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Ein alltägliches Bild: nebeneinander, nicht miteinander - Symbolbild

REGION Schüler nutzen Messengerdienst

Krankmeldung per WhatsApp? - Kultusminister Lorz schiebt Riegel vor

20.02.19 - "Ich habe Grippe und komme morgen nicht zum Unterricht", schreibt die 13-jährige Lisa-Marie per WhatsApp an ihre Lehrerin. Das geht schnell und ist praktisch, findet das Mädchen. Als unzulässigen und problematischen Umgang mit personenbezogenen Daten stuft das dagegen der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) ein.

Kultusminister Prof. Alexander Lorz pocht auf den Datenschutz

In seiner Eigenschaft als Präsident der Kultusaministerkonferenz (KMK) äußerte er sich unmissverständlich zum Umgang mit Messengerdiensten im Allgemeinen und WhatsApp im Besonderen: "Klar ist in jeden Fall, dass über WhatsApp oder andere Messenger-Dienste Lehrkräfte oder sonstige an den Schulen tätige Personen keine personenbezogenen Daten austauschen dürfen. Das trifft insbesondere auf sensible Daten wie zum Beispiel Krankmeldung zu." Aber auch Daten und Informationen, die unterrichts- und notenrelevant sein könnten, dürften nicht ausgetauscht werden. Zu diesen Daten zählten auch Benotungen oder Hinweise zu Hausaufgaben, so Lorz.

Matthias Höhl

Der Schulleiter des Fuldaer Domgymnasiums Matthias Höhl findet den ministeriellen Hinweis auf einen restriktiven Umgang mit diesen Medien absolut sinnvoll. "Das ist völlig richtig: der gesetzliche Rahmen untersagt die WhatsApp-Nutzung für Jugendliche unter 16 Jahren. Das ist in unserer Schulordnung auch verankert". Darüber hinaus sei das Domgymnasium handyfreie Zone, denn die Schule habe auch den Erziehungsauftrag, Kinder und Jugendliche von schädlichen Einflüssen fernzuhalten. "Dafür können unsere Schüler im Sekretariat kostenfrei zu Hause anrufen."

Dr. Ulf Brüdigam ist Schulleiter an der Freiherr-von-Stein-Schule

Auch die Freiherr-von-Stein-Schule in Fulda weist alle Eltern auf die datenschutzrechtlichen Bestimmungen beim Umgang mit sensiblen Daten hin, empfiehlt den Schülern die Arbeitsplattform Moodle und für notwendige Kommunikation mit den Lehrkräften E-Mail-Verkehr, sagt Schulleiter Dr. Ulf Brüdigam. "Wir haben aber auch Kinder, die kein Handy besitzen und trotzdem glücklich sind", betont er.

"Das dürfen alle - nur ich nicht!"

Zwar verlangt WhatsApp von seinen Nutzern: "Bitte bestätige, dass Du mindestens 16 Jahre alt bist, bevor Du dieses Angebot nutzt", doch eine Kontrolle darüber ist schlicht unmöglich. Außerdem wissen viele Eltern von dieser Vorschrift gar nichts oder gestatten ihren jüngeren Kindern die Nutzung dennoch, weil die Kommunikation darüber eben so bequem ist. Um einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien insgesamt und Messengerdiensten speziell einzuüben, braucht es zuerst vorbildliches Verhalten der Erwachsenen, sagt der Elternbeiratsvorsitzende der Fuldaer Winfriedschule, Dr. Kai Witzel.

Elternbeiratsvorsitzender der Winfriedschule, Dr. Kai Witzel

Er findet, dass das Thema bei jedem Elternabend angesprochen werden sollte. "Dabei lässt sich zum Beispiel leicht feststellen, dass die Behauptung der eigenen Kinder 'alle anderen in der Klasse dürfen das!' meist gar nicht stimmt." Eltern seien aber verantwortlich für die Mediennutzung ihrer Kinder, denen es an der entsprechenden Kompetenz noch fehle. "Es gibt durchaus intelligente Möglichkeiten, die Nutzung zeitlich zu begrenzen und kindersicher zu machen." Dr. Witzel sieht die unkritische WhatsApp-Nutzung auch deshalb als problematisch an, weil in den Klassengruppen allein die Anzahl der täglich verschickten Nachrichten schnell überhandnimmt und extrem ablenke. Außerdem verschickten Jugendliche häufig auch bedenkliche und intime Fotos, ohne sich über mögliche Gefahren bewusst zu sein. Das größte Problem bestehe aber in gezielten Hänseleien und Mobbing, das durch die Messengerdienste erleichtert werde.

Ob die Anmahnung eines sicheren und vernünftigen Umgangs mit digitalen Medien tatsächlich auf Resonanz bei den betroffenen Schülern trifft, ist fraglich. In Frankreich hat das Parlament eine Radikallösung verabschiedet: seit letztem Jahr gilt ein rigoroses und generelles Handy-, Smartphon- und Tabletverbot an allen Schulen mit Schülern bis 15 Jahren. (Carla Ihle-Becker)+++


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