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Natalja Joselewitsch und Dennis Herrmann in ihren Rollen als Lady Viola und Will Shakespeare - Archivfotos: Erich Gutberlet

BAD HERSFELD Deftiker Klamauk und tragischer Ernst

Umjubelte Wiederaufnahme von "Shakespeare in Love" - am Ende klappt es immer

08.07.19 - Geistreiche Unterhaltung vor historischem Hintergrund mit seinem unerlässlichen Prunk, getragen von der Geschichte einer letztlich unmöglichen Liebe zwischen Will Shakespeare und Lady Viola de Lesseps bietet die Komödie „Shakespeare in Love“, die im vergangenen Jahr in Bad Hersfeld Deutschlandpremiere feierte und so erfolgreich war, dass sie in diesem Jahr wieder auf dem Spielplan steht. Am Samstag öffnete sich in der ausverkauften Stiftsruine der Vorhang für dieses grandiose, glamouröse Theaterstück nach dem Drehbuch von Marc Norman und Tom Stoppard in der Bühnenfassung von Lee Hall. Die kurzweilige und unterhaltsame Inszenierung des niederländischen Regisseurs Antoine Uitdehaag präsentiert sich wiederum als Hochgenuss für alle Sinne, changiert zudem zwischen deftigem Klamauk und tragischem Ernst, wobei zur Freude des begeisterten Publikums der Spaß überwiegt.

„Lasst euch das Theatergeschäft erklären. Der natürliche Zustand besteht aus unüberwindbaren Hindernissen auf dem Weg in die drohende Katastrophe. Aber am Ende klappt es immer“. Ein Mysterium, sinniert der stets um Stücke und Geld verlegene Henslowe (Jens Schäfer), der Chef des Londoner Rose Theatre. Erzählt wird die fiktive Geschichte des jungen Will Shakespeare, der unter einer Schreibblockade leidet. Er ist verzweifelt, denn er muss gleich zwei neue Theaterstücke schreiben, aber es mangelt ihm an Inspiration, "sein Hirn ist leer". Bis die zauberhafte Lady Viola de Lesseps die Szene betritt. Viola liebt das Theater und die Poesie und möchte zu gerne auf die Bühne, was Frauen im elisabethanischen Zeitalter streng verboten ist. Als Mann verkleidet wagt sie es trotzdem und verwirrt in ihrer Hosenrolle als Thomas Kent alle. Als Shakespeare während einer Probe zeigt, wie leidenschaftliches Küssen geht, weiß er noch nicht, dass der Mann, dessen Lippen er berührt, die Frau ist, die er lieben wird.

Mit Dennis Herrmann, Natalja Joselewitsch, Brigitte Grothum, Martin Semmelrogge, Roland Riebeling, Robert Joseph Bartl, Bettina Hauenschild, Maximillian Wigger, Tilo Keiner, Hanns Jörg Krumpholz, Jens Schäfer, Uwe Dag Berlin, Christian Schmidt, Günter Alt, Martin Trippensee, Andrés Mendez, Philipp Rosenthal, Roland Schreglmann, Peter Englert, Ute Reiber, Simone Kabst ist das insgesamt wunderbar spielfreudige Ensemble mit vielen skurrilen Typen ausgezeichnet besetzt. Ginger, der Border-Collie, ist natürlich auch wieder dabei, denn Königin Elisabeth interessiert sich eigentlich nur für Stücke mit einem Hund. Neu im Ensemble ist Frank Casale als Webster. Die Hauptdarsteller Natalja Joselewitsch (Lady Viola/Thomas Kent) und Dennis Herrmann (Will Shakespeare) wurden im vergangenen Jahr mit dem Großen Hersfeld-Preis ausgezeichnet. Beide sorgen auf Augenhöhe und dynamisch für die großen Gefühle mit ihrer „Liebe, die noch kein Stück gezeigt hat“. Will macht aus dieser Liebe Kunst, indem er sein Leben, seine Liebe zu Viola auf die Bühne bringt: Romeo und Julia, eine der ergreifendsten Liebesgeschichte, ist geboren.

Bühnenbildner Jens Kilian hat mit nur wenigen Kulissen eine elisabethanische Welt mit Königshof, Schenke, Theater und aufklappbarem Bett als Liebesnest geschaffen. Die opulenten, bunten Kostüme wurden von Erika Landertinger entworfen. Die aktionsreichen Slapstick-Fechtszenen wurden von dem Choreographen Klaus Figge einstudiert, wobei besonders Christian Schmidt als Ned Alleyn sich hinreißende und komische Duelle liefert. In dieser Kulisse wird erneut ein Märchen für Erwachsene geboten, das für Shakespeare-Kenner ebenso wie für Shakespeare-Neulinge das pure Vergnügen ist. Tilo Keiner brilliert in der Rolle als hochgradig unsympathischer Lord Wessex, dem Lady Viola de Lesseps versprochen ist. Publikumsliebling Robert Joseph Bartl verwandelt sich vom knallharten Theaterfinanzier „Ich bin das Geld“ zum Theater-Enthusiasten. Martin Semmelrogge hat das Mitleid des Publikums als stotternder Handwerker Wabash auf seiner Seite. Bettina Hauenschild ist als Violas Amme sehr gefordert und meistert ihre Aufgabe bravorös.  

In Erinnerung bleibt das geniale Zusammenspiel zwischen Will Shakespeare und seinem Freund und Schriftsteller-Kollegen Christopher Marlowe (Roland Riebeling), der dem verliebten Shakespeare die Worte seines liebessäuselnden Sonetts „Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?“ zuflüstert, während Will auf den Balkon seiner Angebeteten klettert. Besonders berührend die Schlussszene mit dem Geist des toten Freundes, nachdem die lebenskluge englische Herrscherin, von Brigitte Grothum grandios gespielt, mit geradezu salomonischem Durchblick das Chaos geordnet hat. Auf Shakespeares Frage, was er in dem zweiten Stück schreiben soll, gibt Königin Elisabeth ihm freie Hand: „Was ihr wollt“.

Stehende Ovationen für einen wunderbaren Theaterabend mit großartigen Protagonisten auf der Bühne und einem Hund, der sich sogar verbeugen kann. Weitere Vorstellungen gibt es am 9.,13.,15.,18.,21.,25. Und 26. Juli sowie am 1. August zu jeweils wechselnden Zeiten. Tickets und Informationen: Telefon +49 6621 640200 - [email protected]www.bad-hersfelder-festspiele.de  (Gudrun Schmidl) +++


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