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10.02.13 - NACHGEDACHT (6)

Die Arbeit als neue Religion? - Gedanken von Christina LEINWEBER

Die Arbeit als neue Religion? Sind wir geboren, um zu leben? Oder geboren, um zu arbeiten? Die Berufswahl ist eine wichtige Entscheidung, weit über die Hälfte unseres Lebens verbringen wir im Idealfall mit dem Job, acht Stunden oder mehr beschäftigen wir uns am Tag damit – manchmal auch am Wochenende und in der Nacht. Und auch wenn wir zu Hause sind, heißt das noch lange nicht, dass uns der Beruf loslässt – oft denkt man noch über den Arbeitstag nach oder plant schon den nächsten. Das heißt: Der Beruf macht uns scheinbar aus – gestaltet unser Leben und gibt ihm Struktur.

Manche Menschen behaupten, die Arbeit gebe ihnen Selbstvertrauen und mache sie glücklich. Sie finden Selbstverwirklichung in dem, was sie machen. Der Grund morgens aufzustehen, ist für sie, an die Arbeit zu gehen. So könnte man fast behaupten: Die Arbeit wird zur neuen Religion. Sie gibt Lebenssinn, Lebensmut und Lebenshoffnung – einen vollen Lebensinhalt. Menschen identifizieren sich über ihre Stelle, sie gibt ihnen einen Platz in der Gesellschaft.

Was aber ist mit den Stunden zwischen dem Job – und besonders – mit den Menschen zwischen den Arbeitsstunden? Freunde und Familie, Hobbies und das Zuhause: das alles gibt doch dem Leben genauso Struktur und Sinn? Und was ist aus den traditionellen Religionen geworden? Verschwinden sie immer mehr aus dem Leben?

Besonders dadurch, dass der Arbeitsmarkt sich immer im Wandel befindet – eine Stelle nicht mehr garantiert ist oder ein Orts- oder Firmenwechsel allzu oft in Kauf genommen werden muss, stellt sich die Frage: Inwieweit bestimmt mich mein Beruf wirklich? Was gebe ich ihm von meinem Leben oder was nimmt er mir von meinem Leben? Über seine Arbeit glücklich zu sein, ist natürlich nichts Schlechtes, vielmehr ist es etwas Schönes, Sinn in seiner Arbeit zu erkennen. Aber was ist mit den Menschen, die sich längst in der Arbeit verloren haben und ihre gesamte Identität darauf ausgerichtet haben? Ein Arbeitsverlust würde doch dann einen Lebensverlust bedeuten?

Somit stellt sich für jeden die Frage: Was macht mein Beruf aus mir und wie viel bin ich bereit, ihm von mir zu geben? (Christina Leinweber)+++

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - und derzeit bereitet sie sich auf ihr 1. Staatsexamen vor. Gleichzeitig ist sie freie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de, bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und kommentiert (meist an Sonntagen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++

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