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25.08.09 - REGION

"Vollbesetzter Zug im Tunnel entgleist" - Nur Übung im Kehrenbergtunnel

„Ein vollbesetzter Zug ist im Tunnel entgleist. Einsatz für Rettungsdienst, Feuerwehr, THW und die beiden Rettungszüge der Deutschen Bahn aus Fulda und Kassel.“ So ähnlich muss die Alarmierung der Leitstelle am frühen Sonntagmorgen gegen 0:30 Uhr wohl in weiten Teilen rund um die nordhessische Stadt Melsungen (Schwalm-Eder-Kreis) geheißen haben. Die Lage für die Rettungskräfte war kurz nach dem Unglück, das glücklicherweise nur nachgestellt wurde, noch offen – niemand wusste, was ihn vor Ort erwarten wird. Das Unfall-Szenario ereignete sich im 2.400 Meter langen „Kehrenbergtunnel“ – einem der längsten im Schwalm-Eder-Kreis. Kurz nach Eingang des Notrufes waren Notfallmanager der Bahn, Organisatorische Leiter Rettungsdienst (OLRD) aus dem Schwalm-Eder-Kreis und Führungskräfte der Feuerwehren an der Einsatzstelle, um diese zu erkunden.

Mittlerweile hatte sich auch schon der Rettungszug aus Fulda – besetzt mit 9 "Rettern" vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Malteser Hilfsdienst (MHD), 6 Notärzten des Klinikums Fulda sowie 31 Einsatzkräften der Feuerwehr Fulda und deren Feuerwehrarzt – in Bewegung gesetzt. Im Sanitätswagen wurden bereits auf der Anfahrt umfangreiche Maßnahmen getroffen: Infusionen wurden vorbereitet, Verbandsmaterial zurechtgelegt und Tragen bereitgestellt.

Der Organisatorische Leiter Rettungsdienst und der Leitende Notarzt (LNA) aus Fulda bekamen in kurzen Zeitabständen immer aktualisierte Lagemeldungen von der Einsatzleitung vor Ort: Kurz vor der Ankunft des Rettungszuges wusste man also, dass ein Intercity durch einen technischen Defekt im „Kehrenbergtunnel“ zwischen Guxhagen und Körle entgleist sei. Der aus insgesamt acht Personenwagen bestehende Schnellzug war ersten Angaben zufolge mit 153 Fahrgästen besetzt – wovon 70 Personen teilweise schwerste Verletzungen erlitten hatten und der Rest unverletzt blieb.

Nach einer ersten Sichtung im völlig demolierten Zug und anschließender Behandlung durch mehrere Notärzte, wurden die Verletzten nach und nach im Pendelverkehr durch eine Einheit des Rettungszuges an das Nord-Portal transportiert, wo Rettungsdienste und Feuerwehren provisorische Behandlungsplätze eingerichtet hatten. Die starke Rauchentwicklung im Tunnel – verursacht durch die Dieselloks und laufenden Aggregate – erschwerte den Rettungskräften die Arbeit, da die Sicht teilweise keine fünf Meter mehr betrug und man nur noch mit Atemschutzgeräten den Tunnel betreten konnte.

Gegen 5:00 Uhr war die ICE-Strecke Kassel-Fulda dann wieder frei und die Einsatzübung beendet. Doch die Auswertung, die durch ein Team um Kreisbrandinspektor Werner Bähr, Vertreter von hessischem Innenministerium und Regierungspräsidium Kassel erfolgen wird, dauert wohl noch einige Zeit an.

Hintergrundinformationen zu den DB-Rettungszügen

Die Rettungszüge (RTZ) der Deutschen Bahn sind schienengebundene Rettungsmittel für Einsätze bei schwerwiegenden Unglücksfällen im Bahnbetrieb - insbesondere in Tunneln. Das Rettungszug-System umfasst sechs speziell ausgerüstete Züge in ständiger Alarmbereitschaft, die bundesweit vor allem für die älteren Hochgeschwindigkeitsstrecken zur Verfügung stehen. Neben Standorten in Würzburg, Hildesheim, Stuttgart, Mannheim und Kassel ist auch ein Zug der DB Notfalltechnik am Bahnhof Fulda stationiert. Die Züge sind ausgestattet mit zwei Lokomotiven, zwei Transportwagen, einem Gerätewagen, einem Löschmittelwagen sowie einem Sanitätswagen und bieten damit für Bahnunfälle zum einen vielfältige Möglichkeiten zur Gefahrenabwehr und -bekämpfung sowie die Rettung und Versorgung von Personen.

Im Einsatzfall werden grundsätzlich die beiden benachbarten Züge alarmiert – so rückten etwa bei dem ICE-Unglück im Landrückentunnel im April 2008 die Rettungszüge aus Würzburg und Fulda aus. Die Züge sind nach Angaben der Bahn binnen fünf Minuten nach Alarmierung abfahrbereit. In Fulda wird der Zug durch die diensthabenden Rettungskräfte von DRK, MHD und Feuerwehr Fulda besetzt und von der Leitfunkstelle Fulda alarmiert. Die beiden Lokführer werden von der Deutschen Bahn gestellt. (Christian P. Stadtfeld) +++





Auf der Anfahrt aus Fulda...






































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