Nürnberger Club-Jungs gewinnen den Silberdistel-Cup

29.07.14 - Die wahrscheinlich lautesten „Heißmache-Rufe“ vor den Spielen waren beim zwischenzeitlich 34. Silberdistel-Cup der 1. JFG Rhön im Mellrichstädter Malbach-Grund aus der Kabine des Ausrichters zu vernehmen. Besondere Furcht schien der Veranstalter bei seinen Gästen damit allerdings nicht zu verbreiten, nachdem die Schützlingen von Horst Dietz aus sportlicher Sicht letztlich nur eine Nebenrolle im Kampf um den Turniersieg bei der beliebten B-Junioren-Veranstaltung spielten.

„Aber für unsere Jungs ist alleine schon das Dabeisein eine tolle Sache. Denn wann bekommt man denn bei einem hiesigen Verein schon mal die Möglichkeit, gegen Bundesligisten oder gar Jugend-Nationalspieler anzutreten“, berichtet Mitorganisator Wolfgang Taubert, der hernach wieder einmal auf eine rundum gelungene Veranstaltung zurückblicken konnte. Ein kleiner Wermutstropf war für den 77-jährigen, der nach eigenem Bekunden „langsam auch ans Aufhören denken“ müsse, letztlich nur die überschaubare Besucherzahl. „Denn eigentlich müssten zu solch einem Turnier pro Tag wenigstens 800 bis 1.000 Zuschauer kommen.“

Dem exklusiven Starterfeld gehörten neben der mit ihrer A-Jugend agierenden 1. JFG Rhön auch die U 18-Junioren des TSV Großbardorf sowie die fünf Bundesligisten 1. FC Nürnberg, SpVgg Greuther Fürth, TSV 1860 München, Bayer Leverkusen und FC Carl-Zeiß Jena an. Für internationales Flair sorgte schließlich der slowakische Vertreter FC Nitra, der jedoch gleich bei seiner 0:2-Auftaktniederlage gegen Jena erfahren musste, dass in Mellrichstadt eine scharfe Klinge geschlagen wird.

Für beiden Großbardorfer Youngsters Simon Voll (links) und Louis Albert stellte ...

Für den Greuther Fürther Headcoach Michael Köllner (im Bild) muss „das Gesamtpaket“ ...

Für die beiden Thüringer Treffer zeichneten dabei die zwei Rhön-Grabfelder Youngsters Maximilian Weiß (16/Fladungen) und Florian Dietz (15) Strahlungen verantwortlich, die im vergangenen Sommer vom TSV Großbardorf nach Jena wechselten und dort zur Freude von FC-Coach Georg-Martin Leopold eine sehr erfreuliche Entwicklung genommen haben. Konkret: „Wir sind froh, dass sie den Weg in unser Leistungszentrum gefunden haben und nunmehr ein fester Bestandteil unserer Bundesliga-Mannschaft sind. Beide waren technisch schon gut ausgebildet und haben sich bei uns vor allem noch einmal in punkto Fitness, Robustheit und Spielschnelligkeit steigern können. Flo ist ein echter Torjäger, der kaum eine Chance liegen lässt. Und wenn Max den Ball in Strafraumnähe auf seinem linken Fuß hat, entsteht auch fast immer eine gefährliche Situation.“

Ähnlich bewerten sich Dietz („auf dem Platz versteht es Max, seine Mitspieler gut in Szene zu setzen“) und Weiß („Flo ist immer anspielbar und unheimlich abschlussstark“) gegenseitig. Dass der Weg zur Erfüllung des großen Traums „Profi-Fußballer“ noch ein weiter und steiniger ist, wissen die zwei Youngsters ganz genau. Deshalb wolle man sich auch step by step weiterentwickeln, wozu nicht zuletzt entsprechende Auftritte in der Thüringenauswahl gehören, welcher beide angehören. Bei jedenfalls einem halben Dutzend Trainingseinheiten pro Woche bliebe einem nunmehr kaum Freizeit mehr. Dafür finde man jedoch tolle Trainingsbedingungen vor, wozu auch eine entsprechende physiotherapeutische Betreuung zähle. An der Jenaer Sportschule treffe man auch Kollegen aus den Sparten Leichtathletik, Judo oder Basketball, die gleichfalls höhere sportliche Weihen ins Visier genommen haben.

Der Leverkusener Spielführer Daniel Nesseler (im Bild) zählte als U 16-Nationalspieler ...

Lukas Hübner (links) von der ausrichtenden 1. JFG Rhön im Duell mit dem Greuther Fürths ...

Der 1. FC Nürnberg (im Bild unter anderem mit Landrat Thomas Habermann, stehend vorne ...

Ebenso wie Florian Dietz (03.08.) feiert in dieser Woche (01.08.) auch Simon Voll Geburtstag. Der (noch) 16-jährige aus Unterweißenbrunn hütet das Tor des TSV Großbardorf sowie der Bayernauswahl und ließ unsern Mitarbeiter wissen, dass er sich bereits vier Wochen vorher auf die Veranstaltung gefreut habe. „Weil man sich hier gut präsentieren und auch anbieten will.“ Dies kann Teamkamerad Louis Albert (17 Rottershausen) bestätigen: „Man versucht sich hier so teuer wie möglich zu verkaufen und möchte wissen, wo man selbst steht.“ Schlussendlich könne man sich bei der Konkurrenz vieles abschauen. „Das fängt schon beim Aufwärmen an. Ein Wahnsinn, wie professionell es da abgeht.“

Bayer Leverkusen verbindet den diesjährigen Silberdistel-Cup mit einem noch bis Donnerstag andauernden Trainingslager in Mittelstreu, an dem sich insgesamt 27 Akteure der Jahrgänge 1998 und 1999 beteiligen. Darunter nicht zuletzt Daniel Nesseler, der in Mellrichstadt die Spielführerbinde der Werkself trug. Bei dieser werde der Konkurrenzkampf noch einmal dadurch erhöht, dass es keine U 16 gebe. Um entsprechende Talente schneller an den Lizenzspieler-Kader heranzuführen, wurde heuer auch die „rot-schwarze“ U 23 abgemeldet. „Ich selbst habe beispielsweise letzte Saison acht U 16-Länderspiele bestritten und nicht oft im Verein gespielt, was aber auch positionsbedingt war“, so Nesseler, nach dessen Auskunft man „an sich glauben und viel Leidenschaft mitbringen“ müsse, um entscheidend weiterzukommen.

Der Jenaer Coach Georg-Martin Leopold (von links) mit seinen beiden Rhön-Grabfelder ...

Auch im Schnapszahl-Alter von 77 Jahren ist Wolfgang Taubert noch das „Mädchen ...

Die Szene, in welcher die SpVgg Greuther Fürth im Finale auf die Verliererstraße ...

„Die Sache immer nur auf den Durchsetzung-Willen zu reduzieren“, läuft dem Greuther-Fürther Übungsleiter Michael Köllner derweil einigermaßen zuwider. Denn: „Es muss angefangen von einer gewissen Grundschnelligkeit einfach das Gesamtpaket passen.“ Im Nachwuchsbereich der „Kleeblätter“ habe man dabei den Vorteil einer „unheimlichen Durchlässigkeit zu den Profis“, die vor gar nicht allzu langer Zeit auch dem Oberstreuer Johannes Geis den Sprung auf die Bundesliga-Bühne ermöglichte. Zwei Wochen vor dem Rundenstart gehe es bei einem Turnier wie in Mellrichstadt vornehmlich darum, noch einmal „dem kompletten Kader eine Chance zu geben“ und auch den Vorbereitungsstand gegenüber der Konkurrenz zu analysieren.

Ein dickes Lob zollte Köllner den Lokalmatadoren, die sich förmlich zerrissen hätten. Aber irgendwann gehe den niederklassigeren Teams dann gewöhnlich die Puste aus, was aufgrund der unterschiedlichen Trainingsumfänge freilich niemanden ernsthaft verwundern kann. Auch nicht Wolfgang Taubert („eine gewisse Zeit kann man vielleicht mithalten, bevor dann Sense ist“), nach dessen Auskunft die Veranstaltung sehr gut aufgestellt sei. „Es fragen sogar Bundesliga-Vereine an und wollen wissen, ob sie wieder hierher kommen können.“ Heuer habe mit ihm auch ein Scout des SC Freiburg zwecks Mitteilung des Spielplans Kontakt aufgenommen, um möglicherweise sogar ein Juwel aus der Region für den Breisgauer Nachwuchs-Leistungsbereich zu sichten. (gufi)

Alle Turnier-Ergebnisse auf einen Blick:

Gruppe A: 1. FC Nürnberg - TSV Großbardorf 2:0, TSV 1860 München - Bayer 04 Leverkusen 0:1, TSV Großbardorf - TSV 1860 München 1:2, Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Nürnberg 1:1, 1. FC Nürnberg - TSV 1860 München 0:0, Bayer 04 Leverkusen - TSV Großbardorf 2:0.
Endstand: 1. Bayer 04 Leverkusen 7 Punkte/4:1 Tore; 2. FC Nürnberg 5/3:1; 3. TSV 1860 München 4/2:2; 4. TSV Großbardorf 0/1:6.

Gruppe B: SpVgg Greuther Fürth - 1. JFG Rhön 1:0, FC Nitra - FC Carl Zeiss Jena 0:3, 1. JFG Rhön - FC Nitra 1:2, FC Carl Zeiss Jena - SpVgg Greuther Fürth 0:0, SpVgg Greuther Fürth - FC Nitra 1:0, FC Carl Zeiss Jena - 1. JFG Rhön 1:0.
Endstand: 1. FC Carl Zeiss Jena 7/4:0; 2. SpVgg Greuther Fürth 7/2:0; 3. FC Nitra 3/2:5; 4. JFG Rhön 0/1:4.

Halbfinale: SpVgg Greuther Fürth - Bayer 04 Leverkusen 1:0, 1. FC Nürnberg - FC Carl Zeiss Jena 1:0.

Spiel um Platz 7: TSV Großbardorf - 1. JFG Rhön 3:1 (0:0) nach Elfmeterschießen.
Spiel um Platz 5: TSV 1860 München - FC Nitra 4:0.
Spiel um Platz 3: Bayer 04 Leverkusen - FC Carl Zeiss Jena 3:1.
Finale: 1. FC Nürnberg - SpVgg Greuther Fürth 1:0. +++