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25.11.05 - Region
MdL Hölldobler-Heumüller (Grünen): "Plätze für misshandelte Frauen fehlen"
Anlässlich des heutigen internationalen Tages gegen Gewalt gegen Frauen (in vielen Städten wie in Fulda sind entsprechende Fahnen geflaggt) erinnert die Grüne Landtagsabgeordnete Margaretha Hölldobler-Heumüller daran, dass in Stadt und Kreis Fulda der Bedarf an Plätzen für misshandelte Frauen größer ist als das Angebot: „Die rund 16 Plätze des Frauenhauses, das diesen Frauen Schutz bietet, sind ständig belegt. In 2005 mussten bisher schon 35 schutzsuchende Frauen aus dem Raum Fulda sowie sechs Frauen aus dem Vogelsberg abgewiesen werden. Diese Frauen sind teilweise mit ihren Kindern vor gewalttätigen Ehemännern geflüchtet" erklärte die Grünen-Politikerin. Die Kinder seien durch das Miterleben der Gewalt gegen ihre Mütter selbst Opfer von Gewalt und durch diese von massiver Angst und Hilflosigkeit geprägten Situation traumatisiert. Die negativen Folgen für ihre Entwicklung seien immens.
"Wenn diese Frauen zu anderen Frauenhäusern geschickt werden müssen, werden die Kinder bei der Flucht aus der gewohnten Umgebung, aus dem Freundeskreis und der Schule herausgerissen. Es ist ein Unding, dass die Landesregierung teils Frauenhäuser geschlossen hat, wie beispielsweise in Alsfeld, teils anderen die finanziellen Mittel kürzte, z.B. in Fulda, Bad Hersfeld und Wächtersbach. Diese Zufluchtstätten werden dringend gebraucht. Das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen ist besonders in Trennungssituationen erschreckend hoch", betonte die Politikerin.
Wenn eine Frau getötet werde, sei der Täter in den meisten Fällen ein Verwandter oder naher Bekannter. Über 80 Prozent aller vollendeten Tötungsdelikte an weiblichen Opfern seien Beziehungsdelikte. Trotz des 2002 erlassenen Gewaltschutzgesetzes werde die Gewalt gegen Frauen oft noch als Eifersuchts- oder Familiendrama bagatellisiert.
„Der im November 2004 beschlossene Landesaktionsplan zur Bekämpfung der Gewalt im häuslichen Bereich muss viel schneller umgesetzt werden“, drängt Margaretha Hölldobler-Heumüller und fordert die Landesregierung auf, endlich aktiv zu werden: „Die angekündigte Koordinationsstelle zur Umsetzung des Planes benötigt ein ausreichendes Personal- und Sachkostenbudget. Hierfür müssen schnellstens finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.“
Wichtig sei, dass der Opferschutz noch mehr ausgebaut und mehr Beratungs- und Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen gemacht werden könnten. „Das gilt auch für Fulda“, sagt die Abgeordnete. „Die Beratungsstelle des SKF kann wöchentlich nur 10 Beratungsstunden anbieten und hat in diesem Jahr bereits 80 Frauen beraten, die nicht ins Frauenhaus gehen wollten oder konnten. Davon wurden 30 von der Polizei an den SKF vermittelt, nachdem sie innerhalb der Familie zu Opfern von Gewalt wurden.“ Hier seien neben der Polizei und Beratungsstellen auch Justiz, Schulen, Eltern und Medien gefordert, enger als bisher zusammenzuarbeiten und sich zu vernetzen.+++