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17.03.13 - NACHGEDACHT (11)
Einfach mal wieder an Wunder glauben - von Christina LEINWEBER
Kennen Sie das? Man spricht von einer Person oder denkt an sie und just in diesem Moment ruft sie an, kommt um die Ecke gelaufen oder sendet eine Nachricht? Dann sagt man „Wenn man vom Teufel spricht" oder man sagt „Dich hat der Himmel geschickt!" , weil man die Person gerade in diesem Moment am meisten brauchte. Auch ein „Gott sei Dank" oder „Zum Glück" ist in unseren üblichen Redewendungen oft gebräuchlich. Als in der letzten Woche der neue Papst gewählt wurde, beriefen sich die Kardinäle dabei auch auf Gott, der ihnen den Geist zur richtigen Wahl eingegeben habe. Wer beschert uns denn jetzt diese außergewöhnlichen Ereignisse: Der Teufel, Gott, das Glück oder der Himmel? Auch wenn der Urheber bestreitbar ist, jedenfalls passiert uns in diesen Situationen etwas Außergewöhnliches, das erst einmal unerklärbar bleibt.
Auch in der Bibel gibt es solch besondere Begebenheiten – wenn Wunder geschehen – Jesu ganz einfach Menschen heilt oder über den See läuft. Wie kann man das erklären? Erklären möchten wir heutzutage alles nur zu gern, dafür ziehen wir Normen und Naturgesetze heran, die feststehen, jedenfalls solange, bis sie niemand widerlegt. Den Grund für etwas zu wissen, gehört in unser neuzeitliches Denken. Aber wie sah das zurzeit Jesu denn aus, als Evangelisten von Wundern erzählten, die wir heute nur schwer glauben können und mit unserem Forschungsstand ganz einfach widerlegen können.
Ganz ehrlich: Es kam den Menschen nicht darauf an, dass da jemand gegen die Naturgesetze handelte. So würden wir heute denken. Aber für die Menschen zurzeit Jesu war es einfach nur wichtig, dass jemand etwas Besonderes tun konnte. Sie waren sogar so sehr davon angetan, dass sie es niederschrieben. Wenn uns heute etwas wirklich Besonderes passiert, dann tun wir es ab mit einem „Das war doch nur Zufall". Warum sind wir so kritisch? Freuen wir uns doch einfach darüber, wenn mal etwas passiert, das uns wieder an Wunder glauben lässt. Es gibt Unerklärliches, auch noch heute: Menschen werden wieder gesund, auch wenn Ärzte sie längst abgeschrieben haben, Menschen werden zu Lebensrettern in ausweglosen Situationen und so weiter und so weiter. Einfach mal wieder an Wunder glauben – das tut nicht weh und macht das Leben außergewöhnlicher. (Christina Leinweber)
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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - und derzeit bereitet sie sich auf ihr 1. Staatsexamen vor. Gleichzeitig ist sie freie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de, bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und kommentiert (seit elf Sonntagen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++