Voller Einsatz für die Szene: "Metal-Werner" rückt Rocker ins rechte Licht

25.04.24 - Wer in Osthessen Hardrock- und Heavy Metal-Konzerte besucht, kennt "Metal-Werner": Der 58-jährige Fotograf aus Fulda wollte eigentlich nur umsonst auf Konzerte gehen - inzwischen bekommt er Einladungen von Bands aus den USA und Südamerika.

Im kleinen "Kulturkessel" in Bad Salzschlirf spielen die Alternative Rock-Band "Darcy's Fault" aus Gersfeld und die Classic Rock-Band "The Vagrants" aus dem Sinntal. Vielleicht 25 Besucher sitzen an den Tischen, die Spannung steigt, zur Tür hinein kommt Werner Knorn: weiße Jeansjacke, Hut, die Bandmitglieder begrüßen ihn per Handschlag, jetzt kann's losgehen. Der Konzertfotograf ist inzwischen in ganz Deutschland unterwegs, Unmengen an Fotos stapeln sich auf seinen Festplatten. Davon profitieren auch die Bands: "Wir haben Werner beim Sinner Rock Festival kennengelernt. Werbung auf Social Media ist heute für jeden wichtig - und durch Metal-Werner kommen wir an professionelle Fotos, die wir kostenlos nutzen dürfen. So bekommt auch die lokale Musikszene eine größere Bekanntheit im Internet", erklärt Stephanie Heil, Sängerin von "Darcy's Fault".

Kameratechnik im Wert eines Kleinwagens

Ein Teil der Fotoausrüstung

Branding ist alles

"Metal-Werner", das ist inzwischen ein ganzes Team: Werner, Lebensgefährtin Ulrike und Sohn Lucas, außerdem eine Mitarbeiterin. Wenn die Festival-Saison ansteht, werden die Termine aufgeteilt: "Lucas mag Death Metal und Thrash Metal, außerdem Melodic Death Metal - wir machen Power Metal und Folk Metal", erklärt Werner, der immer zusammen mit Ulrike fotografiert, jeder zwei Kameras an den Hüften, um von Ultraweitwinkel bis Supertelebrennweite alles abzudecken. Im schweren Fotorucksack befindet sich Kameratechnik im Wert eines Kleinwagens - die Anfänge waren bescheidener:

Eingespieltes Team: Uli und Werner fotografieren Konzerte immer zusammen ...

Immer dabei: die Gehörschutzstöpsel

Lokale Bands, hier "Darcy's Fault" aus Gersfeld-Dalherda, profitieren von der Allgegenwart ...

"Ich habe mir 2015 eine Spiegelreflexkamera zugelegt und damit auch Konzerte fotografiert, weil ich Heavy Metal liebe. Das geht natürlich irgendwann ins Geld. Ein Kumpel hat mir gesagt: 'Du bist doch der Metal-Werner, mach' das zur Marke, mit eigener Website - und du kommst umsonst rein.' Anfangs war das schwer, sich so zu akkreditieren, aber inzwischen hat meine Website einen so hohen Bekanntheitsgrad erreicht, dass es keine Probleme mehr gibt." Ulrike schreibt die Konzertberichte, online findet sich so ein regelrechtes Who is Who auch regionaler Bands: "Die Metalszene in Osthessen ist klein, deshalb habe ich auch die Facebook-Gruppe 'Mehr Metal für Fulda und Umgebung' gegründet. Ob 'Unholy Minority' aus Flieden oder 'MYND' aus Schlitz - man muss die Perlen erstmal finden. Festivals wie 'Sinner Rock', 'Mise Open Air' oder 'Rhön Rock' schaffen da Aufmerksamkeit."

"Unabhängigkeit ist uns wichtig"

Aus Werner Knorn wurde "Metal-Werner" aus ganz eigennützigen Gründen: Als Fotograf ...

Und das Team von "Metal-Werner", das inzwischen nicht nur bei heimischen Bands und Konzertveranstaltern gern gesehen ist, sondern auch schon Einladungen von Bands aus den USA und Südamerika erhalten hat. Knorns sind Zeitungszusteller und arbeiten von 0 bis 7:30 Uhr - weit wegfahren ist außerhalb der Urlaubstage nicht drin. Geld verdient Metal-Werner nicht mit der Konzertfotografie: "Wir gehen auch nur zu Konzerten, auf die wir selbst Bock haben. Wir versuchen zwar immer, alle Künstler im besten Licht zu zeigen - aber Unabhängigkeit ist uns wichtig: Es gibt schon mal Bands, die fragen, ob wir Fotos von unserer Website löschen können - das geht gar nicht", so Knorn. (mau) +++