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- Fotos: Hendrik Urbin
15.01.12 - TISCHTENNIS
Es war die Szene des Spiels, wenn nicht der gesamten bisherigen Saison: 0:2 lag Fulda-Maberzells Jan-Ove Waldner gegen Philipp Floritz nach Sätzen zurück. Doch so einfach "abschießen" lassen wollte sich die lebende Tischtennis-Legende nun wirklich nicht. Hochkonzentriert und mit jeder Menge Wut im Bauch kämpfte der 46-jährige Schwede, holte den dritten und vierten Satz. Die 630 Zuschauer in der Wilmington-Halle in Fulda tobten. "Waldi, Waldi"-Rufe hallten durch die Halle, auch als Waldner im fünften Satz 3:5 zurücklag. Doch er drehte den Spieß nun um und gewann mit 11:9. Was folgte, waren Emotionen pur. Völlig außer sich rannte Waldner durch den Court, kniete vor seinen jubelnden Mitspielern und Trainer Quing Yu Meng und streckte beide Arme gen Himmel. Es war der eindrucksvolle Beweis, dass der Schwede immer noch heiß ist. Sein Punkt gegen den sichtlich verdutzten Floritz bedeutete das 3:0 des Tabellenzweiten der Tischtennis-Bundesliga gegen den SV Plüderhausen.
Dieses Spiel hatte einige Geschichten zu erzählen. Denn mit dem Erfolg gegen die abstiegsbedrohten Schwaben festigten die Osthessen Rang zwei in der Liga. Und es war die erfolgreiche Revanche für das bittere 2:3-Halbfinalaus vor einier Woche in Stuttgart. Dort hatte Waldner gegen den 20-jährigen Floritz noch in fünf Sätzen verloren. Dieses Mal war auch Waldis junger Landsmann Robert Svensson wieder dabei. Vor einer Woche kam dessen Tochter zur Welt und Svensson blieb bei seiner jungen Familie in Schweden. Der Empfang heute in Fulda dürfte Svensson zusätzlichen Mut und Selbstvertrauen gegeben haben. Mit Transparenten und viel Applaus begrüßten die Fans den jungen Papa in eigener Halle. Svensson bedankte sich mit einer eindrucksvollen Vorstellung gegen den starken "King" Alexandar Karakasevic. Dieser schimpfte nach seiner Fünf-Satz-Niederlage gegen Svensson "wie ein Rohrspatz".
Dass Fulda-Maberzells Chinese Wang Xi zum Auftakt gegen Thomas Keinath gewann, ist - ohne es abwerten zu wollen - fast schon normal. Wang Xi ist die Perfektion auf zwei Beinen, kaum etwas bringt den Chinesen aus der Ruhe. Und auch ihn hat es sichtlich gefreut, dass seine zwei schwedischen Mannschaftskameraden eine solch brilliante Leistung zeigten. Ein wahrlich irrer Tischtennis-Nachmittag mit dem Wahnsinns-Jubel von Jan-Ove Waldner als Höhepunkt. (Hans-Hubertus Braune) +++