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- Fotos: Klaus Scheuer

11.09.12 - Fulda

"Statisch, staubig und still?" - Nicht zur Konzertreihe auf Schloss Fasanerie

Statisch, staubig und still? - Nicht, wenn es ein musikalisches Denkmal zum Hören ist. Ein hörbares Denkmal ist erfordert zunächst etwas Phantasie. Sind Denkmäler doch meist alte Gemäuer, statisch, staubig und still. Dass es auch anders geht, ist seit Jahren eine Zielsetzung des "Tages des offenen Denkmals". Hier sollen Denkmäler in all ihrer Vielfalt und aus anderer Perspektive wahrnehmbar gemacht werden. Und Wahrnehmung funktioniert eben nicht nur über das Auge, sondern auch über das Ohr. Ein Denkmal kann man also hören, wenn es denn zum Klingen gebracht wird.

Die Konzertreihe in Schloss Fasanerie ist ebenso vielfältig wie es Denkmäler sein können, und so ist die Kooperation zum Tag des offenen Denkmals nicht nur naheliegend, sondern auch sehr erfolgsversprechend. Die Konzerte am Tag des offenen Denkmals unter dem Motto"Hör mal im Denkmal" haben nun schon eine gewisse Tradition. Musikalisch führte die Gruppe Selva della Musica das Publikum in die Klangwelt des Barock, und der Konzertsaal von Schloss Fasanerie erzeugte mehr als die historisch angemessene Resonanz eines barocken Konzertprogramms, er umfing Publikum wie Musiker auch mit der angemessenen Atmosphäre und öffnete somit die Ohren zum Hören aus etwas anderer Perspektive.

Selva della Musica sind vier Musikerinnen aus Köln, die allesamt auf historischen Instrumenten musizieren: Ursula Schmidt-Laukamp (Traversflöte und Blockflöte), Ilka Wagner (Fagott), Natalia Spehl (Cembalo) sowie die Sopranistin Soetkin Elbers. Letztere war kurzfristig für die erkrankte Vasiljka Jezovsek eingesprungen, was jedoch der Homogenität des Ensembles in interpretatorischer wie klanglicher Hinsicht in keiner Weise schadete.

Das Programm stand unter dem Motto "In der Süße des Vergessens" nach Georg Friedrich Händels Kantate für Sopran, Flöte und Basso continuo, welche im Zentrum der ersten Konzerthälfte stand. Die Triosonate in G-Dur für Flöte, Fagott und Basso continuo eröffnete das Programm. Das einzige Stück, bei dem die klanglich so vielfarbige Traversflöte zum Einsatz kam, zeigte gleich die Besonderheit der barocken Spielpraxis: die Sensibiltät der Dynamik zwischen dem in dieser Hinsicht recht statischen Cembalo und den umso variableren Blasinstrumenten, die weit entfernt von modernen Klangstandards im dynamischen Konzertieren eine aus heutiger Hörgewohnheit oftmals vergessene Vielfarbigkeit erzeugen.

In den beiden Gesangsstücken der ersten Konzerthälfte, Händels bereits erwähnter Kantate und Allesandro Scarlattis Kantate in gleicher Besetzung kam dies noch deutlicher zum Tragen, da sich hier die klare und reine Gesangsstimme der jungen Sopranistin höchst sensibel und zugleich ausdrucksstark in den Ensembleklang einfügen konnte. Wenn man die Spielpraxis auf historischen Instrumenten seit der Entdeckung der historischen Aufführungspraxis beobachtet, kann man feststellen, dass diese Instrumente inzwischen mit erfreulicher Selbstverständlichkeit gespielt werden. Die Interpreten ordnen sich nicht mehr sklavisch den aus moderner Sicht technischen Einschränkungen unter, sondern haben es gelernt, die Andersartigkeit der Instrumente produktiv zu nutzen.

Die drei Instrumentalistinnen von Selva della Musica machten dies nur allzu deutlich. Mit der den Instrumenten angemessenen Spieltechnik kann man auch ein Cembalo durchaus dynamisch spielen, wie es in der Solo-Suite für Cembalo von Händel zu hören war. Das historische Fagott vermag dann mehr Klangfarben melodische Beweglichkeit zu erzeugen als sein modernes Pendant, wie in Antonio Vivaldis a-moll-Trio für Flöte, Fagott und Basso continuo zu erleben, und die Blockflöte beweist ganz andere Gestaltungs- und variable Artikulationsmöglichkeiten als die moderne Querflöte.

All das setzt natürlich voraus, was die drei Musikerinnen mit Bravour unter Beweis stellten, nämlich, dass man sich ganz auf die spezielle Spieltechnik und vor allem die akustisch variable Behandlung der Instrumente einläßt und damit umzugehen versteht. Dies gilt natürlich in gleichem maße auch für die Gesangsstimme, die in einem barocken Ambiente anders klingen muss und kann, als auf der modernen Konzertbühne, eine Kunst, die die Sopranistin Soetkin Elbers in beeindruckender Weise beherrscht. Der Sommerabend in der Fasanerie gab einem ganz besonderen Konzert in ganz besonderer Atmosphäre den angemessenen Rahmen. (Klaus Scheuer)+++


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