Liebeserklärung ans Malerdorf - beeindruckendes Bildhauer-Symposion

Zwei Wochen lang haben sie gehämmert und geformt, mit Motorsägen ausgeschnitten und mit Stechbeitel und anderen Geräten die Feinarbeiten erledigt - und das Ergebnis dieses Internationalen Holzbildhauer-Symposions in dem kleinen Rhöner Malerdorf Kleinsassen unterhalb der Milseburg (Kreis Fulda) kann sich sehen lassen. Gestern abend war offizielle Vernissage - und weil es regnete, wurden die Reden kurzerhand in ein benachbartes Zelt verlegt.

Doch dieser Umstand änderte wenig daran, dass es viele lobende Worte gab, die zusammengefasst zugleich auch eine einzige Liebeserklärung an dieses 500-Seelen-Dorf war. "Gemeinschaftliches kommt nicht nur im Schaffen, sondern auch im Geschaffenen zum Ausdruck" meinte Dr. Marion Feld, die stellvertretende Leiterin der Kunststation Kleinsassen.

Dieses von der Kunststation organisierte Bildhauersymposium gehörte zu den besonderen Highlight der Jubiläums-Kunstwoche, die am morgigen Sonntagabend offiziell zu Ende geht. Neben den zahlreichen Kunsthandwerkern und Malern entlang der Dorfstraße waren es sechs Männer und Frauen, die mit ihrer Arbeit dem "Kunstbetrieb" die richtige Note verliehen.

Als Ergebnis eine "Station der Begegnung"

Die sechs Bildhauer und Bildhauerinnen trafen sich mitten in Kleinsassen, um - jeder auf seine Weise - je einen Eichenstamm von etwa 2,70 Meter Höhe und 60 Zentimeter Eiche zu bearbeiten. Und das ganz öffentlich, unter den Augen vieler Kunstinteressierter, die vom benachbarten Cafe des Traumtheaters manchmal sogar längere Zeit sich von den Aktivitäten faszinieren liessen. Täglich war mehr zu sehen und man konnte verfolgen, wie jedes einzelne Werk wächst: Jetzt stehen die fertig bearbeiteten Stämme am Ende der Kunstwoche schließlich in einem Sechseck: durch Querstreben verbunden soll so eine "Station der Begegnung" als Kunstraum und Gemeinschaftskunstwerk entstehen.

Dieses Kunstwerk soll auch ein Treffpunkt und Symbol für den Austausch zwischen Kunstschaffenden und Kunstinteressierten sein. An dem Projekt beteiligt sind die Bildhauer: Eva Skupin aus Meiningen, Gernot Ehrsam aus Kaltennordheim, Beate Debus aus Oberalba, Janina Rudnicka aus Danzig, Klaus Metz aus Langenleiten und Rajko Hercegovac aus Zagreb/Kleinsassen. Das Bildhauersymposium wurde ermöglicht durch die Unterstützung von Art Regio.

Verbindungen untereinander - und auch an Kleinsassen

Die Arbeiten der Künstler sind ganz unterschiedlich: da sind die "einfachen Formen" von Klaus Metz, die "expressive Gestaltung" von Gernot Ehrsam, die mächtige Figur von Eva Skupin und die "Körperlichkeit des Materials" von Rajko Hercegovac. Und während Janina Rudnicka den Beitritt ihres Heimatlandes Polen mit blauen und gelben Schläuchen das zusammenwachsende wie aufbrechende Europa symbolisiert, hat sich Beate Debus eine Ikarusfigur vorgenommen. Mit ihren Werken haben die Künstler nicht nur untereinander eine Verbindung geschaffen, sondern sich auch an Kleinsassen gebunden, wo ihre Werke auch in Zukunft wohl zu sehen sein werden.

Mit dem Zitat von Émile Zola (1840 - 1902) - "Kunst entsteht, wenn Natur durch das Temperament eines Künstlers gesehen wird" bekannte sich der Fuldaer Landrat Fritz Kramer (CDU) uneingeschränkt zur hohen kulturellen Wertigkeit von Kleinsassen. Die 150-jährige Geschichte des Malerdorfes fasziniere ihn aber nicht alleine. Kramer lobte die Aufgeschlossenheit und Geduld der Bürger gegenüber den Künstlern, die mit ihrem "Dauer-Lärm" manchmal auch viel zumuteten. Bis heute empfinde er eine Art "Magie von Kleinsassen" - und möglicherweise habe "ein Stück des Zaubers" auch die Holzkünstler erfasst.

In diesem Zusammenhang verwies Kramer noch einmal auf die Wieder-Einweihung der Kunststation Kleinsassen am 28. November. Ohne die großzügige Förderung durch verschiedene Stellen wäre der Ausbau der Kunststation nicht möglich gewesen. Auch dies sei ein weiterer Schritt für den besonderen Stellenwert des Rhöner Malerdorfes, der seinesgleichen in Hessen suche. +++