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BAD HERSFELD Stellungnahmen der Parteien

FDP/CDU stehen zu FEHLING - HANDKE (SPD) "Fehlentscheidung" - KÜNHOLZ sorgt sich

29.07.14 - Noch immer ist für Viele der Schock, den eine Pressemitteilung am Montagabend auslöste schwer zu verdauen: der Erfolgsintendant der Bad Hersfelder Festspiele Holk Freytag wurde fristlos entlassen. Am Dienstag erreichten die Redaktion mehrere Stellungnahmen dazu, unter anderem der FDP-Fraktion, des SPD-Stadtverordneten Thomas Handke  und der Ersten Krisbeigeordneten Elke Künholz (SPD), die hier IM WORTLAUT wiedergegeben werden sollen:


Freunde der Stiftsruine entsetzt

Die Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine als Gründungsverein der Festspiele äußert sich „entsetzt und traurig“ über die Art und Weise, wie Bürgermeister Fehling und die ihn stützenden Kräfte im Magistrat einen erfolgreichen Intendanten entlassen haben. Holk Freytag habe ein von den Kritikern gelobtes Theaterprogramm von hoher Qualität auf die Ruinenbühne gebracht. Es sei wohl beispiellos, einen erfolgreichen Intendanten fristlos zu entlassen. Unabhängig von der Person des Intendanten schade die seit Monaten „unerträgliche politische Demontage der Festspiele“ deren bislang großen Ruf und dem Ansehen der Stadt.

Zwei Bundespräsidenten hätten Freytags aktuelle Inszenierung der "Maria Stuart" gewürdigt. Diese habe dem Anspruch mehr als genügt, den die Landes- und Bundespolitik an die Stadt richtet. „Nur bei Darbietung von Kultur auf höchsten Niveau und von europäischen Rang sind auch zukünftige finanzielle Unterstützungen zu rechtfertigen und zu erwarten“, erklärt der Vorsitzende der Ruinenfreunde, Helgo Hahn.

In der Presseerklärung werden die Verantwortlichen der Stadt aufgerufen, ihrerseits ihre Aufgaben professionell zu erfüllen. Vertrieb und Marketing finden nicht in ausreichendem Maß statt. Hingegen werde der internationale Ruf der Festspiele rücksichtslos zur Disposition gestellt. Die Einzigartigkeit von gutem Theater im unvergleichlichen Rahmen der Stiftsruine seien fahrlässig gefährdet worden. Die Gesellschaft fordert eine Rückbesinnung auf einen verantwortlichen kulturpolitischen Kurs der Stadt.


Stellungnahme des SPD-Stadtverbandes zur Entlassung des Intendanten Holk Freytag

Als einen unglaublichen Vorgang in der Geschichte der Bad Hersfelder Festspiele sieht der SPD -Stadtverband die Entlassung des erfolgreichen Intendanten Holk Freytag in der noch laufenden Saison. Die Kündigung des Intendanten und diese zur Unzeit getroffene Fehlentscheidung treffen die Zukunft der Festspiele und die Entwicklung der Festspielstadt als Ganzes. Nicht nachvollziehbar ist für die SPD die Mehrheitsentscheidung im Magistrat, die acht Tage vor Beendigung der Festspiele einen Eklat provoziert, der dem hervorragenden Image der Festspiele nachhaltigen Schaden zufügt. Es ist Holk Freytags Verdienst, eine tadellose und von allen Seiten gelobte Festspielsaison mit vielen Highlights zum Erfolg geführt zu haben. Hierzu gehört insbesondere der Besuch der Bundespräsidenten aus Deutschland und Österreich. Damit konnte wieder Interesse geweckt werden, den Bundespräsidenten als Schirmherrn zu gewinnen. Während viele andere sich um das Renommee der Festspiele bemühen, Botschafter und internationale Gäste in die Festspielstadt führen, muss man sich schon fragen, was hat Bürgermeister Fehling eigentlich getan, um das Renommee der Festspiele zu stärken? Die Hersfelder Bevölkerung erlebt nicht erst seit dieser Saison ein ständiges Störfeuer aus dem Rathaus, so dass es schon bewundernswert und Holk Freytag und dem Ensemble zu verdanken ist, dass trotz aller Anfeindungen eine hervorragende Festspielsaison erlebt werden konnte. Um so unverständlicher für den Rauswurf klingt die Begründung, der Wirtschaftsplans 2015 werde nicht eingehalten, obwohl - wie zu erfahren war - eine neue Planung vorgelegt wurde, die den finanziellen Vorgaben entspricht. Nun muss die Verwaltung damit rechnen, dass doppelte Kosten auf die Stadt zukommen, da der laufende Vertrag bis 2016 ausgehandelt ist und bereits weitere Verpflichtungen für die nächste Saison eingegangen wurden. Die SPD ist sich daher sicher, dass es sich bei dieser politisch äußerst unklugen Entscheidung ausschließlich um persönlich motivierte Gründe des Bürgermeisters handelt, die der Stadt immensen Schaden zufügt.


Stellungnahme des CDU-Kreisvorsitzenden Timo Lübeck zur fristlosen Kündigung des Intendanten der Bad Hersfelder Festspiele: 

"Die Entlassung von Freytag war überfällig, um den andauernden Streit zu Lasten der Festspiele endlich beizulegen. Holk Freytag hat in den vergangenen Jahren immer wieder künstlerische Freiheit mit finanzieller Freiheit verwechselt. Der nächste Intendant darf kein Parteimeier sein und darf nicht gegen die städtischen Gremien und den Bürgermeister arbeiten!"

CDU-Presseerklärung: Notwendige Entlassung des Intendanten Freytag: Eine überfällige Entscheidung

Bei der Bewertung der Entlassung des Intendanten Holk Freytag kommt man nicht umhin, sich die Faktenlage genau anzuschauen; zunächst das reine Zahlenwerk:
• der Rekordbudgetrahmen für die Festspiele 2014 in Höhe von 4,7 Mill EUR wurde im Dezember 2013 um weitere 400.000 EUR aufgestockt, nachdem Herr Freytag erklärt hatte mit dem festgelegten Budgetrahmen nicht auszukommen;
• kurz vor Saisonbeginn 2014 mussten weitere 140.000 EUR für Licht- und Tontechnik, die vom Intendanten nicht berücksichtigt worden waren, angewiesen werden;
• das Budget der aktuellen Festspielsaison beträgt 5,1 Mill. EUR, das höchste in der Geschichte der Festspiele;
• aktuell weisen die Festspiele, trotz der 5,16 Mill. EUR, 300.000 EUR Defizit aus;
• die Einsparvorgabe in Höhe von 400.000 EUR für 2015, ein einstimmiger Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, wird von Herrn Freytag nicht erfüllt, ca. 175.000 EUR will er über höhere Eintrittspreise decken, für 225.000 EUR hat er keinen Deckungsvorschlag
• für die Festspielsaison 2015 besteht schon jetzt eine Deckungslücke von 700.000 EUR

Zur künstlerischen Qualität:
• ein Qualitätsunterschied zur Intendantenzeit von Volker Lechtenbrink, Dr. Peter Lotschak oder Elke Hesse, was insbesondere beim Vergleich der Kommentare und Kritiken sehr anschaulich ist, ist nicht feststellbar;
• die Qualität lässt sich unter anderem auch an den Besucherzahlen messen; die prozentuale Auslastung seit 2010 spricht für sich:
2010 besuchten statt der kalkulierten 93.000 Zuschauer nur 68.000 die Festspiele, ein Rekorddefizit war die Folge.
2011 haben 95 500 Zuschauer die Veranstaltungen der Festspiele besucht;
das Festspieljahr 2012 konnte auf 91.300 Zuschauer und 79% Auslastung verweisen.
2013 besuchten 88.600 Zuschauer, 2014 kommen wir auf annähernd die gleichen Zahlen.
Mit Ausnahme des Jahres 2011 verzeichnen die Bad Hersfelder Festspiele unter Leitung von Herrn Freytag betreffend Auslastung eine Negativentwicklung - und dies bei besten (finanziellen) Rahmenbedingungen.

Fraktionsvorsitzender Gunter Grimm: „Herr Freytag hat sich wiederholt nicht an vereinbarte Rahmenbedingungen gehalten, Vertragsvorgaben missachtet, dieses Jahr wieder ein Defizit erwirtschaftet; für 2015 steht schon jetzt fast eine dreiviertel Million EUR Deckungslücke im Raum. Die Stadtverordneten haben ein Haushaltskonsolidierungs-programm beschlossen; die Kommunalaufsicht hat hierfür deutliche Auflagen gemacht. Aus Sicht der CDU ist es unverantwortlich auf der einen Seite jeden Bürger über die Erhöhung von Kindergartengebühren, der Grundsteuer, der Gewerbesteuer und einer Reduzierung der Vereineförderung dafür zur Kasse zu bitten und Herrn Freytag auf der anderen Seite ungehindert Geld ausgeben zu lassen! Ein Intendant (möglichst ohne Parteibuch), der sich an Verträge, Vorgaben und Rahmenbedingungen hält, ist jetzt gefragt.“

Im Zuge der aktuellen Intendantendiskussion wäre es auch interessant zu erfahren, wie vertrauliche Magistratsunterlagen vor besagter Sitzung zum Intendanten und zu einer Zeitung gelangen und mit welcher Legitimation sich Dr. Göbel am 28.07.14 gegenüber der DPA zum Thema geäußert hat. Vielleicht hat ja die SPD eine Antwort darauf.

 

Stellungnahme von Erster Kreisbeigeordneter Elke Künholz 
zur überraschenden Entlassung des Festspiel-Intendanten:

"Mit großer Sorge sehe ich die Turbulenzen um die Festspiele, die als Aushängeschild der Region im kulturellen und touristischen Bereich keinen weiteren Schaden nehmen dürfen.
In der Sache kann man trefflich streiten – dies aber auf dem offenen Medienmarkt auszutragen, schadet dem Ansehen der Festspiele und dem Ansehen der gesamten Region. Es ist mehr als unglücklich, in welcher Weise dieser Machtkampf geführt wurde.
Sicher ist: Alles wird anders. Offen ist: Wird es auch besser? Ebenfalls sicher ist: Der Schaden ist angerichtet. Zu hoffen ist: Es muss schnellstens wieder ein Fest der Spiele werden."


„Eine Fehlentscheidung, die Bad Hersfeld ungemein zurückwirft“ kommentiert 
Kulturausschuss-Chef in hr1 den Rauswurf des Festspielintendanten

„Dieser Schritt war nicht unausweichlich“, kritisiert der SPD-Stadtverordnete Thomas Handke die plötzliche Entlassung des Intendanten der Bad Hersfelder Festspiele, Holk Freytag. „Das war ein Feldzug des Bürgermeisters gegen den Intendanten, den er jetzt so abgeschlossen hat“, kritisiert Handke in hr1 das Vorgehen von Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling (FDP). Der Magistrat hatte Holk Freytag zum kommenden Sonntag fristlos gekündigt. „Ich glaube, das ist eine Fehlentscheidung, die Bad Hersfeld als Festspielstandort ungemein zurückwirft!“ Eine Vermittlung zwischen Fehling und Freytag sei allerdings nicht mehr möglich gewesen: „Auf menschlicher Ebene hat da nichts mehr zusammengepasst“.

„Ich bin äußerst unglücklich über diese Entscheidung“, so Handke weiter, „weil einfach die Qualität der Festspiele durch Freytag enorm zugenommen hat. Er hat bundesweit hervorragende Kritiken bekommen.“ Beispielweise mit der aktuellen Inszenierung von „Maria Stuart“, die durch den Besuch des deutschen und des österreichischen Bundespräsidenten „ganz großartig gewürdigt“ worden sei, führt Handke an.

Ein fachlicher Grund für die Entlassung soll das regelmäßige Überziehen des Festspieletats gewesen sein. Tatsächlich habe Holk Freytag die erhofften Einnahmen „nicht immer erreicht“, räumt Handke ein, der Vorsitzender des städtischen Kulturausschusses ist. „Das war aber auch in den Jahrzehnten davor immer so, Einnahmen sind spekulativ“, verteidigt Handke in hr1 den gefeuerten Festspielintendanten.


FDP steht vollumfänglich hinter der Entscheidung des Magistrats

 "Die FDP steht vollumfänglich hinter der Entscheidung des Magistrats, den Vertrag mit Festspiel-Intendant Holk Freytag vorzeitig aufzulösen und sieht darin die Chance auf einen gemeinsamen, erfolgreichen Neuanfang für die Bad Hersfelder Festspiele. Die FDP-Fraktion ist sich einig, dass Holk Freytag während seiner Zeit als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele einige künstlerische Erfolge vorzuweisen hat, welche durch die hohe Qualität der aufgeführten Stücke eindrucksvoll belegt werden. Während er sich mit sehr viel Engagement um Kunst und Kultur verdient gemacht hat, so agierte Freytag jedoch auf menschlicher und finanzieller Ebene äußert ungenügend. Vor gut einen Jahr löste Freytag einen öffentlichen Streit um die Finanzierung der Festspiele aus, da sein angeblich bereits abgeschlossener Spielplan für 2014 um 400.000 Euro teurer war, als es der festgelegte Budgetrahmen seines Arbeitgebers zugelassen hatte. Nach monatelanger Diskussion wurde im Dezember 2013 ein parteiübergreifender Kompromiss im Ältestenrat beschlossen, wonach das Festspiel-Budget einmalig von 4,7 Millionen auf 5,1 Millionen Euro hinaufgesetzt worden ist, um die kommende Festspielsaison nicht zu gefährden. 

Trotz dieses Entgegenkommens, hielt sich Freytag nicht an die Absprachen und verschwieg weitere Kosten in Höhe von 140.000 Euro für Licht- und Tontechnik. Diese wurden erst einen Tag vor der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses im April 2014 bekannt und mussten somit zwangsweise noch bewilligt werden, da der Probenbeginn schon vor der Tür stand. Aufgrund zu hoch kalkulierter Zuschauerzahlen, vor denen die FDP bereits mehrfach gewarnt hatte, wird die laufende Festspielsaison wohl eine weitere Finanzierungslücke in Höhe von ca. 300.000 Euro aufweisen, die überplanmäßig noch gedeckt werden muss. „Auf der einen Seite werden Kindergartengebühren sowie Grund- und Gewerbesteuer erhöht und auf der anderen Seite werden solche Summen Jahr für Jahr durchgewinkt. Die Festspiele sind uns wichtig, aber auch hier gilt es die Balance zu halten. Elke Hesse hatte übrigens mit einem deutlich niedrigeren Budget von 2006 - 2009 ebenso erfolgreiche Festspiele leiten können.“, sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Bernd Böhle Des Weiteren hielt sich Freytag nicht an den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung einen Spielplan für 2015 rechtzeitig vor Beginn der diesjährigen Festspielsaison den städtischen Gremien vorzulegen, welcher sich an den Eckdaten des beschlossenen Haushaltssicherungskonzeptes orientiert.

Es war damit zu rechnen, dass sein Konzept erneut die finanziellen Vorgaben der Stadtverordnetenversammlung missachtet und das gleiche Spiel, wie letztes Jahr, wieder von vorne beginnen würde. Auch die öffentliche Kritik am Marketing der diesjährigen Festspiele hat allein Herr Freytag zu verantworten, da dieser Bereich Bestandteil des Intendantenvertrages ist, der von ihm unterschrieben worden ist. „Allein diese Fakten begründen die vorzeitige Auflösung des Intendantenvertrages im vollen Umfang. Dass der Intendant die Magistratsentscheidung bereits im Vorfeld an die Öffentlichkeit bringt, belegt noch einmal mehr, weshalb die Politik ihm nicht mehr vertrauen kann und will. Selten hat ein Intendant so deutlich um eine rote Karte gebettelt, wie Herr Freytag.“, fügt Böhle außerdem hinzu. „Ein Ende kann jedoch auch eine Chance für ein gemeinsamen, erfolgreichen Neuanfang sein!“, so das einhellige Fazit der FDP-Fraktion. Schließlich bietet die Vertragsauflösung nun die Möglichkeit, die Festspiele bereits jetzt und nicht erst im Jahr 2017 auf stabile Füße stellen zu können. Parteiübergreifend gilt es nun, ein neues Festspielkonzept mit einem professionellen Marketing zu entwickeln und die Einstellung eines neuen Intendanten sowie eines gleichberechtigten kaufmännischen Leiters vorzunehmen. So wie es vom Bürgermeister und der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine richtigerweise bereits gefordert worden ist." +++


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