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Eineiige Drillinge im Klinikum am Sonntag geboren
17.06.14 - Das Ereignis ist äußerst selten – und kommt durchschnittlich nur einmal im Jahr vor: die Geburt von eineiigen Drillingen. Am vergangenen Sonntag zwischen 5.44 Uhr und 5.45 Uhr war dies im Klinikum Hanau der Fall, als drei Jungs das Licht der Welt erblickten. Die eineiigen Drillinge sind dem Schwangerschaftsalter entsprechend stabil, auch die Mutter hat die Geburt gut überstanden. Jetzt sind die Spezialisten der Frühgeborenenstation gefordert. „Es ist wie ein Sechser im Lotto plus Superzahl: Die Wahrscheinlichkeit, als eineiige Drillinge auf die Welt zu kommen, beträgt eins zu zehn bis eins zu 200 Millionen“, erklärt Chefarzt Privatdozent Dr. med. Thomas Müller.
„Mehrlingsgeburten sind bei uns im Eltern-Kind-Zentrum (EKZ) keine Seltenheit. So wurden als 573. Entbindung in diesem Jahr Zwillinge, die Eltern wohnen in Rodgau, normal geboren. Im vergangenen Jahr gab es im Klinikum Hanau 32 Zwillings- und eine Drillings-Schwangerschaft, im Jahr 2011 wurden sogar Vierlinge geboren. Aber eineiige Drillinge, als 575. Geburt in diesem Jahr, sind schon etwas Außergewöhnliches“, erklärt Chefarzt Privatdozent Dr. med. Thomas Müller. Er ist zugleich Leiter der Geburtshilfe des EKZ. Ganz besonders und ausgesprochen selten ist übrigens an der aktuellen Drillingsgeburt auch: die Jungs sind spontan entstanden und nicht Folge einer fortpflanzungsmedizinischen Behandlung.
Das Eltern-Kind-Zentrum bietet allen werdenden Eltern eine Geburt in Sicherheit und Geborgenheit. Es verfügt als einzige Klinik im Main-Kinzig-Kreis über die höchste deutsche Versorgungsstufe (Level 1), die es in Deutschland gibt, und bietet, hierauf sind der Chefarzt der Kinderklinik Dr. Winfried Krill und Dr. Bernhard Bungert, Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und ärztlicher Leiter der Neugeborenenmedizin besonders stolz, einen bei jeder Geburt anwesenden Kinderarzt. Dies ist in Hanau einmalig. Das EKZ ist daher nicht nur für normale Geburten in Sicherheit und Geborgenheit, sondern auch speziell für Risikogeburten qualifiziert, wie z. B. bei Schwangerschaftsdiabetes, Frühgeburtlichkeit oder eben Mehrlingen.
Bei Drillingen treten Komplikationen während der Schwangerschaft viel häufiger auf als bei Einlingsgeburten. Sie werden alle als Frühgeburt geboren, und Komplikationen – zum Beispiel eine Schwangerschaftsvergiftung sind häufig. Insbesondere eineiige Mehrlinge leben besonders gefährlich, erklärt Oberarzt Dr. Helmut Sedlaczek, neben dem Chefarzt einer der erfahrensten von insgesamt fünf Spezialisten für vorgeburtliche Diagnostik und Geburtshilfe am EKZ Klinikum Hanau.
Eineiige Drillinge entstehen durch die vollständige Teilung einer befruchteten Eizelle (Zygote). Erfolgt die Teilung erst zwischen dem vierten und siebten Tag nach der Befruchtung, hat sich die Zygote bereits zur Blastozyste weiterentwickelt und in der Gebärmutter festgesetzt. Es entsteht eine so genannte monochoriale-triamniale Schwangerschaft, bei der sich die Kinder eine Plazenta teilen müssen. „Bei diesen Schwangerschaften steigen die Risiken z. B. für Wachstumsverzögerungen aufgrund von Durchblutungsstörungen erheblich und eine engmaschige sonographische Überwachung ist angezeigt.
Eine monochoriale Schwangerschaft ist allein schon deshalb gefährlich, weil sich die Kinder nicht nur den Mutterkuchen teilen müssen, sondern auch vielfach durch Blutgefäße über die Plazenta verbunden sind. „Es treten Verbindungen zwischen Arterien, zwischen Venen und zwischen Arterien und Venen auf. Die Drillinge tauschen dadurch miteinander Blut aus. Gefährlich wird dieser Zustand, wenn ein Ungleichgewicht in der Blutzufuhr zwischen den betroffenen Feten besteht, was Mediziner als fetofetales Transfusionssyndrom (FFTS) bezeichnen. Bei etwa 30 Prozent der monochorialen Schwangerschaften ist dies der Fall“, ergänzt die Oberärztin Dr. med. Kanya Gewalt.
Auch die aktuelle Geburt der Drillinge unterstreicht erneut: Das Eltern-Kind-Zentrum bricht den nationalen Trend – sowohl in Hessen als auch in Deutschland. Denn während bundesweit die Geburtenzahl nur minimal anstieg, erlebt das Klinikum Hanau einen wahren Baby-Boom. Kein Krankenhaus in Hessen hat bei den Geburten so zugelegt wie das Klinikum Hanau im vergangenen Jahr, freut sich auch das Hebammen- und Pflegeteam um Tatjana Nicin, Pflegerische Leitung des Bereichs Geburtshilfe, Leitende Hebamme und Stillbeauftragte des hessischen Hebammenverbandes. Die Steigerungsrate von 2012 zu 2013 liegt bei exakt 20,6 Prozent. 2013 wurden im Eltern-Kind-Zentrum 1.135 Kinder entbunden, in diesem Jahr rechnet man mit einer weiteren deutlichen Steigerung.
„Das ist kein Zufall, sondern ganz klar das Ergebnis der außergewöhnlichen Qualität im Eltern-Kind-Zentrums, des Engagements der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie des erfolgreichen Modernisierungskurses der vergangenen Jahre in unserem Klinikum“, betont Dr. André Michel, der Ärztliche Direktor des Klinikums.
Mit den steigenden Geburtszahlen wächst und gedeiht auch das Eltern-Kind-Zentrum. So wurde der Stellenschlüssel für Ärzte und Hebammen deutlich aufgestockt. Und neben der medizinischen Spitzenqualität bietet das Eltern-Kind-Zentrum auch einen hohen Komfort und Service, der weiter ausgebaut wird. Dazu gehört selbstverständlich ein Kreißsaal mit einem Ambiente zum Wohlfühlen. Die wichtigste Neuerung im Jahr 2013 bestand aber in der Einrichtung einer eigenständigen geburtshilflichen Ambulanz mit einer geschützten und ruhigen Atmosphäre abseits der normalen Geschäftigkeit eines Klinikums. Außerdem wurde die Sprechstunde für vorgeburtliche Diagnostik sowie die Hebammensprechstunde weiter ausgebaut.
Die diesjährige Drillingsgeburt war durch einen Notfallplan wieder von langer Hand vorbereitet. „Kleeblatt“ war das Kennwort für die schnelle Einfahrgenehmigung der Mitarbeiter am frühen Sonntagmorgen. Auch diesmal war ein großes Team aus 8 Ärzten und 5 Hebammen- bzw. Kinderkrankenschwestern vor Ort. Anlass für den zügig durchgeführten Kaiserschnitt war ein vorzeitiger Blasensprung mit Blutung bei sog. Vasa prävia (über die Eihaut verlaufende Blutgefäße die bei Blasensprung einreißen können). Die eigentliche Arbeit beginnt nun, das Team der Früh- und Neugeborenenstation mit Ärzten, Kinderkrankenschwestern und Neonatalbegleiterinnen hat alle Hände voll zu tun. Und es heißt ganz fest Daumen drücken für die Gesundheit der kleinen Jungs, denn noch kann, trotz der professionellen Unterstützung, allerhand passieren. Sie wurden bereits in der 29. Schwangerschaftswoche geboren, heißen Danny, Mike und Luke und wiegen derzeit nur 910g, 993g bzw. 995g.+++