erreichen, "ein sportliches Ziel", wie auch der Bürgermeister zugesteht. Man stünde an einem echten Schicksals-Punkt, so FWL-Fraktionschef Post, aber auch Gründervater Eduard Martiny sei in den 1830er-Jahren auf der Suche nach Geld gewesen, um die Brunnenbohrungen realisieren zu können. Alleine ein Austausch der Enteisungs-Anlage würde 100.000 Euro kosten, die fragile Statik im letzten Gutachten habe die sofortige Schließung auch zum Schutz der Gäste nötig gemacht. Gespräche mit Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und dem hessischen Finanzminister Dr. Thomas Schäfer sowie Fuldas Landrat Bernd Woide als auch mit Vertretern von Bund und EU sind bereits geführt worden, um Fördermittel zu generieren. Die Gemeindevertreter haben Fahrten nach Bad Orb, Bad Endbach, Bad Soden, Bad Sulza und Bad Nauheim unternommen, um bei den dortigen Thermenbetreibern Bertriebsmodelle zu begutachten. Drei bis vier Jahre kann es nun dauern, bis ein erhoffter Neubau steht - wenn alles gut läuft.

(v.li) Steffen Blum und Dr. Georg Betz (beide CDU)

Jan Lenz, "Apotheke am Kureck"


"Es gibt in Deutschland eine kleine Branche, die Solebäder betreibt. Bis zu 130.000 Gäste pro Jahr machen Bad Salzschlirf zu einem attraktiven Standort. Ob der Neubau im Zentrum am Weidenpark oder vor den Toren der Stadt errichtet wird, ist noch offen. Aber natürlich wollen wir die Frequenz im Zentrum erhalten, um auch eine Belebung der umliegenden Häuser zu gewährleisten", so Kübel. (Marius Auth) +++


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