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Mit einem schönen Kopfschmuck aus Silberdisteln und Buchs waren die Kühe zum Almabtrieb geschmückt. - Fotos: Marion Eckert

Gar nicht so einfach die Kühe zu halten.
27.10.08 - Oberelsbach-Ginolfs
Erster Rhöner Weideabtrieb war erfolgreich - 2.500 Besucher kamen
Groß war die Erleichterung bei Herdenbesitzer Gerd Manger, nachdem er seine 14 Kühe wohlbehalten in der Weide neben dem Festzelt ungebracht hatte. Unbeschadet hatten sie den 1. Rhöner Weideabtrieb überstanden und was in Anbetracht von 2.500 Zuschauern noch wichtiger war, sie hatten keinen Schaden angerichtet. „Eine tolle Sache“, freute sich Landrat Thomas Habermann, der die Herde von der Hochweide ins Tal begleitet hatte. Für den ersten Rhöner Weideabtrieb waren vier Kühe aus der Mangerschen Herde mit Glocken und Blumen geschmückt worden. Reiner Breunig, Andreas Omert, Daniel Mildenberger und Sven Breunig hatten die Aufgabe übernommen die vier Kühe ins Tal zu führen. Der Rest der Herde sollte den Muttertieren folgen.
Sollte, denn kaum war der Zaun offen, suchten die Tiere das Weite, galoppierten mit munteren Bocksprüngen über die Wiesen zu Tal. Die Helfer hatten alle Hände voll zu tun, die versprengten Tiere in Richtung Ginolfs zu treiben. Von den vier geschmückten Kühen, schaute sich die Adelheid, die Sven Breunig am Halfter führte, das Treiben nicht lange mit an und machte sich ebenfalls selbstständig. Tüchtig zu kämpfen hatten Reiner Breunig mit dem Negerle und Andreas Omert mit der Eva, sie strebten eilig zu Tal, schubsten ihre Führer immer wieder tüchtig in die Seite, da war alle Kraft nötig, um die Kühe zu halten. Einzig Emma, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, sie marschierte mit Daniel Mildenberger brav über die Straße und ließ sich bereitwillig von jedem fotografieren. Geübt wurde mit den Kühen im Vorfeld das Tragen der Glocken und auch das Führen. Doch die vielen Menschen, die ungewohnte Situation, war neu und konnte auch vorher nicht einstudiert werden „Wenn wir das ein paar mal gemacht haben, sind die Tiere daran gewöhnt“, ist sich Landrat Habermann, der auch Schirmherr des 1. Rhöner Weideabtrieb war, sicher.
Sicherlich war es für die Tiere eine Ausnahmesituation, zumal Kinder auf Skateboards und mit Fahrrädern sie bedrängten, Hunde bellten und je weiter in Richtung Festzelt sie kamen, mehr Menschen die Strecke des Abtriebs säumten, zudem spielte auch noch die Ginolfs Musikkapelle. Geschmückt waren die Kühe mit typischer Rhöner Herbstfloristik. Die Leitkuh Eva trug eine Krone mit einem Kreuz, die anderen Kühe jeweils eine Art Gesteck mit Silberdisteln, Buchs, Heidekraut und Ebereschenbeeren. „Wir haben bewusst heimisches ausgewählt“, so Karl-Heinz Kolb, der den 1. Rhöner Weideabtrieb maßgeblich mit organisiert hatte.
Mit beim Weideabtrieb dabei war Theresa Kolb mit einem Halflinger, im Tal waren sie beide nass geschwitzt. Das Pferd zu halten, war für Theresa Kolb ein wahrer Kraftakt. Weniger Schwierigkeiten hatte Ralf Omert mit seinen neun Burgenziegen, die ihm aufs Wort gehorchten. Auch die Rhönschafherde von Josef Kolb zeigte sich äußerst diszipliniert, was nicht zuletzt wohl auch auf den Einfluss des Hütehundes zurückzuführen war, sie folgten Hund und Herrn ohne wenn und aber. Ein Meer von Schafen, schier unaufhaltssam, schob sich an den Zuschauermengen vorbei. Untergebracht wurden die Tiere auf den Weiden rund um das Festzelt, das für den ersten Rhöner Weideabtrieb aufgebaut worden war. Es ging nicht nur darum, die Tiere vor dem Winter möglichst Publikumsträchtig ins Tal zu holen, sondern vor allem, um eine Sensibilisierung der Bevölkerung was die Rhön an heimischer Qualität zu bieten hat.
So war der dieser erste Rhöner Weideabtrieb Teil des Grünlandprojekts und der Initiative „Bayerns Ureinwohner“. Mit der Aktion sollte für eine naturnahe Haltung der Tiere und die regionale Vermarktung geworben werden. Bei den Mangerschen Kühen handelte es sich um das Gelbe Frankenvieh, das in der Rhön einst stark verbreitet war, weil es an die Bedingungen der Landschaft und des Klimas besser angepasst ist als andere Rassen. Heute wird das Gelbvieh aufgrund seiner vielen Vorzüge und des schmackhaften Fleisches wieder geschätzt. Der Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld und das Grünlandprojekt im Biosphärenreservat Rhön unterstützen die Landwirte, um die Haltung rentabel zu machen und damit den Erhalt dieser regionalen Rasse zu sichern. Außerdem beteiligt sich der Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld mit dem Gelbvieh an der Kampagne „Bayerns UrEinwohner“. Was das Gelbe Frankenvieh und die Rhönschafe sonst noch so zu bieten haben, davon konnten sich die Festbesucher beim Mittagessen überzeuge. Es wurde tüchtig aufgetischt, Rhöner Gerichte wie Rindsgulasch und Hochzeitsessen. Die 300 Portionen waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, es hätte gerne noch mehr sein können. (me) +++

Mit dem Haflinger hatte Theresa Kolb alle Hände voll zu tun.

Landrat Habermann (rechts) in zünftigem Outfit, mitten im Abtrieb, mit dabei Bürgermeisterin Birgit Erb (links).

Wer nicht am Halfter geführt wurde, der suchte schleunigst das Weite.

Die Ziegen gehorchten Ralf Omert aufs Wort.

Rhönschäfer Josef Kolb nahm mit seiner Rhönschafherde am 1. Rhöner Weideabtrieb auch teil.

Die kleinsten Lämmchen rannten blöckend hinterher.

Lämmchen streicheln war bei den Kindern sehr beliebt.

Im Tal angekommen durften die Kühe auf die Weide. Große Erleichterung sie waren wohlbehalten und ohne Schaden anzurichten an den Menschenmassen vorbei gekommen.

Auf großes Interesse stieß der 1.Rhöner Weideabtrieb, geschätzt wurden 2.500 Zuschauer.