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Auf dem Friedhof in Waltershausen wurde in einer Mauer ein Wappenstein entdeckt. Kreisheimatpfleger Reinhold Albert fand heraus, dass es sich dabei um einen Gedenkstein für den Erbauer des Waltershausener Schlosses, Georg Philipp von Marschalk, handelt.

Bürgermeister Georg Böhm (rechts) ließ sich von Kreisheimatpfleger Reinhold Albert den in der Mauer eingebauten Wappenstein zeigen. Dort wurden in den vergangenen Jahrhunderten weitere nicht mehr genutzte Grabsteine eingemauert. Böhm versprach, dass der Stein nun herausgenommen, saniert wird und einen neuen Platz bekommt. - Fotos: Hanns Friedrich

10.06.10 - Waltershausen

Heimatpfleger Reinhold Albert löst Rätsel um historischen Wappenstein

Einen „merkwürdigen Stein“ hatte vor einiger Zeit Alma Junius aus Waltershausen in der Friedhofsmauer entdeckt und dies Kreisheimatpfleger Reinhold Albert mitgeteilt. Der stellte schnell fest, daß die Vermutung der Waltershäuserin, es handle sich um einen geschichtsträchtigen Stein, richtig war. Am Mittwoch war Albert nun mit Bürgermeister Georg Böhm vor Ort und man wurde sich schnell einig, daß dieser Stein einen Platz im Bereich der bekannten Marschalk-Gräber bekommt. Der Kreisheimatpfleger fand nämlich heraus, daß der 40 mal 40 Zentimeter große Sandstein das Wappen derer der Marschalke von Ostheim trägt. Welche Inschrift aber war in den Stein hineingemeißelt? Mit Hilfe der neuen Technik am Computer konnte Albert entziffern: Georg Philipp Marschalk von Ostheim. Dabei handelt es sich um keinen Geringeren als den Erbauer des Schlosses Waltershausen.

Wer Reinhold Albert kennt, weiß, daß der gleich Näheres über Georg Philipp herausfand. Er war das einzige Kind der Eheleute Moritz Marschalk zu Ostheim und seiner Gemahlin Anna Catharina, geborene Schenk zu Schweinsberg. Georg Philipp wurde am 30. Oktober 1594 geboren. Seine Hauslehrer waren Pfarrer Jonas Gademer und Ludwig Bocksberger aus Schleusingen. Nach Bocksbergers Tod kam Georg Philipp in das Steinrück’sche Haus nach Sonnefeld, wo er weiter unterrichtet wurde. Ab 1608 studierte der junge Adelige an der Universität Straßburg, von wo aus er Frankreich bereiste und 1611 zurück kam. 1612 wurde Georg Philipp Kammerjunker in Fulda. Von April 1614 - 1615 trat er seine zweite Reise durch Frankreich an. Georg Philipp Marschalk von Ostheim besaß unter anderem Waltershausen, Althausen, drei Güter in Trappstadt und verschiedene Lehnsgefälle, darunter in Neustadt/Saale, Salz, Herschfeld, Westenfeld, Aubstadt, Berkach und Saal an der Saale. Am 21. November 1619 wurde Georg Philipp mit Felicitas Eva von Münster zu Eichelsdorf getraut. Das Paar hatte vier Kinder: Felicitas Eva (1620-1651), Moritz (1622-1632), Moritz Conrad (1624) sowie Caspar Adam Marschalk von Ostheim (1625-1679).

Dieser Georg Philipp Marschalk von Ostheim ließ 1613 einen neuen Friedhof außerhalb des Dorfes anlegen. Bisher wurden die Toten an der Kirche bestattet. Kreisheimatpfleger und Bürgermeister stellten sich vor Ort nun die Frage: „War der Stein einmal Bestandteil einer Gedenktafel für den Erbauer des Friedhofs? Oder war er einmal Teil seines Grabdenkmals? Letzteres erscheint Albert wenig wahrscheinlich, da sich diverse Epitaphien von Mitgliedern des Geschlechts der Marschalk von Ostheim zu Waltershausen in der evangelischen Pfarrkirche befinden. Möglich erscheint auch, dass das Epitaph des Georg Philipp einst an der Außenmauer der Kirche angebracht war und aus unbekannten Gründen eines Tages entfernt, zerschlagen und die Reste bei der Anlage einer neuen Terrassenmauer im Friedhof Verwendung fanden.

Reinhold Albert: „Es könnte aber auch sein, daß der Wappenstein einmal Teil einer Gedenktafel am Waltershäuser Schloss für Georg Philipp war.“ Er war es nämlich, der 1619 auf den von seinen Vorfahren gelegten Fundamenten ein neues Schloss bauen ließ. Der derzeitige Schlossbesitzer, Dr. Ulrich Möbius, informierte den Kreisheimatpfleger dazu, daß Georg Philipp, zumindest in Franken, die älteste Dreiflügelanlage errichtete, wohl angeregt durch seinen Aufenthalte in Straßburg. Er verdient also den Nachruhm eines begnadeten Baumeisters, der auf vorhandenen Turmfundamenten ein prächtiges Schloss errichtete. Georg Philipp Marschalk von Ostheim zu Waltershausen starb bereits mit 32 Jahren am 17. April 1626, ehe sein Schloss fertig ausgebaut war. Schloss Waltershausen in seiner heutigen Form wurde erst 1723 unter Georg Philipps Urenkel Ernst Friedrich Marschalk von Ostheim fertig gestellt. Er ließ das zweite Stockwerk mit dem herrlichen Kuppelsaal bauen.

Vor Ort plädierte Kreisheimatpfleger Reinhold Albert dafür, daß der wieder entdeckte Wappenstein wieder einen würdigen Platz in Waltershausen erhält. Damit ist dann wieder ein Stück Waltershäuser Heimatgeschichte der Vergessenheit entrissen, sagte Albert. Noch vor Ort sagte Bürgermeister Georg Böhm dem Kreisheimatpfleger Unterstützung zu und verwies auch auf die Pläne für eine Neukonzeption des Friedhofs. Vorstellbar sei, daß der Wappenstein im Bereich der vorhandenen Gräber der Marschalke von Ostheim, im unteren Bereich des Friedhofs, einen neuen Platz bekommt. In diesem Zusammenhang sicherte der Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld, Hanns Friedrich, zu, eine Informationstafel über die Geschichte der Marschalke von Ostheim, speziell zu Waltershausen zu sponsern. Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Vereins, wird die Gestaltung der Tafel übernehmen. +++

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