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Es wird nicht einfacher, Honig in Hessen zu produzieren

Hessens Landwirtschaftsminister Dietzel und der hessische Imkervorsitzende Walter Leukel

25.03.07 - Hofbieber

38. Hessischer Imkertag eröffnet: weniger Bienen, Sorge wegen Gentechnik

Die Sorgen um den künftigen Bestand der Bienenvölker, um den Nachwuchs bei den Imkern und die Auswirkungen von genmanipulierten Pflanzen auf Bienen, Honig und die Menschen prägen heute in der Rhöngemeinde Hofbieber (Kreis Fulda) den 38. Hessischen Imkertag. Mehrere hundert Besucher waren schon am Vormittag ins Gemeindezentrum gekommen, um das 125-jährige Jubiläum des Imkervereins 1882 Hofbieber zu feiern, verbandspolitische Aussagen wie die zahlreichen Grußworte von Gästen aber auch bedeutende Fachvorträge zu hören und eine Ausstellung mit Zubehör für die Imkerei anzuschauen.

Immerhin liegt inzwischen das Durchschnittsalter der hessischen Imker bei etwa 60 Jahren. Und auch die Zahl der Imker geht ständig zurück: rund 7.000 Imker halten derzeit in Hessen rund 53 000 Bienenvölker, in den 1950er Jahren waren es noch 8.000 Imker mit 100.000 Bienenvölkern. Die sinkende Zahl der Bienen kann nach Ansicht der Imker gravierende Folgen für Landwirtschaft und Natur haben: Etwa 80 Prozent der heimischen Blütenpflanzen seien zur Fruchtbildung auf die Bestäubung durch die Honigsammler angewiesen.

„Ich bin sehr gerne heute in das Biosphärenreservat Rhön gekommen, um mit dem Landesverband Hessischer Imker und dem verantwortlichen Imkerverein vor Ort, dem Kreisimkerverein Hofbieber, den diesjährigen Hessischen Imkertag zu eröffnen“, betonte Landwirtschaftminister Dietzel in seinem Grußwort heute in Hofbieber und überbrachte den anwesenden Imkerinnen und Imkern die besten Grüße der Hessischen Landesregierung. Der alljährlich stattfindende Hessische Imkertag sei eine wichtige Plattform für die organisierte Imkerschaft, um aktuelle Themen zu diskutieren und neue Impulse für die zukünftige Arbeit zu setzen.

Dietzel wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Rhön als Biosphärenreservat für die Bewahrung der natürlichen Ressourcen von entscheidender Bedeutung sei. „Hierbei geht es nicht in erster Linie darum, bestimmte Schutzgüter zu konservieren. Vielmehr ist es ein Anliegen, die natürlichen und kulturellen Werte der Region ins Bewusstsein zu bringen, sie lebendig zu erhalten und weiter zu entwickeln. Die Imkerei erfüllt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle, hob Dietzel hervor. „Die Bedeutung der Bienenhaltung geht daher weit über den Schutz der natürlichen Ressourcen hinaus, denn auch die Landwirtschaft sowie der Obst- und Gartenbau profitieren von einer intensiven Bestäubung ihrer Pflanzen und könnten ohne diese kaum existieren“, stellte der Minister abschließend heraus.

Weniger gewollt von den Imkern, aber durch Protestplakate und eine spontane Demonstration von Landwirten gemeinsam mit dem BUND öffentlich gemacht, wurde das Thema "Gentechnik". Auf mehreren Schildern und Plakaten wurde - wohl auch mit Blick auf Landwirtschaftsminister Dietzel - ein Verzicht auf Gentechnik gefordert. Dieser allerdings ging in seiner Rede nur am Rande auf das Thema ein und kritisierte seinerseits die Zerstörung von Genversuchsfeldern, weil "weitere Forschung notwendig ist".

Unter Hinweis auf die nicht mitbekommene Sommerzeit war der Präsident des Deutschen Imkerbundes, Anton Reck, etwas später nach Hofbieber gekommen. In seinem Vortrag wies er auf die 3.500 Imker-Ortsvereine hin und meinte, sie seien "keine gesellschaftliche Randgruppe", sondern "mitten drin mit hohem volkswirtschaftlichen Wert". Imkerei und Honig seien in der Gesellschaft positiv besetzt. Zum Thema "grüne Gentechnik" meinte der Imkerbund-Präsident, dass die vom Bundeskabinett beschlossenen Abstandsregelungen "für uns gegenstandslos" seien. Ein Bienenvolk befliege eine Fläche von 50 Quadratkilometern, das bedeute ein Radius von mehr als drei Kilometern. Nachdem Reck davon gesprochen hatte, "nicht grundsätzlich gegen grüne Gentechnik zu sein", gab es aus dem Publikum zahlreiche Unmutsäußerungen wie "Ein bisschen schwanger geht auch nicht" und "Unmöglich" oder "Das darf nicht wahr sein. Einige Teilnehmer kündigten an, ihre Mitgliedschaft aufkündigen zu wollen. Mit seinen Kritikern wolle er sich gerne auseinandersetzen, sagte Reck.

Kritisch mit dem Thema "Gentechnik" setzte sich auch der osthessische CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand ("Ich bin kein Gegner, aber Forschung muss sein") auseinander. Er verwies auf die Eckpunkte zur Gentechnik, die die Bundesregierung am 28. 02.2007 beschlossen habe. Danach soll etwa der Abstand zwischen den Feldern mindestens 150 Meter betragen und es eine Haftungsfreistellung für die Imker als Bienenhalter geben.Weiterhin gelte das Verursacherprinzip, heißt es im Gesetz, das nach Meinung von Brand aber nicht "weit genug" geht. Wer Genpflanzen anbaue, müsse auch für einen eventuellen wirtschaftlichen Schaden bei Nachbarn aufkommen. Ganz und gar dagegen ist Brand auch, dass etwa Steuergelder für geschädigte Landwirte ausgegeben werden. Diese Schäden seien von den Genfirmen zu zahlen.

"Verluste von Bienenvölkern halten sich in Grenzen"

Für die Honigbienen hat das Jahr gut angefangen. Die ersten milden Frühlingstage haben sie für kurze Ausflüge ins Freie genutzt. Das habe ihnen auch die Gelegenheit gegeben, den im Winter angesammelten Kot loszuwerden, sagte Walter Leukel, Vorsitzender des Landesverbandes Hessischer Imker. "Die Verluste halten sich in Grenzen, bisher sieht es sehr gut aus", sagte Leukel. Im vergangenen Jahr seien die frühen Ausflüge wegen des langen Winters ausgefallen, und die Bienen seien geschwächt in die Saison gestartet. Ihre Hauptleistung sei nicht der Honig, sondern die Bestäubung - und ohne Bienen gebe es auf Streuobstwiesen kaum Erträge. Auch Feldfrüchte wie Raps brauchten dringend die Bienen. Einzeln lebende Wildbienen schafften solche riesigen Flächen nicht. Auch die meisten heimischen Wildpflanzen seien auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen.

Hessische Honigprämierung 2006/07: Hohe Qualität bestätigt

Auch in diesem Jahr organisierte der Landesverband Hessischer Imker e.V. (LHI) wieder eine Honigprämierung. Knapp 7.000 Imkerinnen und Imker in 168 Ortsvereinen waren aufgerufen, Honige zur Prämierung auszustellen. Nach der Auswertung der eingereichten Honiglose können nun 48 Imker ihre Honige mit einer der begehrten Auszeichnungen versehen. Anlässlich des heutigen 38. Hessischen Imkertages in Hofbieber in der Rhön übergab Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel zusammen mit der Hessischen Honigkönigin Diana I. die Urkunden.

Jeder Teilnehmer hatte jeweils sechs 500 Gramm-Gläser einer Probe einzureichen, die mit einem neutralen Gewährverschluss des Deutschen Imkerbundes versehen sein mussten. Anhand des 5‑Punkte-Schemas des Deutschen Imkerbundes wurden diese Proben einer intensiven Prüfung unterzogen. In jeder geprüften Kategorie mussten mindestens 3 der 5 möglichen Punkte erreicht werden. Die Prämierung wurde von einer Kommission unter der Leitung von Wilfried Lux, Honigobmann des LHI, durchgeführt.

Zunächst stand die Aufmachung des Glases auf der Prüfliste. Im Anschluss daran wurde die Sauberkeit des Honigs, dessen Konsistenz, Geruch und Geschmack überprüft. Die zweite Phase der Untersuchung fand im Labor des Bieneninstituts in Kirchhain (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen) statt. Dort wurden die Honige auf ihren Wassergehalt und auf das Enzym Invertase untersucht.

Insgesamt entfielen bei der Honigprämierung auf die eingereichten Honige 21 Goldmedaillen, 37 Silbermedaillen und 5 Bronzemedaillen. Der hessische Minister für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Wilhelm Dietzel und der 1. Vorsitzende des Landesverbandes Hessischer Imker e.V., Walter Leukel, konnten sich über das gute Ergebnis der Prämierung freuen. Die Zahlen zeigen, dass die Prämierung von den Imkerinnen und Imkern gerne angenommen wird. Sie haben erkannt, dass in einem immer undurchsichtiger werdenden Markt solche Zeichen von neutraler Stelle eine wichtige Rolle für den Verbraucher spielen. Daneben ist eine Prämierung immer wieder auch ein Ansporn, bei der täglichen Arbeit noch ein wenig mehr auf sorgfältige Verarbeitung und hohe Produktqualität zu achten.

Leukel erklärte hierzu: "Die hessischen Imkerinnen und Imker produzieren Honige von hoher Qualität. Die Verbraucher treffen eine gute Wahl, wenn sie Honig im Imker-Honigglas des Deutschen Imkerverbundes bei einem hessischen Imker kaufen." - "Wer dann noch auf die Preismünze auf dem Glas achtet, kann sich einer wahrlich ausgezeichneten Qualität sicher sein", ergänzte die Hessische Honigkönigin Diana I.. Der Landesverband Hessischer Imker e.V. vertritt derzeit 7.000 Imker in 168 Vereinen. Diese betreuen knapp 50.000 Bienenvölkern, die über alle Regionen in Hessen verteilt sind.

Carisma Werkstatt: Mit Imkereibedarf auf der Imkermesse

Ein neuer Arbeitsbereich, den die Fuldaer Caritas Werkstatt „Carisma“ für psychisch kranke Menschen im letzten Jahr erfolgreich eingerichtet hat, ist die Imkerei. Zwei Gruppenleiter bei Carisma haben sich eigens dafür zum Imker ausbilden lassen. Mittlerweile hat die Werkstatt in Fulda-Maberzell einen Verkaufsladen für Imkereibedarf, der von der gesamten Region mit Fulda, Rhön und Vogelsberg frequentiert wird. Auch besitzt die Werkstatt inzwischen acht eigene Bienenvölker. Die daraus resultierenden Arbeiten für die Beschäftigten sind zahlreich: So werden alle Arbeiten, die sich aus dem Bienenjahr ableiten, durchgeführt. Auf den krönenden Abschluss, die Honigabnahme und Abfüllung freut man sich jetzt schon. Aber auch die Herstellung von Bienenrähmchen, die Lagerverwaltung, die Beratung und der Verkauf bereiten den Beschäftigten viel Spaß. Ein besonderes Highlight für die Imker-Gruppe der Carisma Werkstatt war heute die Teilnahme am hessischen Imkertag mit einem eigenen Stand, wo Geräte und Produkte erstmals präsentiert wurden. +++


Proteste heute in Hiofbieber gegen Gentechnik ...

Sorgte für Unmut bei einigen Imkern: Imkerbund-Präsident Reck


Gespräch mit der Bienenkönigin Diana I.

Hofbieber in der Rhön ist heute der 38. Hessische Imkertag



Protest auf dem Hessischen Imkertag



Die Caritas-Werkstätten waren zum ersten Mal vertreten...



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