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Solo für René Kollo.. - Fotos: Ludwig Wagner
17.12.09 - DIPPERZ
Eine große Stimme in kleinem Rhönort: Auftritt von Star-Tenor René KOLLO
Es ist Nachmittag, kurz nach fünf, als ein unscheinbarer Mann mit lichtem grauen Haar, Mantel, Schal und einem Arztkoffer in der Hand den Kirchenraum betritt. Wer nicht weiß, dass es René Kollo ist, der Startenor, der einst ein Millionenpublikum vor den Fernsehschirmen mit seiner Musik verzauberte und der mit Dirigentenpersönlichkeiten wie Herbert Karajan und Leonard Bernstein zusammen arbeitete, der wird diesem Mann keine große Aufmerksamkeit beimessen. Mit kurzen aber freundlichen Worten begrüßt er im Vorübergehen den gerade probenden Gesangverein „Rhönstern“ aus Friesenhausen und verschwindet dann in der Sakristei. Es ist der bekannte Tenor René Kollo (72) und der Gesangverein „Rhönstern“ aus Friesenhausen, die an diesem Abend ein Konzert in der Kath. Pfarrkirche St. Antonius & St. Placidus geben.
Zwei Stunden später ist er kaum wiederzuerkennen. In seinem schwarzen Anzug mit Fliege steigt er leichtfüßig die Treppe zum Hochaltar hinauf und begrüßt die Zuhörer mit einem charmanten Lächeln . Das nun folgende Programm beschreibt er mit den Worten: „Ich singe heute die Musik, die aus den Programmen der Fernsehsender leider verschwunden ist.“ Alle sind gespannt was der einstige Startenor wohl noch so drauf hat und dann das erste Lied: „Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen“ aus der Feder des Komponisten Robert Stolz. Selbst Volksliedmuffeln ging da das Herz auf, als diese unglaublich warme, kräftige und gefühlvolle Stimme den Kirchenraum füllte. Es schien so als hätte sie nach all den Jahren nichts von ihrer Dynamik und Ausdrucksstärke eingebüßt.
Mit seinen humorvollen Anekdoten aus dem Leben berühmter Komponisten schaffte er nicht nur elegante Überleitungen von einem zum anderen Lied sondern sorgte auch für einige Lacher im Publikum. Neben volkstümlichen Liedern wie „Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde“ über Auszüge aus Opern („Caro mio ben“) bis hin zu geistlichen Liedern wie „Jesus bleibet meine Freude“ von J. S. Bach war für jeden Geschmack etwas dabei.
Begleitet wurde Kollo von dem walisischen Konzert-Organisten Nigel Hurley, der durch geschickte Registrierung und sein einfühlsames Spiel Stimme und Orgel meisterhaft vereinte. Auch bei den Solostücken wie Charpentiers „Prelude From Te Deum“, Bachs „Präludium in G-Dur“ (BWV 541) und Boellmanns bekannte „Toccata“ aus der „Suite Gothique“, zeigte Hurley ein Orgelspiel auf sehr hohem Niveau.
Nach einer kurzen Pause in der sich die Zuhörer mit Glühwein und Brezeln stärken konnten, folgte mit dem Gesangverein „Rhönstern“ aus Friesenhausen ein weiterer Höhepunkt des Abends. Angespornt durch Kollos Sangeskunst liefen die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Petra Hegmann zur Höchstform auf und begeisterten mit Stücken wie „Laudate Dominus“, „Advent der Christenheit „und dem Weihnachtsklassiker „Feliz Navidad“ das Publikum.Mit dem Lied "Ein Tag, ein Jahr, ein Leben", das für Rene Kollo zu seinem 70. Geburtstag geschrieben wurde, sollte ein unterhaltsamer, kurzweiliger Abend schließlich zu Ende gehen. Stehende Ovationen des Dipperzer Publikums ließen jedoch Rene Kollo nicht ohne eine Zugabe gehen. Gern war er bereit dieser Forderung nachzukommen und so bildete schließlich das von Gesangverein und René Kollo im Wechsel gesungene Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ den krönenden Abschluss eines außergewöhnlichen Konzertes.
Mit einer Autogrammstunde, bei der René Kollo Fotos und CDs signierte, zeigte sich der große Künstler nach seinem Konzert sehr publikumsnah. Viele Besuchter nutzten diese Gelegenheit um sich noch einmal persönlich bei ihm für einen unterhaltsamen Abend zu bedanken. (Michael Kramer) +++
...und der walisische Konzert-Organist Nigel Hurley..
Der Gesangverein "Rhönstern" mit René Kollo
..und beim "Solo"-Auftritt
Autogramme nach dem Konzert ...
Erinnerungsbild mit Musikern und Veranstalter (v. links) René Kollo, Michael Kramer und Organist Nigel Hurley