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Bischof Algermissen am gemeinsamen Stand von Bistum Fulda und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Gemeinsamer Schnappschuss (von links): Bischof Heinz Josef Algermissen und Metropolit Augoustinos, griechisch-orthodoxe Metropolie Deutschland, OB Gerhard Möller sowie Weihbischof Karlheinz Diez - Fotos (3): Michael Schwab
17.05.10 - MÜNCHEN
Runder Tisch und „Himmelsleiter“ - Osthessen auf Ökumenischem Kirchentag
Tief sitzt die Sehnsucht nach Gemeinschaft. Trotz aller Unterschiede in Theologie und religiöser Praxis. Das ist die zentrale Botschaft, die unter dem Motto „Damit Ihr Hoffnung habt“ vom 2. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München ausgeht. Ob Kanzlerin Angela Merkel, die die Werte – gemeint sind die christlichen - als Basis einer gemeinsamen zentralen Ordnung beschwört oder der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, der betont, der Pfad der Einheit sei selbst angesichts der tiefen Spaltung nicht für immer verschlossen. Sie alle, Redner wie Gäste des 2. ÖKT, setzen in Gesten und Worten auf den ökumenischen Prozess, der „für uns irreversibel ist“, wie Bischof Heinz Josef Algermissen in einem Interview mit Markus C. Leitschuh und Reiner Degenhardt am gemeinsamen Stand des Bistums Fulda und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck unterstreicht.
Lebendige und vitale Kirche
Die Vision der Einheit ist eine Notwendigkeit. „Wir müssen mit aller Macht darauf hinarbeiten,“ sagt Algermissen. In den über 3.000 Veranstaltungen des 2. Ökumenischen Kirchetags von München sieht der Bischof ein „Zeichen für eine lebendige und vitale Kirche,“ einen Gipfel dessen, was sonst auf evangelischen Kirchentagen und am Katholikentag zu sehen ist.
In der Gesprächsrunde, an der unter anderem auch die frühere Kirchentagsgeneralsekretärin und heutige Pröpstin von Berlin, Friedrike von Kirchbach, sowie der Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller teilnehmen, erinnert Algermissen an die Schrift „Gott ist ein Freund des Lebens“ aus dem Jahr 1992. In ihr hatten die beiden großen Kirchen „mit einer Stimme“ zu den großen geopolitischen und geoethischen Fragen Stellung genommen, angefangen von der Abtreibung über die Präimplantations- und der Pränatal-Diagnostik bis zum Klonen oder Fragen der embrionalen Stammzellenforschung und der so genannten „aktiven Sterbehilfe.“ Auf diesem Feld gebe es viel zu tun. Wenn der Ökumenische Kirchentag in dem Sinne Folgen habe, dass „wir uns in den nächsten Jahren wieder zusammentun, um eine Stimme in der Gesellschaft zu finden, wäre ich glücklich“, sagt Bischof Algermissen hoffnungsvoll.
Ökumenische Basis
Pröpstin Friedericke von Kirchbach weist auf die „funktionierende ökumenische Basis“ hin. Ihr Appell: „Lasst uns weitermachen.“ Denn die großen christlichen Gemeinschaften stünden unter enormen Druck. „Die Menschen laufen uns scharenweise weg.“
Sinnbild der Gemeinschaft
Vor diesem Hintergrund ein ausdrucksstarkes Sinnbild für die ersehnte Einheit und Gemeinschaft ist der gemeinsame mit der Losung „Krise.Begegnung.Hoffnung“ überschriebene Stand des Bistums und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck auf dem Ökumenischen Kirchentag, ein runder mit Obst, Brot und Wasser gedeckter Tisch sowie die gen Himmel gereckte Leiter. „Sie geht aus den Niederungen heraus und führt in eine Transzendenz, die wir heute mehr denn je brauchen,“ interpretiert Bischof Algermissen die aus seiner Sicht gelungene Stand-Architektur, von der die Berliner Pröpstin sagt, sie sei „einfach schön.“ „Der Tisch gehört in unser Stadtschloss, denn da hat er seine erste Probe bei einem gemeinsamen Empfang aus Anlass des noch bevorstehenden Ökumenischen Kirchentages bestanden,“ merkt Fuldas Oberbürgermeister schmunzelnd an. Freudig zeigt sich Möller darüber, dass „wir den Empfang gemeinsam organisieren konnten.“
Noch viel wichtiger aber ist für ihn das „wirklich nachhaltig wirkende gemeinschaftliche Erlebnis in unserer guten Stube im Fürstensaal des Schlosses.“ Der runde Tisch stehe symbolhaft für Fulda, eine Stadt, die voll Stolz von sich sagen könne, christlich geprägt zu sein. Mit der Deutschen Bischofskonferenz, die im Herbst in Fulda tagt und mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag existieren zwei Institutionen, die „nach Fulda gehören und die uns immer wieder zusammen führen.“ Am Stand von Kirche und Bistum auf dem ÖKT fühle er sich auf „urfuldischem Boden“, bekannte Möller, der den Kirchen ein großes Lob aussprach. „Wir wissen, dass die Kommune nicht herstellen kann, was die Menschen zusammenhält. Mit den Kirchen haben wir einen unschätzbaren Fundus, der die Kommunalpolitik besser, leichter, anders als in anderen Regionen macht.“
Wettsingen gewinnen
Gemeinsamkeiten entdecken Friederike von Kirchbach und Fuldas Oberhirte beim weiteren Gedankenaustausch über das Besondere der jeweils anderen Glaubensausrichtung. Wichtig am Katholischsein ist für den Bischof das „sakrale, liturgisch geprägte Leben, das aber nicht seiner selbst wegen gelebt wird, sondern uns mitziehen soll in eine andere Welt.“ Von den evangelischen Kirchen, besonders den Freikirchen, habe er das spontane Beten gelernt. Friedrike von Kirchbach, die im protestantischen Erzgebirge aufgewachsen ist, erinnert sich lebhaft daran, viel gesungen zu haben. „Ich kann endlos viele Gesangbuchlieder auswendig. Ein Wettsingen würde ich gewinnen,“ scherzt die Pröpstin. Fulda habe sie schätzen gelernt wegen der Lebensfreude, der Fähigkeit der Katholiken zur sinnlichen Wahrnehmung des Gottesdienstgeschehens. „Das habe ich in Fulda viel besser kennen gelernt als in unsere zurückgenommenen evangelischen Gottesdiensten.“ (mb). +++
Bischof Algermissen mit Pröpstin Friederike von Kirchbach und OB Möller am Stand des Bistums auf dem 2. ÖKT in München.
Bischof Heinz Josef Algermissen (v. links), Bischof Prof. Dr. Martin Hein und Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez
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Der Ökumenereferent des Bistums Fulda, Dr. Negel
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Vier vertraten die Osthessen in München (v. links) Richard Pfeifer Vorsitzender des Katholikenrats im Bistum Fulda, Bischof Heinz Josef Algermissen, Bischof Prof. Dr. Martin Hein und Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez
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