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Ein imposantes wie beeindruckendes Bauwerk - die neue Mehrzweckhalle in Pilgerzell, die auch im Dunkeln noch eine "gute Figur" macht... - Fotos: Martin Angelstein

09.10.04 - Künzell

Neue Mehrzweckhalle für 4,6 Mio. Euro - Ein "Glücksfall" für die Sportler

Mit einem glanzvollen Festakt, zahlreichen künstlerisch wie sportlichen Darbietungen und einer großen Zahl von Gästen hatte die osthessische Gemeinde Künzell (Kreis Fulda) gestern abend allen Grund zu feiern: die neue Mehrzweckhalle im Ortsteil Pilgerzell ("Sie steht in Pilgerzell, ist aber für ganz Künzell") wurde nach über einjähriger Bauzeit fertiggestellt und eingeweiht. Ein 4,6 Millionen Euro teures Projekt, dessen Kostenrahmen absolut eingehalten wurde, und um das die Künzeller sicher von vielen anderen beneidet werden. Ein imposantes und beeindruckendes Bauwerk. Doch für Künzells Bürgermeister Peter Meinecke sowie seinen Amtsvorgänger Hermann Brück gab es zu dieser Entscheidung keine Alternative. Jetzt nach der Fertigstellung wird die Mehrzweckhalle zu 90 Prozent durch sportliche Aktivitäten von Schulen und Vereinen tagtäglich mindestens 14 (!) Stunden belegt sein.

"Es ist ein Bauwerk, das in der weiten Region Osthessens einmalig ist" stellte mit großem Stolz Bürgermeister Meinecke bei der Feier gestern abend fest. Es handele sich um die größte kommunale Einzelinvestition im Landkreis Fulda und sei nur deshalb möglich gewesen, weil sein Amtsvorgänger Hermann Brück jahrelang sparsam und vorausschauend gewirtschaftet und auf die Realisierung der Halle hingearbeitet habe. "Wir fördern somit in Zeiten der Rezession und lahmenden Wirtschaft nicht nur die heimische Bauwirtschaft, sondern stärken auch unsere Vereine als wichtige Säule unserer kommunalen Gesellschaft" sagte der Bürgermeister.

Täglich acht Stunden Schulsport und sechs Stunden Vereinsport

Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, dass unter den 80 Vereinen der Großgemeinde Künzell immerhin 15 Sportvereine seien, die ausreichend Trainings- und Spielflächen brauchten. Nach vielen Beratungen und Entwürfen sei nach den Plänen des Fuldaer Architekturbüros Reith & Wehner für eine Zweifeldersporthalle mit großer Bühne und Nebenräumen und einer Fläche von ca. 2.400 Quadratmetern entschieden worden. Hauptnutzer sind tagsüber von 10 bis 16 Uhr die Rudolf-Steiner-Schule Loheland, die auch die Sportgeräte komplett beschafften. Von 8 bis 10 Uhr täglich wird die benachbarte Florenberg-Schule die Halle nutzen, während von 16 bis 22 Uhr dann Sportvereine, Turn- und Gymnastikgruppen das Sagen haben werden. Es kann auch eine Bühne für etwa 180 Zuschauer aufgebaut werden.

Und noch eine nur scheinbar extravangante Besonderheit hat die Halle: eine sehr große Bühne (8 mal 12 Meter) mit Spezialeinbauten wie Kontrollkamera und Spiegelwand, die wiederum vom Verein gezahlt wurden. Ein Zugeständnis an einen "Sportverein", der aber eigentlich sehr viel mehr ist: die "Tanzsportgemeinschaft (TSG) Künzell" unter Leitung des agilen und sehr aktiven Michael Weiß ("Bonifatius-Musical"). Die TSG-Junioren waren bereits sieben Mal in Folge Europameister geworden und haben auch einen komentenhaften Aufstieg beim Show-Tanz-Team. Die Bühne hat einen Regieraum und eine schalldichte Wand zur Halle hin, sodass sie von der TSG - die auch einen Vereinsraum dort bekam - als Übungsraum mit erfreulich großere Bühnenhöhe verwendet werden kann.

Contracting-Vertrag mit ÜWAG zur Energiebewirtschaftung

Doch damit noch nicht genug mit den Besonderheiten: die Gemeinde hat über die Energiebewirtschaftung der Halle einen Contracting-Vertrag mit dem regionalen Energieversorger ÜWAG abgeschlossen. Damit kann die Gemeinde voll darauf vertrauen, dass ihr die ÜWAG die Verantwortung für die Heizzentrale abnimmt und sich um alles kümmert. Die Gemeinde spart Kosten, denn sie muss kein Kapital für die Heizanlage binden und kein eigenes Personalvorhalten. Die ÜWAG garantiert die Betriebssicherheit und gewährleistet eine professionelle Wartung. Vor allem aber ist die Anlage der Mehrzweckhalle mit der neuen Leitzentrale der ÜWAG verbunden und wird so an 365 Tagen des Jahres rund um die Uhr fernüberwacht. Registriert die Leitzentrale eine Unregelmäßigkeit, kann sofort reagiert werden.

Wärmepumpensysteme nutzen den Wärmespeicher der Naturauf verschiedene Weise. Bei der Suche nach einer zukunftsfähigen Heiztechnologie entschieden sich die Verantwortungsträger für eine innovative Wärmepumpenanlage. Nachdem die Experten den Heizenergie-Jahresbedarf des kommunalen Gebäudes auf ca. 300.000 Kilowattstunden bezifferthatten, wurden Leistung und Kosten verschiedener Heiztechnologien miteinander verglichen. Im Rennen waren neben einer Öl- oder Gasfeuerung in Verbindung mit einer thermischen Solaranlage ein Blockheizkraftwerk sowie eine Wärmepumpenanlage.

Fachleute sagen "Erdwärme" eine "große Zukunft" voraus

Das Ergebnis war eindeutig, in ökonomischer wie auch ökologischer Hinsicht: Langfristig ist die Wärmepumpe am kostengünstigsten. Sie nutzt die in der Umwelt gespeicherte Energie der Sonne. Aus einer Kilowattstunde zugeführter elektrischer Energiekönnen vier Kilowattstunden Wärme gewonnen werden. Die Wärmepumpe ist nicht nur eine innovative Technologie, sondern ihr wird auch von Fachleuten eine "große Zukunft" vorausgesagt.

Die Erdwärmeanlage wird nicht nur für Heizzwecke und die Warmwasserbereitung eingesetzt, sondern versorgt auch die Lüftungsanlage und kann im Sommer zum Kühlen genutzt werden. Dieser wertvolle Zusatznutzen wäre bei den herkömmlichen Heizsystemen nur mit erheblichem zusätzlichem Finanzaufwand möglichgewesen. Um den benötigten Wärmebedarf zu decken, waren mehrere Erdbohrungen erforderlich, die von derTERRA THERM Erdwärme GmbH, einer Tochter der ÜWAG, übernommen wurden. Innerhalb von nur zwei Wochen haben die Experten von TERRA THERM zehn Erdbohrungen von jeweils 120 mTiefe durchgeführt. Der Fachdienstleister verfügt über modernstes Gerät und hat bereits hunderte von Bohrungen realisiert.

Was viele nicht wissen: Es lohnt sich auch schon, eine Wärmepumpe allein zur Warmwasserbereitung einzusetzen. Eine Brauchwasser-Wärmepumpe decktganzjährig den Bedarf und gewinnt dabei bis zu 70 % der Energie aus der Umgebungsluft. Das heißt: sie nutzt die in der Luft gespeicherte Kraft der Sonne sowie etwaige Abwärme von Geräten - völlig unabhängig von Jahreszeit und Sonnenscheindauer. Der Betreiber muss nur noch etwa ein Drittel der Energiekosten aufwenden und entlastet zudem die Umwelt. Denn auch die Warmwasser-Wärmepumpe kann aus einer Kilowattstunde zugeführter elektrischer Energie 3 bis 3,5 kWhWärme gewinnen.

Die neue Mehrzweckhalle in Pilgerzell wurde - und darauf ist man auch stolz - ohne "Schulden machen" aus Eigenmitteln in Höhe von 3,9 Millionen Euro finanziert. Der Landkreis Fulda steuerte einen Investitionszuschuss von 129.000 Euro hinzu und es wurde ein zinsfreies Landesdarlehen über 511.000 Euro aufgenommen.

Erste Bewährungsprobe mit Einweihung und Darbietungen bestanden

Und gestern abend bestand die neue Halle auch ihre erste Bewährungsprobe: bei Aufführungen der Tanzsportgemeinschaft aus der Welt des Musicals "Moulin Roge", des Vocal-Ensembles "Vocal Voices", dem "orchestralen Aushängeschild" der Gemeinde in Gestalt des Orchesters der Freiwilligen Feuerwehr Dirlos sowie vielen gastronomischen Köstlichkeiten am Buffett vom Landgasthof Reith, Gasthof "Weißes Röss´l" Dietershausen, Gasthof Kneshecke Dipperz und Landgasthof Rhönblick Wissels.

Viel Lob war von den rund 250 Einheimischen wie von den Gästen zu hören. Besonders beeindruckt auch der Bürgermeister der britischen Schwesterstadt Rustington, Graham Tyler und sein Stadtrat Ray Steward. Sie sprachen die Hoffnung aus, dass diese Halle in Zukunft auch ein "Platz vieler internationaler Begegnungen" werde.

Und wer jetzt "Lust" auf die Halle bekommen hat, dem kann heute geholfen werden: von 11 bis 17 Uhr gibt es am heutigen Samstag einen "Tag der offenen Halle", dazu ein Hallenfußballturnier der F- und G-Jugend sowie einem Besuch des inzwischen interntional bekannten Künzeller Radprofis Patrik Sinkewitz. +++


Auf der TSG-Bühne mit der Spiegelwand...

Michael Weiß (2.v.r.) und Bürgermeister Meinecke (rechts) führten viele Gäste und Amtskollegen durch die Räumlichkeiten...




Erfolgreich bis auf europäische Ebene: die TSG Künzell und viele Pokale...


Eine große Halle mit einer Empore....

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