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- Fotos: Hendrik Urbin

04.10.09 - RASDORF

Der ehemalige amerikanische Beobachtungspunkt "Point Alpha" in Osthessen nahe den Ortschaften Rasdorf (Hessen) und Geisa (Thüringen) hat in den zurückliegenden über sechs Jahrzehnten eine Fülle militärisch-brisanter wie auch politisch-ergreifender Momente erlebt. Besonders in den vergangenen zwei Jahrzehnten - in denen sich an diesem Punkt eine Mahn- und Gedenkstätte etablierte und jährlich bis zu 100.000 Menschen zu Besuch kommen - ist "Point Alpha" zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Vergangenheitsbewältigung wie auch der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft der Menschen geworden. "Point Alpha" bei Rasdorf (Fulda) war bis kurz vor Auflösung des Warschauer Paktes einer der militärstrategisch bedeutendsten Orte des "Kalten Krieges".

Und gestern - genau 20 Jahre nach der Öffnung der Grenzen zwischen Deutschland-West und Deutschland-Ost - zogen mehr als 2.000 Mitglieder der katholischen Kolpingwerke von Hessen und Thüringen gemeinsam mit ihren Ortsbischöfen Heinz-Josef Algermissen (Fulda) und Joachim Wanke (Erfurt) in einer Wallfahrt einen Kilometer am erhaltenen Metallgitterzaun mit Kolonnenweg entlang. Sie würdigten damit die "friedliche Revolution" vor 20 Jahren und erklärten, der Mauerfall sei ein "Wunder und Geschenk" zugleich.

Pünktlich um zehn Uhr waren die "Kolpinger" vom "Blauen Haus auf der Grenze" loszogen. Hunderte Bannerträger vorneweg, dahinter die Mitglieder aus den Bistümern Fulda und Erfurt. Ein Bild, das auch den Fuldaer Geschäftsführer Stefan Sorek berührte, der von der großen Zahl der "über 2.000 Teilnehmer" beeindruckt war. Nach einer kurzen "Statio" in Höhe des ehemaligen DDR-Wachtturmes führte die Wallfahrt noch einige hundert Meter direkt am Metallgitterzaun entlang, vorbei am drei Meter hohen Birkenkreuz für die Opfer der Grenze aufs Gelände des einstigen "Point Alpha". Und in der Halle, in der einst Panzer und anderes militärisches Gerät gewartet wurde, gab es gestern zum ersten Mal einen Festgottesdienst.

In einem "Wort zur Einführung" dankte Algermissen den "mutigen Bürgerrechtlern und friedlichen Demonstranten" sowie Politikern und Kirchenvertretern, die prophetisch und entschieden gehandelt hätten. Durch ihren Beitrag sei ein Unrechtssystem gewaltlos zu Fall gekommen und Deutschland wieder vereint worden. Gleichzeitig machte er deutlich, dass dies "nicht allein ein Werk von Menschen" gewesen sei, sondern hier habe "Gott selbst ein Zeichen gesetzt, hat Menschen – mit den Worten des Psalms 66 – „in die Freiheit hinausgeführt“. Von großem Einfluss auf die Vorgänge im Herbst 1989 sei zweifellos auch Papst Johannes Paul II. gewesen, der aus seiner Kritik am Kommunismus nie ein Hehl gemacht habe.

Nach den Worten von Bischof Algermissen gelte es 20 Jahre nach der Wende noch immer, eine Verklärung der DDR zu entlarven und die Erinnerung an das Unrechtsregime wach zu halten, das Menschen systematisch bespitzelt, eingemauert und Andersdenkende eingesperrt und gefoltert habe. "Freiheit ist ein ebenso kostbares wie anspruchsvolles Gut. Als Christen müssen wir immer wieder darauf hinweisen, dass es keine Freiheit ohne Bindung und Begrenzung geben kann. Das bedeutete Willkür und die Macht des Stärkeren" sagte Algermissen wörtlich. Christen müssten "Gesicht zeigen gegen alle Kräfte, die mit billigen Parolen und auf menschenverachtende Weise ihre extremen Vorstellungen durchsetzen wollen".

Über den eigentlichen Festgottesdienst und die Predigt des Erfurter Bischofs Joachim Wanke mit einer zweiten großen BILDERSERIE gibt es von "osthessen-news" einen weiteren EXTRA-Bericht. +++

























Der Fuldaer Bischof Heinz-Josef Algermissen bei seiner Eröffnungsrede...


...vor 2.000 Menschen in der einstigen Panzerhalle der US Army....

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