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03.03.13 - NACHGEDACHT (9)

Haben Sie heute schon gefastet? - von Christina LEINWEBER

Meine Schwester sagt immer kurz vor der Fastenzeit mehr scherzhaft als ernst gemeint: „Ich faste grüne Gummibärchen, die mag ich sowieso nicht!" Etwas zu fasten oder etwas zu entbehren, das man sowieso nicht mag, erscheint fast als zu einfach. Verzicht soll doch nicht einfach sein, oder?

Aber man könnte das auch anders sehen: Ist es nicht doch richtig, das zu fasten, was man sowieso nicht mag? Die meisten Menschen mögen zwar Schokolade, aber bestimmt nicht mehr dann, wenn sie das zehnte Stück gegessen haben und längst wissen, dass alle Kalorien über Nacht ihre Klamotten enger nähen werden. Wie sieht es aus mit dem Alkohol? Ein Glas Wein soll sogar gesund sein, jedoch die nächste Flasche allein zu öffnen und morgens mit einem bösen Kater aufzuwachen, mag man das?

Mal nicht an Essen oder Genuss gedacht: Mag man es, zu streiten? Auch das kann zwar fördernd sein, wenn es in einer konstruktiven und respektvollen Weise passiert, aber anschreien, böse Dinge sagen und Wutanfälle bekommen ist doch wirklich für niemanden schön. Auch Streiten kann man lernen und reduzieren.

Was fastet man also? Es sollte beim Fasten nicht darum gehen, auf lebensnotwendige und lebensbereichernde Dinge im Leben zu verzichten, was letztendlich die Gesundheit und das Wohlbefinden erheblich stören würde – krankhafter Nahrungsentzug tut nicht gut und auch nicht für lange Zeit. Und was ist mit Genussmitteln? Wenn man Schokolade essen möchte, dann soll man dies tun, wenn man ein Glas Wein trinken möchte, dann auch. Es geht ja nicht darum, das Leben qualitativ zu vermindern, aber es sollte darum gehen, zu erkennen, dass Genuss auch in Überfluss umschlagen kann. Darauf sollte man wirklich verzichten: Über die Grenzen schlagen, denn das tut nicht gut.

Einmal einen Streit nicht herausfordern, denn man muss nicht über alles streiten – oder die Schokolade nicht immer zu Ende essen – und den Wein auch mal nicht bis zum letzten Tropfen leeren – solche Dinge sind doch schon erst einmal genug, um sagen zu können: Ich habe heute gefastet, was ich wirklich nicht mag (Christina Leinweber).

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - und derzeit bereitet sie sich auf ihr 1. Staatsexamen vor. Gleichzeitig ist sie freie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de, bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und kommentiert (meist an Sonntagen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++

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