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05.08.12 - Bad Neustadt/S.

Heilige Edith Stein: Statue der Märtyrerin wurde offiziell gesegnet

Wer sich den Platz zwischen der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Pfarr- und Gemeindehaus in der letzten Zeit mit offenen Augen angeschaut hat, wird die Statue der Heilig gesprochenen Märtyrerin Edith Stein längst entdeckt haben. Am Sonntag wurde sie in Anwesenheit ihres Schöpfers offiziell gesegnet. Der Name Edith Stein ist ebenso eng verbunden mit Bad Neustadt wie der von Professor Wilhelm Uhlig. Das Caritashaus in Bad Neustadt trägt den Namen der Heiligen, verschiedene Kunstwerke des Professors stehen an prominenten Stellen. Erinnert seien nur der Springbrunnen am Hohntor und die liegende Nymphe in Neuhaus ebenso wie der auffällige Brunnen an der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Und auch die Statue stammt aus den Händen Uhligs. An Professor Wilhelm Uhlig führt in Bad Neustadt eigentlich kein Weg vorbei. Der inzwischen 82jährige Oberfranke hat einst das Gymnasium in Bad Neustadt besucht. Sein erstes eigenes Atelier als Künstler bezog Uhlig im Hohntor. Viele Auszeichnungen und Preise waren Anerkennung für seine Werke, in denen er sich vor allem mit der menschlichen Figur auseinander setzte. Ausdruck seiner Beschäftigung mit dem Tierreich ist unter anderem die Taube vor dem Hohntor.

Als Uhlig den Auftrag erhielt, zur Heiligsprechung von Edith Stein im Oktober 1998 eine Skulptur von ihr für die Nürnberger Frauenkirche anzufertigen, verbrachte er viel Zeit im Karmelitinnen-Kloster in Rödelmaier. Dort studierte er die Lebensform der Nonnen und er ließ seine eigene Frau im Karmelitinnen-Gewand Modell stehen, um eine möglichst originalgetreue Figur fertigen zu können. Von dieser Figur hatte Uhlig eine Silicon-Form angefertigt, nach der später ein Bronze-Abguss entstand. Zusätzlich erhielt die Frauenfigur noch einen Davidstern zur Erinnerung an ihr Judentum. Diese Bronzefigur stellte Uhlig zunächst dem Karmel in Rödelmaier als Dauerleihgabe zur Verfügung. Damit brachte er den Schwestern seine Dankbarkeit zum Ausdruck, bei denen er häufig Stundengebete miterlebte und von deren Spiritualität er viele Anregungen erhielt. Als geistiger Vater der Karmeliten gilt der Prophet Elija, den die Heilige Schrift als inständigen Beter zeigt, der mit leidenschaftlichem Eifer für Gottes Ehre eintritt und ständig in Gottes Gegenwart lebt, erinnerte Uhlig, Überliefert ist dessen Ausspruch: „Es lebt der Herr, vor dessen Angesicht ich stehe.“ Vom Berg Karmel um die Quelle des Elija ging die Karmeliten-Bewegung aus, deren Kernsatz noch immer lautet: „Tag und Nacht im Gesetz des Herrn betrachten und im Gebet wachen“.

Auf Dauer gesehen war Professor Wilhelm Uhlig das Kloster Rödelmaier aber etwas zu abgeschieden für die kostbare Figur. Sie sollte mehr an die Öffentlichkeit gelangen. Zur Segnung nach dem Gottesdienst erinnerte er an die große Frau, die stets auf der Suche nach Sinn und Wahrheit gewesen sei und dabei zur Überzeugung gelangte, dass beides alleine bei Gott zu finden sei. Sein Wunsch, die Figur auf dem Kirchplatz von Mariä Himmelfahrt in Bad aufzustellen, fand bei Bürgermeister Bruno Altrichter prompt Gefallen. Er freute sich sichtlich über die weitere Bereicherung an der erst kürzlich in Pfarrer Alois-Friedrich-Platz umbenannten Örtlichkeit. Beide, sowohl Pfarrer als auch Heilige, hatten Haltung gezeigt in schweren Zeiten. Und so wünschte sich Altrichter, dass die Menschen innehalten an diesem Ort und die Vergangenheit reflektieren, damit diese unseligen Zeiten nie mehr wiederkehren mögen. Zusammen mit dem imposanten Brunnen Uhligs, der Papst Johannes XXIII. gewidmet ist und dem Kreuz, geschaffen von Lothar Bühner, passe die Dauerleihgabe in unmittelbarer Nähe hervorragend zum Gesamtbild des Platzes, freute sich Altrichter.      

Im Gottesdienst selbst hatte Stadtpfarrer Bernold Rauch ein umfassendes Bild von Edith Stein gezeichnet. Geboren wurde Edith Stein als elftes Kind von Siegfried und Auguste Stein in Breslau am 12. Oktober 1891 zu Yom Kippur (Versöhnungstag), dem höchsten jüdischen Festtag. Die Familie war gläubig und beging alle jüdischen Feste. Nach dem Abitur studierte sie Geschichte, Deutsch, Philosophie und Psychologie. 1916 erhielt sie den Doktortitel der Philosophie „summa cum laude“. Sie befasste sich mit dem Leben der Heiligen Theresa von Avila. Überliefert ist ihr Ausspruch „Das ist die Wahrheit.“ Damit trat sie zum Katholizismus über. Dennoch wurde sie im Nationalsozialismus als Jüdin verfolgt. Ihr letztes großes Werk: „Die Kreuzeswissenschaft" blieb unvollendet, erinnerte Rauch. Edith Stein wurde starb vermutlich am 9. August 1942 in Auschwitz-Birkenau als Schwester Theresia Benedicta a Cruce, die vom Kreuz Gesegnete. ( Auf dem Foto: Im Beisein ihres Schöpfers, Professor Wilhelm Uhlig, segnete Stadtpfarrer Bernold Rauch die Statue der Heiligen Edith Stein. Sie ergänzt würdig den Pfarrer-Alois-Friedrich-Platz vor der Stadtpfarrkirche. Foto: Gerlinde Partl). (ger)+++

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