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06.01.13 - NACHGEDACHT (1)
"Werft Eure Perlen nicht vor die Säue" - Gedanken von Christina LEINWEBER
6 Tage alt ist das Neue Jahr 2013 „schon" – Und? Hat sich bereits etwas Grundlegendes verändert? Zahlreiche Neujahrsvorsätze sind wahrscheinlich schon verworfen, eingegrenzt oder relativiert worden. Aber es gab doch einen Grund, warum man nochmal neu anfangen wollte, oder?! Was kann also nachhaltig durchs Jahr bringen? Am heutigen Sonntag, am Tag der Heiligen Drei Könige, können wir eigentlich erfahren, was uns wirklich mal helfen könnte – auch im ganzen neuen Jahr.
Drei Magier machen sich auf – aus dem weiten Osten – und reisen geführt von einem Stern am Himmel zu einem kleinen Kind. Scheinbar ganz zielgerichtet laufen sie, sogar einen ziemlich weiten Weg. Warum machen diese Leute das überhaupt? Sie laufen deswegen so weit, um zu Gott zu kommen – zu dem göttlichen Kind. Und was versprechen sie sich davon? Ganz abstrakt heißt Gottessuche oder Begegnung mit Gott ersteinmal Begegnung mit sich selbst – mit der inneren Einheit.
Das hört sich doch toll an, wer möchte nicht innere Einheit und seelische Stabilität? Ganz so einfach ist es dann eben doch nicht. Wir brauchen heute scheinbar auch so einen Stern und Mut genug, mal loszulaufen. Was ist dann unser Stern? Oder besser gefragt: Was kann unser Stern für 2013 sein, unser Vorsatz, der uns trägt und gut tut?
Dieses göttliche Kind, das die Heiligen Drei Könige gefunden haben, hat als Erwachsener Jesus von Nazareth viele Reden gehalten, die den Menschen helfen sollten, zu mehr Lebenssinn und mehr Stabilität zu finden. Und in einer besonderen Predigt, in der Bergpredigt, kann man einen Vorsatz für 2013 finden, der genug Potenzial hat, bedeutungstragend und richtungsweisend zu sein:
Jesus sagt: „Ihr sollt eure Perlen nicht den Schweinen vorwerfen, denn sie könnten sie mit ihren Füßen treten und sich umwenden und euch zerreißen." (Mt 7,6) Was wollte er damit sagen? Mit Schweinen wurde in der antiken Zeit etwas Unreines verbunden, mit Perlen war wie auch heute noch etwas Wertvolles gemeint. Jesus spricht hier nicht zarte oder sanftmütige Worte aus, vielmehr warnt er die Menschen ausdrücklich: Man soll niemandem etwas Wertvolles von sich geben, der es nicht zu schätzen weiß. Und schlimmer noch: Das Wertvolle könnte sogar „mit Füßen getreten werden", sogar so weit, dass man selbst zerrissen wird.
Dieser „Selbstschutzappell" hat wahrlich viele Einsetzungsbereiche im Leben: Ob im Beruf, in der Liebe oder im Alltag. Wenn man merkt, man gibt zu viel von sich und verliert sich selbst dabei, sollte man Grenzen ziehen. Denn das bringt wieder Stabilität oder Lebensfreude. Daher wünsche ich mir, dass der Satz "Da habe ich wieder Perlen vor die Säue geworfen." im neuen Jahr nicht mehr zu den gängigen Redewendungen gehört. (Christina Leinweber)
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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in das „schwarze" Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in das ebenso erzkatholische Paderborn. Heute ist sie freie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de – und bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und wird künftig in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer Sicht kommentieren. +++