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- Fotos: Hendrik Urbin
21.08.13 - FULDA
Er ist einer der Größen in der Bundespolitik, ein Mann mit Stil und ein Politiker mit Namen, ein Markenzeichen. Aber er hat auch seine Schattenseiten: in Bundeswehrkreisen wird er respektiert, aber nicht geliebt. Die Rede ist von Verteidigungsminister Dr. Thomas de Maizière (CDU). Am gestrigen Dienstagabend kam er nach Fulda – auf Einladung des heimischen Bundestagsabgeordneten Michael Brand (CDU). Sein Ziel: das Deutsche Feuerwehr-Museum im Stadtteil Neuenberg. Er wollte den Dialog mit den Hilfsorganisationen. Das Thema: „Im Einsatz für Schutz und Sicherheit." Ein Spezialgebiet des Ministers, denn er führte in der Vergangenheit das Innenministerium von Sachsen, später das Bundesinnenministerium.
Gut 200 Gäste wollten den Dialog mit de Maizière. Es waren Mitglieder von Deutschem Roten Kreuz (DRK), Malteser Hilfsdienst (MHD), Technischem Hilfswerk (THW), Feuerwehr, Landes- und Bundespolizei sowie Reservisten – alle aus Osthessen, von Ehren- und Hauptamt. Die Kulisse vor dem Feuerwehrmuseum stand ganz im Zeichen des Blaulichts.
Der Verteidigungsminister schüttelte viele Hände. Zu den ersten zählte die von Oberbürgermeister Gerhard Möller, Landrat Bernd Woide (beide CDU) und dem Hausherrn Museums-Chef Rolf Schamberger. Kontakt knüpfte de Maizière bei seiner 90 minütigen Stippvisite auch zum Fuldaer Messe-Chef Dieter Udolph. Er richtet alljährlich die RETTmobil – das ist die internationale Leitmesse für Rettung und Mobilität – in der Domstadt aus.
In Osthessen sei es eine „gute Sitte" sich ehrenamtlich zu engagieren, sagte MdB Brand und lobte den „starken und kontinuierlichen Einsatz" der regionalen Hilfsorganisationen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit seien. „Ihre Leistungsbereitschaft ist enorm." Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Hilfs- und Rettungsorganisationen machen ihre Arbeit gerne und gewissenhaft, aber sie haben auch Sorgen und Nöte. Probleme, die auf den Nägeln brennen. Genau diese - es war ein bunt gemischter Strauß - gaben sie de Maizière, der als Bundesminister auch die Befehls- und Kommandogewalt aller Streitkräfte hat, mit nach Berlin. Er ist absoluter Experte, weiß genau Bescheid, machte sich Notizen und fragte auch kritisch nach.
MHD-Bundespräsident Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin sprach von einer „guten Entwicklung" des Katastrophenschutzes in den letzten zehn Jahren. Bund und Länder arbeiten hervorragend zusammen. Seine Sorgen aber: der Nachwuchs. „Die Zivildienstleistenden sind weggefallen. Das merken wir ganz deutlich." Der MHD-Präsident forderte auch „attraktive Bedingungen für die Helfer" sowie bei der Vergabe des Rettungsdienstes die Bindung an den Katastrophenschutz. Im zweiten Teil kritisierte von Brandenstein die Bestimmungen: wer hauptamtlich für eine Hilfsorganisation tätig ist, darf nicht ehrenamtlich aktiv sein. „Das tut weh."
„Das Einsatzaufkommen des Katastrophenschutzes ist nicht zu unterschätzen", sagte Stefan Merten, Geschäftsführer des THW in Osthessen. 970 Mitglieder zählt die Organisation in der Region Osthessen, 580 sind im aktiven Dienst. Merten machte deutlich, dass die Flutkatastrophe 2013 ohne die ehrenamtlichen Helfer nicht hätte gestemmt werden können. „Deshalb brauchen wir verbesserte Rahmenbedingungen für die Arbeitgeber." Denn sie stellen die Retter bis - im jüngsten Fall - bis zu zweieinhalb Wochen frei. „Die Unternehmen müssen merken, dass sie einen ehrenamtlichen Helfer beschäftigen." Seine zweite Sorge: Mitgliederwerbung und damit verbunden auch die zunehmende Bürokratie. „Das überschlägt uns alle." Das Hauptamt in der Verwaltung werde dafür bezahlt, aber Ehrenamtliche davon zu überzeugen, Verwaltungstätigkeiten zu tun, sei sehr schwierig.
DRK-Kreispräsident Professor Dr. Martin Hessmann (Fulda) forderte die Vergabe des Rettungsdienstes an qualitativen und nicht an preislichen Aspekten festzumachen. „Die aktuellen Entwicklungen bringen Unsicherheit in unsere Verbände." Das DRK Fulda etwa sei sehr gut mit Partnern und Kliniken vernetzt. „Wir definieren uns durch Qualität." Große Gefahren sieht Hessmann bei Neuvergaben auch für das Ehrenamt. Seine Frage: wie geht es weiter? Julia Roeschies, Geschäftsführerin des Kreisfeuerwehrverbands Fulda, fragte nach Anreizen, die es für Ehrenamtliche gibt, sich zu engagieren. Warum gibt es immer weniger Ehrenamtliche? Und wie kann man die Attraktivität steigern?
Der Verteidigungsminister nahm die Aussagen der Fuldaer ernst, gab Antworten und kommentierte. De Maizière nutzte diesen Termin weniger für den Wahlkampf: es gab keine Attacken gegen die Konkurrenz, sondern es war ein Dialog. Der Bundesminister musste sich aber auch Fragen aus dem Publikum stellen wie etwa, ob die Wehrpflicht wieder eingeführt werde. Dem erteilte de Maizière eine klare Absage. (Christian P. Stadtfeld). +++
Dieter Udolph (li) mit EX-OB Dr. Wolfgang Hamberger
Warten auf den "hohen" Gast (v.li): OB Gerhard Möller, Landrat Bernd Woide (mit dem Fahrrad angereist) und Vize-Landrat Dr. Heiko Wingenfeld
Obligatorisches Gruppenbild mit "Fulder Rucksack"(v.li): Julia Roschies (Kreisfeuerwehrverband Fulda, MdB Michael Brand, Minister de Maizière, MHD-Präsident von Brandenstein, THW-Geschäftsführer Stefan Merten und DRK-Kreispräsident Prof. Dr. Martin Hessmann.
Begrüßung der zahlreichen DRK-Helfer...
...und dann gings hinein ins Museum...