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18.08.10 - Schlüchtern

Botanisch bedeutsames Naturschutzgebiet „Ratzerod“ besteht seit 25 Jahren

Eines der botanisch bedeutendsten Naturschutzgebiete im Main-Kinzig-Kreis feiert Jubiläum. 1985 wurden die ausgedehnten Mittelgebirgswiesen inmitten des waldreichen Spessart zum Naturschutzgebiet erklärt. Dabei weist der Name auch auf eine kulturgeschichtliche Besonderheit hin. Das knapp 80 ha große Waldwiesenareal liegt zwischen den Ortsteilen Schlüchtern-Hohenzell und Neuengronau und erhebt sich bis über 400 m ü. NN. Die Rechtsverordnung zum Schutzgebiet wird kommenden Donnerstag 25 Jahre alt. „Die für den Naturraum Sandsteinspessart seltenen Magerwiesen konnten“, so Regierungspräsident Johannes Baron, „dadurch für die Nachwelt gesichert werden“.

Das Schutzgebiet „Ratzerod“ ist der Rest eines ehemals mehr als 160 Hektar großen Grünlandgebietes. Die verbliebenen Grünlandflächen bilden heute ein vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Wiesentypen von trockenen Magerwiesen bis hin zu Feuchtwiesen mit einer hohen Vielfalt an seltenen und stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. „Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2010 zum Jahr der Biodiversität erklärt. Dabei leisten gerade Naturschutzgebiete einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und erfüllen wichtige Funktionen im Naturhaushalt“, erläutert Regierungspräsident Baron.

Neben den bunt blühenden Bergwiesen gehören auch mehrere kleine Bäche mit ihren typi-schen Ufergehölzen sowie schutzwürdige Laubwaldgesellschaften zum reichhaltigen Inventar des Gebietes. Floristisch besonders wertvoll sind jedoch die hochwertigen Vorkommen der landesweit seltenen Borstgrasrasen und Pfeifengraswiesen. Die Bestände dieser Wiesengesellschaften sind die bedeutendsten im hessischen Spessart. Bemerkenswert ist auch der Orchideenreichtum des Gebietes, darunter mehrere verschiedene Arten von Knabenkräutern. Sogar eine Biberfamilie hat sich hier inzwischen niedergelassen und bereichert mit ihren Bauten das Schutzgebiet.

Die für das Schutzgebiet typischen mageren Mähwiesen sind im waldgeprägten Mitteleuropa von Natur aus sehr selten und daher für den Naturschutz von unschätzbarem Wert. Um das Gebiet auf Dauer offenzuhalten und die wild lebenden Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, müssen die Wiesen auch weiterhin jährlich gemäht werden. Um ihre Nährstoffarmut zu erhalten dürfen die Magerwiesen nicht gedüngt werden.

Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren im Auftrag des Regierungs-präsidiums vom zuständigen Hessischen Forstamt Jossgrund verschiedene Pflegemaßnahmen durchgeführt. Dazu zählen der Rückschnitt von Gehölzen zur Freihaltung der Wiesen und der Abtrieb standortfremder Nadelhölzer. Auch

dürfen zum Schutz der sensiblen Tier- und Pflanzenarten, die Wege nicht verlassen werden. „Es wäre begrüßenswert“, so Regierungspräsident Johannes Baron, „wenn auch die Bevöl-kerung mithelfen würde, unnötige Störungen in dem Gebiet zu vermeiden“.

Hintergrundinformationen

Die Namensendung „rod“ deutet daraufhin, dass hier im Mittelalter Wald gerodet wurde, um Landwirtschaft zu betreiben. Die gleichnamige im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnte Ortschaft wurde aber spätestens im Dreißigjährigen Krieg wieder aufgegeben. Nach dem Wüst-fallen des Dorfes konnten die ortsfernen Flächen von den umliegenden Ortschaften nur noch extensiv als Weide und zur Heugewinnung bewirtschaftet werden. Aber auch diese Nut-zungsform wurde mit der Zeit unrentabel. Als Folge wurde ein großer Teil der mittelalterli-chen Rodungsinsel wieder mit Fichten aufgeforstet.

Wegen seiner botanisch überregionalen Bedeutung wurde das Areal inzwischen vom Land Hessen als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) auch unter europäischen Schutz ge-stellt. Damit ist es Bestandteil des länderübergreifenden Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Das ortsferne Gebiet wird von keiner Straße gequert, ist aber von einigen Parkplätzen aus gut zu erwandern. +++

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