Fulda
- 16.01.2019Und was nun, Great-Britain?
Die verherende Abstimmungsniederlage von Theresa May war zwar zu erwarten, allerdings nicht in dieser Höhe. Ich bedaure das Ergebnis sehr, zumal ich zu den 100 Europaabgeordneten gehöre, die Anfang der Woche ein öffentliches Schreiben verfasst hatten. Unser dringender Appell an die Mitglieder des Unterhauses war, auf den angekündigten Austritt aus der EU vollkommen zu verzichten: "Wir haben den Einfluss der Bürger und Politiker Großbritanniens sehr geschätzt und werden ihr außergewöhnliches Know-How vermissen." Der Vorsitzende von Labour, Jeremy Corbin, der ein Misstrauensvotum eingeleitet hat, wird damit vermutlich scheitern. Versuche, das vorgesehene Austrittsdatum 29. März zu verschieben, gibt es durchaus. Dennoch sollte den Briten klar sein, dass es von der EU-Seite aus zu keinen Nachverhandlungen kommen wird. Ich bin davon überzeugt, dass selbst substantielle Verbesserungen bei den hartnäckigen Verteidigern des Brexits auf Ablehnung stoßen. Hier im Europäischen Parlament erleben wir die schottischen Kolleginnen und Kollegen, die eine erneute Abstimmung über den Brexit anstreben und für ein Verbleiben in der EU sind. Dann wäre Britain nicht mehr great! Sollte kein Abkommen erzielt werden und damit ein "harter Brexit" stattfinden, gibt es fatale Folgen, die den Bürgern jetzt erst richtig klar werden. Bereits jetzt erleben wir eine gespaltene Gesellschaft auf der Insel. Die wirtschaftlichen Nachteile sind für die Beschäftigten und die Wettbewerbsfähigkeit der dortigen Unternehmen gravierend.