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- Fotos: Klaus Scheuer
13.06.11 - LAUTERBACH
Kompositionen als Kunstwerk - die "Fun Horns" auf 39. Pfingstmusiktagen
"Einfach nur Musik", auf diesen Nenner brachte es eine Stimme aus dem Publikum, als die Fun Horns in einer ihrer Moderationen über Tradition, Neues und die Titel ihrer Stücke zu sprechen begannen. Was so simpel klingt, trifft den Kern der Sache. Mit den Fun Horns konnte man am Pfingstmontag "einfach nur Musik" erleben, Musik jenseits von Stiletiketten, befreit von jeglicher Artistik, unbelastet von Erwartungen. In diesem Sinne haben sich die vier Bläser längst frei gespielt, frei zum drauf los spielen, zum kommunizieren, interagieren, improvisieren. Die Komposition als Kunstwerk spielt keine Rolle bei den Fun Horns, bietet allenfalls Material und Ideensammlung.
Der kreative Prozess ist spontan ,findet im Hier und Jetzt statt. Dass ihre Stücke Titel haben, dient allenfalls der Kommunikation mit dem Publikum. "Blau", "Rot" oder doch "Gelb"?, "Grün". "Alles was eine Farbe im Titel hat, sind neue Stücke", so erklärt es Saxophonist Volker Schlott, "hier und heute entstanden." Ein Stück hat noch gar keinen Titel, lediglich ein Konzept, dass sich auf der Bühne zusammen fügt. "Nennen wir es Lauterbach!", wie Volker Schlott vorschlägt, oder eben "einfach nur Musik." Aber was ist das eigentlich einfach nur Musik? Was sind eigentlich die Elemente eines so alltäglichen Phänomens, dass uns heutzutage pausenlos und in allen möglichen Formen und Aggregatzuständen umgibt. Die Fun Horns zerlegen die Musik in ihre Elemente und schaffen damit ganz grundlegende und neue Verbindungen: Puls, Rhythmus, Ton, Kang, Harmonie, Raum, Zeit. Dabei werden die Rollen in der Band frei verteilt. Jeder ist Rhythmusgruppe, Front Line, Solist.
Die Klappen der Saxophone dienen als Perkussionsinstrumente, die Bassklarinette bewegt sich in ihrem tiefen Register sowieso an der Grenze zum Perkussiven. In der hohen Lage wird sie zum lyrischen Melodieinstrument. Posaune und Flügelhorn scheinen stellenweise in einem einzigen Klang zu verschmelzen, und klingen dann wieder so verschieden wie in ihrem Stimmen imitierenden Zwiegespräch. Und: Einfach nur Musik ist einfach nur schön. Sie darf es sein, darf Neue Musik sein, Improvisation, oder gar Free Jazz - und dennoch: schön! Die Fun Horns zeigen, dass es möglich ist, und niemand zweifelt mehr daran.
Selten erlebt man Kunst so "unkünstlich", wie mit den Fun Horns. Seit 25 Jahren stehen die vier Berliner Musiker Volker Schlott (Saxophone), Falk Breitkreuz (Saxophon, Bassklarinette), Rainer Brennecke (Trompete, Flügelhorn) und Jörg Huke (Posaune) gemeinsam auf der Bühne. Dreimal machten sie bereits Station in Lauterbach, eigentlich durchaus ein gegebener Anlass, einmal ein Stück nach unserem Städtchen zu benennen. Oder belassen wir es lieber mit der Stimme aus dem Publikum dabei: "Einfach nur Musik"? (Klaus Scheuer) +++