Rehe fressen Grabschmuck auf Fuldaer Friedhof - jetzt werden sie gejagt - Archivfoto: OlN-Leser Frank Häberle

FULDA Waffe und Zaun gegen Tiere

Rehe fressen Grabschmuck auf Fuldaer Friedhof - jetzt werden sie gejagt

01.05.24 - Wer an ruhigen Tagen den Fuldaer Zentralfriedhof besucht, kann mit etwas Glück Rehe sehen, die sich dort offenbar wohl fühlen. Diese sollen jetzt aber abgeschossen werden - weil sie Grabschmuck abfressen.

Friedlich äst das Reh auf der Freifläche Richtung Westen am Rande des Fuldaer Zentralfriedhofes an der Künzeller Straße zwischen Heidelstein- und Kreuzbergstraße. Es ist Vormittag, mäßiges Wetter und nicht viel los auf dem weitläufigen Gelände. Die Rasenmäher der Stadtgärtnerei brummen von Ferne. Das Reh fühlt sich dadurch nicht gestört.

Rehe auf Fuldaer Friedhof: Tiere sollen abgeschossen werden

Archivfoto: ON/Maria Franco

Beunruhigen könnte das Tier aber der Hochsitz nebenan, von dem aus demnächst auf Rehe geschossen werden soll. Denn Friedhofsbesucher fühlen sich durch die Tiere gestört und beklagen, dass die Rehe sich auch an dem frischen Grabschmuck gütlich täten. Schon vor Jahren hatte es eine Jagdaktion gegen Kaninchen gegeben, die zwischen den Gräbern überhand genommen hatten. Das ist aber lange her.

"Wildschäden waren auf dem Zentralfriedhof der Stadt Fulda viele Jahre lang kaum ein Thema. Was anfänglich mit einigen wenigen abgefressenen Grabpflanzen begann, ist inzwischen zu einem flächendeckenden Problem geworden", berichtet Magistratspressesprecherin Monika Kowoll-Ferger. Seit 2021 erreichten die Friedhofsverwaltung regelmäßig Beschwerden über herausgezogene Pflanzen, abgezupfte Blüten und zerstörte Blumenrabatte.

"Die Verursacher waren schnell ausfindig gemacht – Rehe", so Kowoll-Ferger. Seitdem seien verschiedene Versuche unternommen worden, um das "Problem" in den Griff zu bekommen. Sieben Rehe sind nach Angaben der Stadt auf dem Friedhof derzeit aktiv. Nach den derzeitigen Plänen sollen alle abgeschossen werden, auch um Inzucht in dem Bestand vorzubeugen.

Jagd auf Friedhof nicht einfach möglich - Ausnahmegenehmigung erteilt

Anders als etwa in Wald und Feld ist eine Bejagung auf dem Friedhofsgelände nicht ohne weiteres möglich. Wie Wohngebiete zählen auch Friedhöfe zu den sogenannten befriedeten Bezirken, in denen die Jagdausübung untersagt ist und ausschließlich in begründeten Ausnahmefällen gestattet werden kann.

Kowoll-Ferger, Pressesprecherin der Stadt Fulda Archivfoto: ON/Carina Jirsch

Eine solche Ausnahmegenehmigung kann nur die Untere Jagdbehörde des Landkreises Fulda erteilen. Diese ist nun erteilt worden. Geschossen werden sollen die Rehe von jagderprobten Mitarbeitern der Stadtverwaltung, erläutert Kowoll-Ferger. Wann die Bejagung erfolgen soll, stehe aber noch nicht fest. Zunächst einmal solle eine Lücke im Zaun, durch die nach Mutmaßung der Friedhofsverwaltung die Rehe durchschlüpften, geschlossen werden.

Die Grabbesitzer wurden zudem durch Info-Flyer darüber informiert, was sie selbst dazu beitragen können, damit die Tiere die Grabbepflanzungen nicht mehr als Nahrungsquelle nutzen. Beispielsweise kann man Blumen und Sträucher pflanzen, die Rehe weniger mögen: Hortensien statt Rosen, Lavendel statt Margeriten, Flieder- statt Himbeerbusch. Die Rehe fressen mit Vorliebe frische Rosenblätter, Tulpen, aber auch getrocknete Kranz-Beeren. Chrysanthemen, Narzissen, Astern, Dahlien und Hyazinthen hingegen scheinen ihnen nicht zu schmecken. Wer kurzfristig seine Grabpflanzen und -blumen schützen möchte, kann sie auch mit einem feinen Netz sichern.
 

Stadt Fulda greift durch: Waffe und Zaun gegen Friedhof-Rehe

Des Weiteren wurde der Versuch unternommen, die Tiere durch einen Tierarzt fachgemäß betäuben zu lassen, um sie danach in ein benachbartes Waldrevier umzusiedeln – erfolglos. Der Grund war banal: Die Schützen verfehlten ihr Ziel, und die Rehe versteckten sich darauf für geraume Zeit vermutlich in einer Senke, die auf dem weitläufigen Friedhofareal Unterschlupf bietet.

Nach weiteren Terminen mit der Unteren Jagdbehörde des Landkreises Fulda und unter Hinzuziehung des Kreisjagdberaters wurden nun die Voraussetzungen für die Erteilung der Ausnahmeregelung für einen jagdlichen Eingriff geklärt. Um zu verhindern, dass weitere Tiere auf den Friedhof kommen, wird das Gelände im südlichen Bereich zusätzlich durch einen Wildschutzzaun gesichert.

Der genaue Termin für die Jagd ist zwar noch offen. Sie soll nach Kowoll-Fergers Einschätzung aber abends durchgeführt werden. Der Friedhof wird dann für Besucher abgesperrt. Die Bevölkerung werde rechtzeitig informiert. Für die Sicherheit sollen auch die erhöhten Ansitze sorgen, die von Mitarbeitern des städtischen Grünflächenamts aufgestellt wurden. Die Kugeln würden dann die Rehe in einer schrägen Flugrichtung treffen und danach in den Boden einschlagen.

Das Problem Wildfraß gibt es auch auf anderen Friedhöfen im Landkreis, ist aber wohl dort nicht so gravierend. "Wir wissen nicht, ob es Rehe, Hasen oder Kaninchen sind, die bei uns auf dem Friedhof etwas wegfressen", berichtet beispielsweise Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf (parteilos). Auch dort hatte sich vor wenigen Jahren ein Jäger auf die Lauer gelegt. (Bernd Götte) +++


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