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- Fotos: Wolfgang Habermehl

18.03.06 - Kleinsassen

"Das Eigene im Fremden suchen" - Ausstellung Siglinde KALLNBACH eröffnet

In der Kunststation Kleinsassen ist gestern Abend eine Ausstellung der - aus der Rhön stammenden - Künstlerin Siglinde Kallnbach eröffnet worden. Die Kunstschau mit dem Titel "SIGLINDE KALLNBACH –

RHEINGOLD-SHINKANSEN" nimmt Bezug auf zwei legendäre Eisenbahnzüge in Deutschland und Japan und ist in der Kunststation bis 14. Mai zu sehen.

Gut besucht startete die Ausstellung der Künstlerin Siglinde Kallnbach im Atelier der Kunststation. Sie ist in Kleinsassen keine Unbekannte und so erinnerte der Leiter der Kunststation, Peter Ballmaier, in seiner Rede unter anderem an die spektakuläre Aktion „Feuerwehr - Feuerehr“ im Jahr 1984, bei der auf dem Gelände vor der Kunststation und unter Beteiligung einzelner Dorfbewohner ein Feuertor errichtet und angezündet wurde. Mit dem Verbrennen sollte symbolisch der Winter ausgetrieben werden. Eine vorreligiöse Tradition fand so eine moderne künstlerische Deutung.

Dass Kallnbachs Performances seinerzeit so große Wellen schlugen, wertete Ballmaier auch als Indiz für die mangelnde Bereitschaft vieler, sich mit eigenen Unzulänglichkeiten auseinander zu setzen. Peter Ballmaier bezeichnete Kallnbach als Künstlerin, die auch gegen Widerstände ihren Standpunkt verteidige und selbst dann noch wahrhaftig bleibe, wenn ihr das selbst zum Nachteil gereichen würde - eine Würdigung, die die Künstlerin mit sichtlicher Ergriffenheit quittierte.

Auch Jürgen Raap, Kunstkritiker aus Köln, begann seine anekdotenreichen Ausführungen mit jener Aktion und schlug den Bogen bis zu den jüngsten Arbeiten Kallnbachs. Anhand ausgewählter Fotos führte Raap den Besuchern vor Augen, dass das Thema Feuer in all seinen Variationen (der Funke, die wärmende, aber auch zerstörende Flamme, die Glut und schließlich die Asche) eine Art Grundmotiv in den Arbeiten der Künstlerin sind.

Es ist ein Symbol, in dem sich einerseits universelle Gesetzmäßigkeiten erkennen lassen, wie das Bedürfnis des Lebewesens nach Wärme, Behausung und der Zubereitung von Nahrung. Andererseits lassen sich gerade auch in solch einem leicht erkennbaren Objekt die spezifischen Unterschiede zwischen den Kulturen entdecken – ein anderes großes Thema der Künstlerin, dem sie sich vor allem in ihren aktuellen Fotografien widmet: Das Fremde im Eigenen und das Eigene im Fremden.

Das "Prinzip Stadt" zum Beispiel, mit seinen Verkehrssystemen funktioniert zwar weltweit ähnlich, dennoch gleicht keine Stadt der anderen. Genau diese Unterschiede aber wecken unser Interesse. Beim Besuch fremder Städte spürt man ganz selbstverständlich vor allem den Eigenarten einer Stadt nach, nicht dem, was sie anderen Städten ähnlich macht. Man beschäftigt sich mit ihrer Historie, besichtigt Baudenkmäler und sucht nach folkloristischen Überlieferungen.

Zu den besonderen Attraktionen zählen daher nicht zufällig traditionelle Feste. Überall auf der Welt locken sie internationales Publikum an, egal ob sich dabei um den Kölner Karneval handelt oder die Nebuta-Umzüge in den nordjapanischen Städten Aomori und Hirosaki. Sie gelten geradezu als eine Chiffre für eine "typische" kulturelle Eigenart, die Unverwechselbarkeit garantiert. Aufnahmen vom Kölner Karneval und von den Nebuta-Umzügen in Aomori bilden daher einen besonderen Schwerpunkt dieser Ausstellung.

Der Titel "Rheingold-Shinkansen" verweist darüber hinaus noch auf ein anderen Ansatz: Die Erwähnung der beiden legendären Eisenbahnzüge soll das enge Beziehungsgeflecht zwischen Tradition und Moderne herausstellen, das überall das Bewusstsein von kultureller Identität bestimmt. Der "Rheingold" war ein Luxuszug, der bei seiner Jungfernfahrt am 15. Mai 1928 die Strecke von Hoek van Holland bis Basel in 11 ½ Stunden schaffte. Mit später moderner ausgestatteten Waggons war er bis 1987 in Betrieb.

Der "Shinkansen" erreichte bereits bei seiner Inbetriebnahme 1964 eine Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h und gilt bis heute als Vorbild für Hochgeschwindigkeitszüge auf einem eigenen Gleissystem. Die Beschleunigung der modernen Verkehrsmittel lässt die zeitliche Distanz schrumpfen und ermöglicht so eine Intensivierung von Austausch und Kommunikation in einer globalisierten Welt.

Kallnbachs Ausstellung in der Kita Gallery in Yamatokooriyama-City, Nara-Ken Ende 2005 war Teil des offiziellen Repräsentationsprogramms der Bundesrepublik Deutschland in Japan "Deutschland in Japan 2005/6". Gleichzeitig gehörte das Projekt zur Veranstaltungsreihe der japanischen Regierung "2005 EU-JAPAN YEAR OF PEOPLE-TO-PEOPLE EXCHANGES".

Die Ausstellung in Kleinsassen ist noch bis 14. Mai zu besichtigen. Öffnungszeiten der Galerie und des Cafés: Dienstag bis Sonntag 13 - 18 Uhr. Eintritt 1,50 €/ Kinder & Schüler frei. Führungen nach Vereinbarung

Nähere Informationen unter www.kleinsassen.de

Anläßlich der Ausstellung "Rheingold - Shinkansen" in der Kunststation Kleinsassen erscheint ein Katalog:

"Siglinde Kallnbach: Rheingold - Shinkansen", Salon Verlag Köln, 2006, ISBN 3-89770-255-X

59 Seiten, 35 Farbfotos, Texte: Prof. Georg Quander (Kulturdezernent der Stadt Köln), Jürgen Raap (Kunstkritiker). Der Katalog ist über den Buchhandel zu beziehen. (mab) +++













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