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Einer der Hauptstreitpunkte sind geplante Windkraftanlagen auf dem „Zwirnberg“ im Anschluss an diese bereits bestehenden Anlagen - Fotos: Dieter Graulich

REGION VB

1.100 Unterschriften für eine windenergiefreie Schutzzone Hoher Vogelsberg!

19.10.13 - Die Bürgerinitiative „Keine Windindustrie in unserem Oberwald!" stellte in einem Pressegespräch in der „Taufsteinhütte", gemeinsam mit den Kreisverbänden vom Naturschutzbund (NABU) und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) die ersten Ergebnisse einer Unterschriftenaktion gegen die Windkraftnutzung im Oberwald vor. Mit 1.100 Unterschriften, die im Sommer 2013 mit Schwerpunkt in den touristischen Zentren des hohen Vogelsberges gesammelt wurden, werde die Forderung nach einer windindustriefreien Schutzzone Hoher Vogelsberg bekräftigt. Die Besucher zeichneten mit Namen und Anschrift ihre Unterstützung und teilten mit Schlüsselworten Ihre Erwartungen an den Naturraum mit.

Auswärtige Gäste schätzten besonders die störungsfreie Aussicht, die Ruhe und die Stille. Die nach dem Naturschutzgesetz anerkannten Verbände NABU und SDW unterstützen die Forderungen der Bürgerinitiative nach einer windenergiefreien Schutzzone im hohen Vogelsberg. Die SDW weist besonders auf die mannigfachen Leistungen und Werte des siedlungsfreien Oberwaldes hin, die einer 300-jährigen, nachhaltigen Forstwirtschaft zu verdanken seien. Der NABU sieht besonders das einzigartige Vogelschutzgebiet durch den Ausbau der Windkraft massiv gefährdet. Alle drei Partner fordern einen Stopp des Ausbaus der Windkraft im hohen Vogelsberg und insbesondere keine Neuanlagen im Bereich Zwirnberg. In der gesamten Schutzzone Hoher Vogelsberg dürfe keine weitere Windenergieanlage entstehen!

Jörg Mewes und Berndt Ott von der Bürgerinitiative für den Oberwald berichteten, dass aus dem Nahbereich von 30 km um den Oberwald rund 70 Prozent der Unterschriften stammten. Über zwei Drittel davon stammten von Bürgerinnen und Bürgern der Anliegerkommunen des Oberwaldes, ein Drittel aus dem restlichen Vogelsberg. Die Unterschriften aus dem Bereich über 30 km mit einem Anteil von 26 Prozent konzentrieren sich auf Besucher aus dem Ballungsgebiet Rhein-Main mit einer Achse in das Kinzigtal über Hanau und Gelnhausen und einer weiteren Achse über die Wetterau hinaus in das Gießener Becken. 4 Prozent der Unterschriften stammen aus dem gesamten Bundesgebiet, ein kleiner Teil aus dem Ausland. Die Kernaussagen der Schlüsselworte auf die Frage „Was ist Ihnen wichtig am Oberwald, was schätzen Sie besonders?" gliederten sich in zwei Blöcke: „Erholung, Landschaft als natürliche Lebensgrundlage" und „Lebensraum Natur".

Von den Vogelsberger Bürgerinnen und Bürgern sei erwartungsgemäß oft der Begriff „schöne Heimat" für den Oberwald genannt worden. Hinzu kämen die Begriffe „grüne Lunge" und „Rückzugsraum, Arbeitsplatz, Lernort". Beide Gruppen nannten „Aussicht-Ruhe-Stille, barrierefreie Sicht", „Einzigartigkeit der ungestörten Landschaft" und „Freizeitangebot ohne Sicht- und Lärmbelästigung" am häufigsten. Die wörtlichen Aussagen seien oft klar und sprächen für sich: „Der Vogelsberg ist vollgestopft mit Windkraftanlagen – es reicht!", „Kerngebiet des Vogelsberges soll ursprünglich bleiben!", „Keine Vermarktung der gemeinsamen Natur für die finanziellen Interessen Einzelner". Gegenlautende Aussagen seien sehr selten und beschränkten sich auf die Alternative des Baus von Atomkraftwerken. „Artikel 20a des Grundgesetzes stellt die natürlichen Lebensgrundlagen für die künftigen Generationen unter den besonderen Schutz des Staates", so Berndt Ott.

Dazu gehörten nach höchstrichterlicher Meinung nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft! Das Landschaftsbild unserer Vogelsberger Heimat sei eine natürliche Lebensgrundlage, die nun in Gefahr sei. Hans-Jürgen Rupp, der Kreisvorsitzende der Schutzgemeinsaft Deutscher Wald, wies auf die lange forstliche Tradition hin, die mit ihrer nachhaltige Nutzung zu den heutigen Wäldern geführt habe, die wir vorfinden. Die Rohstoffproduktion, die Refugien von seltenen Pflanzen und Tieren, aber auch Allerweltsarten sowie Boden- und Klimaschutz existierten in den Vogelsberger Wäldern weitgehend konfliktfrei nebeneinander. Bereits 1957 sei dies erkannt worden, denn zu diesem Zeitpunkt sei der Naturpark „Hoher Vogelsberg", als erster dieser Art, gegründet worden.

Für Karl-Heinz Zobich vom NABU Vogelsberg ist das einzigartige Natura 2000 Gebiet in Gefahr. Wertvolle Arten, wie der wieder eingewanderte Schwarzstorch seien nur in geringer Dichte im großen Vogelschutzgebiet Vogelsberg zu finden. Selbst geringe Verluste durch Schlagopfer von Windrädern könnten eine derartige Population im schlimmsten Falle zum Erlöschen bringen. Der Vogelsberg sei zudem europaweit eines der wichtigsten Gebiete für den Rotmilan, der auch nicht selten durch Windflügel erschlagen werde. Jürgen Carnier lebt und arbeitet im Vogelsberg als Wirt der „Taufsteinhütte". Er sieht die Chance des Gebiets in einem sanften Tourismus auf Grundlage des barrierefreien Landschaftsbildes und befürchtet ein massives Abwandern seiner Gäste aus einer Windkraftenergielandschaft. Seine Gäste schätzten den Vogelsberg, so wie er ist. Trotz des mitunter schlechten Wetters werde er als Erholungsgebiet zunehmend attraktiv.

Alle Partner bekannten sich zum Ausbau der erneuerbaren Energien, lehnten jedoch jede weitere Windmühlen im Oberwald ab. Der Vogelsberg leiste bereits jetzt seinen Beitrag zur Energiewende. Abschließend betonten sie: „Wir tragen ebenso Verantwortung für Natur und Landschaft als Erbe für künftige Generationen." ++gr++

Mitglieder der BI Oberwald zusammen mit den Vorsitzenden vom NABU und SDW vor dem Pressegespräch ...


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