Tauben, Kaninchen oder Wachteleier - Kleintiermarkt litt unterm Regenwetter

Er ist morgens um vier Uhr aufgestanden, hat seine Wellensittiche eingepackt und ist dann zwei Stunden gefahren, um rechtzeitig einen guten Standplatz hinter dem Gasthof Giebel zu bekommen. Der Händler aus Thüringen – der partout seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will – hofft, einige der Vögel zu verkaufen und vielleicht auch ein Schnäppchen zu machen und „frisches Blut“ für die eigene Zucht mit nach Hause zu nehmen. Er ist einer von etwa 50 Händlern, die auf dem traditionsreichen „Eiterfelder Taubenmarkt“ auf gute Geschäfte hoffen.

Dabei geht es in der Straße "Am Taubenmarkt" und im Hof des Gasthofes "Zum Weißen Roß" schon lange nicht mehr nur um Tauben – vorgestellt und zum Kaufen oder auch Tauschen werden von den osthessischen und thüringischen Kleintierhalter über 1.000 Tiere wie etwa Geflügel, Hasen, Enten, Meerschweinchen, Kaninchen und viele Vogelarten bis hin zu „Wachteleiern zum Selbstausbrüten“. Die Mauer zum angrenzenden örtlichen Friedhof ist vollgestellt mit Kartons, Käfigen und anderen Behältnissen mit flatterndem Getier.

Das regnerische Wetter sorgte am gestrigen Samstag bei dem Saisonauftakt für verhaltene Geschäfte und etwas weniger Kaufinteressenten. Den Taubenmarkt gibt es eigentlich nur in den Monaten Oktober bis April jeweils am 1. Samstag im Monat – diesmal war der Termin wegen des Feiertages am 03. Oktober verlegt worden. Natürlich wird gefeilscht um die Preise, aber gleichzeitig gilt der „Taubenmarkt“ auch als eine Informationsbörse von Tierfreunden, bei der nicht zuletzt gefachsimpelt und viele Expertentipps ausgetauscht wurden.

So richtig locker saß das Geld am gestrigen Samstag bei den Käufern nicht. Der Verkauf laufe aber schleppend, beklagten einige Händler. Die Preise für die Tiere unterscheiden sich nach Gattung und nach Verwendungszweck. Eine „Schlachttaube“ gab es schon für etwa zwei bis drei Euro pro Stück, während man für eine Zuchttaube gut das Fünffache hinblättern muss. Und war das Tiere bereits bei Preisschauen erfolgreich, dann gibt es auch „Zuschläge“.

Für einen Laien sehen die Tauben in seinem Käfig gleich aus. Doch es sind genug Experten da, die sich genau auskennen. Er aber kann die Tauben auseinander halten, kennt ihre Merkmale. Zuchthasen dagegen sind teurer als die gezüchteten Tauben. 30 bis 100 Euro kostet ein kuscheliges Ausstellungstier mit langen Ohren. „Diese werden regelmäßig gekämmt und gewaschen. Besondern häufig vor Preisschauen“, weiß ein junger Züchter, der mit seinem Hasen auch schon Erfolge verbuchen konnte. Ein anderer ist Taubenzüchter und mag an seinem Hobby, dass er so Leute aus ganz Deutschland kennen lernt. Damit widerlegt er auch das Vorurteil, alle Kleintierzüchter seien spießige Hinterwälder. Die Zuchtleidenschaft sei ähnlich wie Briefmarkensammeln, ist sich ein Grüppchen von Hasenhaltern einig – aber irgendwie doch auch ganz anders.

Zu den Besuchern des „Eiterfelder Taubenmarktes“ gehören Hobby-Kleintierzüchter genau so wie Familien mit Kindern. Während viele schon alleine das Anschauen der teils farbenprächtigen Tiere erfreut, schaffte es auch mancher Sprössling, seine Eltern zum Erwerb eines Kaninchens oder eines Wellensittich-Paares zu überreden. Und dazwischen mischten sich die „Profis“, die es schafften, mit einem gelöcherten Karton unterm Arm dem Kleintiermarktgetümmel zu entkommen. Und wenn auch nicht alle Wünsche wahr wurden – am 06. November ist der nächste Taubenmarkt „beim Griebel“ in Eiterfeld. (ma). +++

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