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25.08.13 - NACHGEDACHT (33)

Wollen Sie Ihre Gefühle ausschalten? - Gedanken von Chr. LEINWEBER

Wie wäre es denn einmal mit einer kleinen Pille oder einer kleinen Injektion – aber nicht gegen Schmerzen, Fieber oder Entzündungen - sondern ein Medikament gegen Emotion? Haben Sie Lust emotionslos zu sein? Sämtliches Gefühl zu verlieren? Selbst spontan geantwortet: vielleicht manchmal?! Letzte Woche habe ich einen Film gesehen, indem den Menschen regelmäßig ein Stoff injiziert wurde, der sie emotionslos werden ließ. In diesem Film hatte gerade fiktiv der Dritte Weltkrieg gewütet – da der Grund dieses Krieges in den Emotionen der Menschen gesehen wurde, sollten diese zukünftig weder Krieg noch Gewalt auslösen. Sämtliche Kulturgüter wurden zerstört, Bücher, Gemälde, Filme - dies alles gehörte zur "Emotionslast" des Menschen, die es zu unterbinden galt.

Na gut, also ein Leben ohne Kulturgüter? Das hört sich schon ein wenig monoton an – so sah es auch im Film aus. Graue Szenerien beherrschten die Atmosphäre. Aber noch einmal gefragt? Will man ohne Emotionen leben? Ist das eine gute Idee? Dass wir Menschen affektiv handeln, ist das tatsächlich unsere große Last? Ein Beispiel von mir: Es stimmt tatsächlich, wenn ich müde bin, bin ich zumeist auch muffelig. An einem Tag, an dem ich nur wenig geschlafen habe, bin ich schlecht drauf. Da weiß ich auch, heute brauche ich keine wichtigen Entscheidungen treffen, denn heute sehe ich sowieso schwarz. Wenn ich jedoch ausgeruht bin, bin ich auch automatisch souveräner und bewerte ganz anders als an „schwarzen Tagen".

Demnach bin ich schon ein Opfer meiner Emotion. Aber kann man Gefühle nicht auch kontrollieren? Oder souverän mit ihnen umgehen? Es gibt so viele Redewendungen, die quasi andeuten, dass man sich eigentlich kontrolliert: „Ich hab dich zum Fressen gern" oder „ich könnte ihr den Hals umdrehen". Beides fühlt man, tut es aber nicht. Und was ist mit den großen Gefühlen - Liebe und Hass? Ich will nicht durch eine Injektion nicht mehr lieben können, obwohl es mir gefallen würde, Hassgefühle auszuschalten. Also vielleicht nur die schlechten Gefühle unterbinden, wäre das etwas für eine zukünftige Welt?

Tja, wir bekommen es aber immer nur im Doppelpack, gute wie böse Gefühle gehören zu uns. Im Leben gibt es immer beide Seiten der Medaille. Es gibt Schatten und Sonne. Wir fühlen Schlechtes und Gutes zugleich. Und wie gehen wir damit um? Am besten so, wie es in Goethes Faust gesagt wurde: „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges stets bewusst."

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - inzwischen hat sie ihr 1. Staatsexamen in der Tasche. Gleichzeitig ist sie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de, bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und kommentiert (seit 33 Wochen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++

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