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24.05.11 - REGION

Tagebuch der "wüsten Sanitäter" (6) - Spendenübergabe in Bulgarien und Nachlese

Vom 30. April bis zum 17. Mai waren sie unterwegs, die "wüsten Sanitäter" - auf dem Weg in die jordanische Hauptstadt Amman. Mensch und Maschine mussten zwei Wochen lang beweisen, dass sie dem Abenteuer "Allgäu-Orient-Rallye" gewachsen sind. osthessen-news präsentiert das offizielle Tagebuch der sechs Abenteurer, das von Teamsprecher Hans-Peter Chilian geschrieben wird. Der Bericht über den Hintergrund der Rallye und das zum Teil osthessische Team findet sich unter: http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1196892 .

Sonntag, 15.5.

"Die Nacht in einem Bett mit direktem Zugriff auf sanitäre Einrichtungen war himmlisch. Mir wird bewußt, wie banal die Ansprüche eigentlich an ein einigermaßen komfortables Leben sind – ist ja auch ein wenig der Sinn eines solchen Abenteuers. Wir bekommen ein üppiges Frühstück serviert mit Spiegeleiern, Käse, Wurst und allerlei Gesundem und treten dann unseren Rückmarsch nach Bulgarien an. Andere Teams fahren nach Antalya, um dort die Autos dem türkischen Zoll zu übergeben und dann heim zu fliegen – wieder andere entscheiden sich die Fahrzeuge nach Hause zu überführen. Die mitgebrachten Nähmaschinen inklusive Nähutensilien für Syrien werden in einer zentralen Lagerstelle deponiert. Wir nehmen das alles mit nach Bulgarien, da inzwischen geklärt ist, dass wir dort die Hilfsgüter an ein Kinderheim übergeben können.

Nun starten wir zu unserem „langen Weg“ (frei nach Mao) von der Südküste der Türkei bis kurz hinter Istanbul (ca. 1.000 Kilometer und 17 Std. reine Fahrtzeit). In Istanbul kommen wir dann noch nachts um 24 Uhr (!) in einen Mega-Stau auf der Brücke über den Bosporus. Die Massen der Fahrzeuge, meist LKWs und Busse, wälzen sich über die fünfspurige Fahrbahn und ignorieren sämtlicher Verkehrsregeln. Um 2:30 Uhr (16.5. Montag) fallen wir in unsere Fahrzeuge und schlafen tief und fest neben der röhrenden Autobahn."

Montag, 16.5.

"Schon früh wache ich als erster auf, konträr zu meinen sonstigen Gepflogenheiten, und nütze die Infrastruktur der Autobahnraststätte. Eine heiße Hühnersuppe hilft den Tag zu beginnen und wir starten möglichst früh, wissend, dass nochmals eine lange Strecke bis Bulgarien vor uns liegt. Inzwischen gilt ja die Rallyeregel nicht mehr, dass wir keine Autobahn benützen dürfen. Die Aus- und Einreise Türkei – Griechenland ist unproblematisch. An der Griechisch – Bulgarischen Grenze müssen wir aus unerfindlichen Gründen ca. 1 Stunde warten und sind dann um 19:30 Uhr in Petrich / Bulgarien. Inzwischen sind die Rückflüge gebucht, wobei ich am 17.5. ab Thessaloniki / Griechenland zurück nach München fliege."

Dienstag, 17.5.

"Wir machen uns nach dem Frühstück auf den Weg in das ca. 30 Kilometer entfernte Kinderheim. Die Fahrt führt uns wirklich über Land und die Dörfer sind in einem bemitleidenswerten Zustand. Die Jungen sind weggezogen und die Alten fristen nun ihren Lebensabend in ihrer Umgebung, wahrscheinlich seit Jahrzehnten unverändert in Infrastruktur, Armut und Dreck. Sehr deprimierend. Da macht das Kinderdorf für behinderte Kinder einen ganz anderen Eindruck. Die gesamte Anlage inklusiv der Räume der Gebäude in einem durchaus mitteleuropäischen Zustand – dank einem EU Projekt das dies alles ermöglicht. Unsere „Hilfsgüter“ in Form der Nähmaschinen, Nähutensilien, Rollstühle, Spielzeug etc. werden dankend und speziell von den Kindern freudig erregt in Empfang genommen. So finden diese Sachen nach einer ca. 5.000 Kilometer langen Autoreise und einer langen Seereise doch noch einen sinnvollen Bestimmungsort.

Damit ist das Abenteuer „Allgäu-Orient Rallye 2011“ für uns zu Ende. Natürlich sind wir erleichtert, die Strapazen, teils unverschuldet, teils selbstgemacht, hinter uns zu haben.

Die Erkenntnis nach einem Tag Abstand zum Rallyeende:

- die Herausforderung bei solchen Unternehmungen ist (wie immer) der Mensch.

- unterschiedliche Charakter, Veranlagungen, Gewohnheiten produzieren Konfliktstoff

- hinzu kommen die weitgehend unbeeinflussbaren Umstände, die eine solche Unternehmung mit sich bringt. Hier ist speziell die Ohnmacht der „Schiffsreise“ mir noch sehr nah.

- so eine abenteuerliche Unternehmung ist nur zu einem geringen Teil im Voraus planbar. Alle, ich betone, alle unsere Teamregeln wurden vom ersten Tag an ignoriert. Auch die Verpflichtung aller Rallyeteilnehmer, u.a. die Verkehrsgesetze des Gastlandes zu beachten , die im ROADBOOK unterschrieben wurde, waren vom ersten Tag an Makulatur.

- was bleibt ist das Wissen um eine Erfahrung, die in einem gebuchten „All Inclusive Urlaub“ nicht möglich ist. Das alleine war die „Sache“ schon wert.

Alle Folgen des Tagebuchs noch einmal im Überblick:

Im Krankenwagen durch den Sand: "Wüste Sanitäter" bei Jordanien-Rallye

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1196892

Tagebuch der "Wüsten Sanitäter" (1) - Abfahrt Richtung Österreich, erste Probleme

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1197173

Tagebuch der "wüsten Sanitäter" (2) - Verfrühter Start, erste Aufgaben

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1197269

Tagebuch der "wüsten Sanitäter" (3) - Selbstgebrannter Schnaps und Sturmgewehre

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1197357

Tagebuch der "wüsten Sanitäter" (4) - Motorprobleme und türkische Plumpsklos

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1197590

Tagebuch der "wüsten Sanitäter" (5) - Das traurige Ende eines Abenteuers

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1197860 +++


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