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Die Unternehmensleitung und Berater... - Alle Fotos: Hans-Hubertus Braune
06.03.12 - FULDA
Die DURA-Gruppe gehört zu den ersten Unternehmen in Deutschland, die ein Sanierungsverfahren nach neuem Recht beim Amtsgericht Fulda beantragt haben, wie sie in einer Pressemitteilung erklärt. Möglich macht dies das neue ‚Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG)’, das am 1. März 2012 in Kraft getreten ist. Das Sanierungsverfahren soll in Eigenverwaltung durch die bisherige Geschäftsleitung fortgeführt werden. Die Geschäftsführung hat zur weiteren Unterstützung den Sanierungsexperten Rechtsanwalt Dr. Stefan Oppermann aus Nürnberg zum Handlungsbevollmächtigten berufen. Zudem hat das Amtsgericht Fulda Rechtsanwalt Ottmar Hermann zum Sachverwalter für die DURA-Gruppe bestellt. Er werde die Geschäftsleitung begleiten und überwachen, heißt es in der Mitteilung.
Kurzfristige Lieferanten-Forderungen in Höhe von rund vier Millionen Euro hätten das Unternehmen innerhalb der vergangenen drei Wochen in extreme Schieflage gebracht. Das neue Insolvenzgesetz biete nun die Chance, in Eigenverantwortung einen sicheren Weg aus der Krise zu finden. Man wolle alle 654 Arbeitsplätze erhalten und die Dura-Gruppe solle auch weiterhin in Familienbesitz bleiben. Das "ESUG"-Gesetz bietet der Dura-Gruppe vorallem Zeit. Maximal drei Monate wird der Lohn für die Mitarbeiter von der Agentur für Arbeit vorgestreckt. Die Verbindlichkeiten gegenüber den Lieferanten sind zunächst geparkt. Die Unternehmensleitung und ihre Berater wollen diesen Zeitpuffer nutzen, um ein schlüssiges Zukunftskonzept zu erarbeiten. Dies erklärten Geschäftsführer Schäfer, der Nürnberger Sanierungsexperte Oppermann und der Kölner Medienberater Pietro Nuvoloni am Dienstagnachmittag während einer Pressekonferenz in Fulda.
Ziel sei es, die DURA-Gruppe im Rahmen eines so genannten Planverfahrens in Eigenverwaltung zu entschulden, die zuletzt angeschlagene Liquidität nachhaltig zu verbessern und die entsprechenden Unternehmen wieder wettbewerbsfähig aufzustellen. Im Rahmen der Sanierung solle der Großteil der 654 betroffenen Arbeitsplätze erhalten bleiben. Der Geschäftsbetrieb und die Produktion sollen in allen Unternehmensbereichen uneingeschränkt weiterlaufen. Als größter deutscher Hersteller von textilen Bodenbelägen habe sich die DURA-Gruppe auf die Herstellung von Teppichböden für gewerbliche und private Kunden sowie auf die Innenausstattung von deutschen Premium-Automobilherstellern spezialisiert.
„Ich blicke auf motivierte Mitarbeiter, vertrauensvolle Kunden- und Lieferantenkontakte sowie auf ein operativ gesundes Unternehmen. Daher sehe ich gute Chancen für eine Sanierung“, sagt der vom Gericht beigestellte Experte Rechtsanwalt Hermann. Dafür spreche auch die Tatsache, dass die Firmenleitung des traditionsreichen Familienunternehmens rechtzeitig gehandelt und die Chancen für eine Sanierung nach der neuen Rechtslage erkannt habe. Rechtsanwalt Oppermann werde in den kommenden Wochen einen Sanierungsplan für die betroffenen Gesellschaften entwerfen und die Verhandlungen mit den Gläubigern begleiten. „Wir streben an, die bei den betroffenen Unternehmen bereits weit vorangebrachte Restrukturierung und Sanierung im Rahmen der Eigenverwaltung zügig zu vollenden und die Gläubiger möglichst optimal zu befriedigen“, so Oppermann.
Das Unternehmen investierte nach eigenen Angaben in den Jahren 2006 bis 2008 erhebliche finanzielle Mittel für Firmenzukäufe und Neugründungen im In- und Ausland. Mit den neuen Produktionsstätten habe die DURA-Gruppe vor allem den zunehmenden Anforderungen wichtiger Automobilhersteller entgegen kommen wollen, um im harten Wettbewerb bestehen zu können. In Folge der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 sei es in den Marktsegmenten Automotive und Objekt zu deutlichen Umsatzeinbrüchen gekommen. Zusätzlich verschärfe sich die Krise durch steigende Rohstoff- und Energiepreise, die nicht oder nur in geringem Umfang an Kunden weitergegeben werden konnten.
Die aus dieser Zeit resultierenden finanziellen Verbindlichkeiten gegenüber den Kapitalgebern konnten trotz voller Auftragsbücher und eines in 2009 konsequent eingeleiteten Sanierungsprozesses nicht vollständig aufgefangen werden, heißt es weiter in der Erklärung. Vor allem die Verkürzung von Zahlungszielen durch Lieferanten habe in den letzten Monaten die Lieferfähigkeit der jeweiligen Unternehmen beeinträchtigt. Die jetzige Restrukturierung diene in erster Linie dazu, die Versorgung der Kunden nachhaltig, termin- und mengengerecht sicherzustellen. Dr. Christian Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung der DURA-Gruppe, blickt optimistisch in die Zukunft: „Dieser Schritt versetzt uns in die Lage, uns erneut auf unser erfolgreiches operatives Geschäft zu konzentrieren. Dabei liegt unser Hauptaugenmerk darauf, die von uns gewohnte Lieferperformance wiederherzustellen und in den nächsten Monaten zwei neue Kollektionen einzuführen.“
Nicht betroffen vom gestellten Antrag seien der von der Dura-Gruppe unabhängige Wirth Fulda Konzern (FFF-Group) mit der Filzfabrik Fulda und deren in- und ausländischen Tochtergesellschaften sowie die Wirth Systems GmbH.
Zum Hintergrund:
Die DURA-Gruppe blickt auf eine fast 60-Jährige Firmengeschichte zurück. Das Unternehmen ist auf die Herstellung von hochwertigen Tufting- und Nadelfilz-Bodenbelägen sowie Automotive-Interior-Komponenten und -Einlegematten spezialisiert. Als Sanierungsspezialist mit jahrzehntelanger Berufserfahrung ist Dr. Stefan Oppermann in der bundesweit tätigen Curator AG tätig. Für Unternehmenskrisen größeren Umfanges steht bei Bedarf ein umfangreich verfügbares Netzwerk im In- und Ausland mit weiteren Spezialisten zur Verfügung. In der daneben beratend tätigen Kanzlei Pöhlmann Früchtl Oppermann Rechtsanwälte, Steuerberater, vereidigte Buchprüfer mit Hauptsitzen in München und Nürnberg werden Unternehmen in allen wirtschaftsrechtlichen Fragestellungen betreut und Unternehmenskäufe/-verkäufe begleitet. Die Kanzlei Hermann Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ist eine vor allem auf Insolvenzrecht, Sanierung und Gesellschaftsrecht spezialisierte Kanzlei. Sie verfügt über 13 inländische Büros und kooperiert seit vielen Jahren mit internationalen Sozietäten. Außerdem ist sie Mitglied im weltweiten unabhängigen Rechtsanwaltsverbund Lawyers Associated Worldwide (LAW). (pm / Hans-Hubertus Braune)+++
...erklärten die Situation bei Dura am Dienstagmittag während einer Pressekonferenz.
Die Dura-Gruppe sitzt mit einem Großteil der insgesamt 13 Tochterfirmen an der Frankfurter Straße in Fulda.
Rechtsanwalt Dr. Stefan Oppermann aus Nürnberg wurde zum Handlungsbevollmächtigten berufen.
Geschäftsführer Dr. Christian Schäfer will alle Arbeitsplätze der 654 Beschäftigten erhalten.
Keine Untergangsstimmung bei der Dura. Die Auftragsbücher seien voll.
Kurzfristige Forderungen der Lieferanten in Höhe von mehreren Millionen Euro haben die Dura-Gruppe in Schieflage gebracht...
...ein Sanierungskonzept mit Hilfe des neuen ESUG-Gesetzes soll den Fortbestand sichern.