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Pflügerwettbewerb gestern und heute in Böckels: hier das Zweiergespann mit einem "Kipp-Pflug".... - Alle Fotos: Martin Angelstein

...und hier ein moderner PS-starker Schlepper....

04.09.04 - BÖCKELS

Wer zog beste Ackerfurche? Pflügerwettbewerb "gestern und heute"

Seit Jahrhunderten ist gutes Pflügen die Grundlage des erfolgreichen Ackerbaus. Es steht am Anfang aller Bodenbearbeitungsmaßnahmen und erfordert ein hohes Maß an biologisch-technischem Verständnis. In Petersberg-Böckels (Kreis Fulda) wurde heute bei sonnigem trocknen Wetter ein regionaler Pflügerwettbewerb ausgetragen. Veranstalter waren der Landkreis Fulda (Amt für den ländlichen Raum), der Kreisbauernverband Fulda und das Hessische Dienstleistungszentrum für Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz. Leider mussten einige Landwirte absagen - das Wetter war zu gut und die "Feldarbeit" war verständnisserweise natürlich wichtiger.

Dennoch kamen die, die kamen, voll auf ihre Kosten: es war spannend, die herausragende Beherrschung von Maschine und Pflug mitzuerleben. Und es gab am Nachmittag für manchen noch eine Steigerung, als im Rahmen eines "Oldtimerschaupflügens" nicht nur ältere Traktoren - dank Unterstützung durch die Oldtimerfreunde "Deutz Club Allmus" - noch einmal den Pflug hinter sich herzogen, sondern vor allem das Arbeiten mit einigen Kaltblütern demonstriert wurde. Mit einem "Wende-Pflug" und dem Bretonen-Kaltblüter "Taphne" waren Bertram Mehler (aus Marbach) an der Zügel und Josef Larbig als (nachlaufender) Pflüger unterwegs. Ebenfalls aus Petersberg-Marbach kamen Oskar Dirk und Sebastian Leibold, die einen "Kipp-Pflug" mit ihren beiden Kaltblütern "Bella" und "Max" vorstellten.

In Teilbereichen der Bodenbearbeitung mag es in den vergangenen Jahrzehnten verschiedentlich grundlegende Änderungen gegeben haben, zum Beispiel die pfluglose Grundbodenbearbeitung. Dennoch hat richtiges Pflügen unverändert seine besondere Bedeutung. Jahrhundertelang wurden dann Zugtiere wie Ochsen, Kühe und Pferde vor die Pflüge gespannt. Die Pflüge aus Holz mit einem Eisenschar haben sich in dieser Zeit kaum verändert. Erst mit der Erfindung der Dampfmaschine und mit dem von dem Engländer John Fowler um 1860 entwickelten System wurde die Ablösung der "tierischen Zugkraft" eingeleitet.

Ackerschleppeer-System erfand 1933 ein Engländer

Ende des vorigen Jahrhunderts wurden die Pflüge - außer den von den Dorfhandwerkern hergestellten Holzpflügen – in den Fabriken komplett aus Eisen gefertigt. Viele heute noch bestehende Landmaschinenhersteller begannen ihr Geschäft mit dem Bau von Pflügen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden zunehmend Ackerschlepper mit Verbrennungsmotoren entwickelt, die nicht so schwer und teuer waren, so daß sie auf den Feldern eingesetzt werden konnten. Nach einer Phase der speziellen Motorpflüge wurden dann ab 1930 in Deutschland universell einsetzbare luftbereifte Ackerschlepper hergestellt. Hierzu wurden Anhängepflüge, der Größe der Schlepper angepaßt, eingesetzt.

1933 erfand der Engländer Harry Ferguson die Dreipunkt-Regelhydraulik. Die Pflüge wurden an den Schlepper angebaut und konnten am Furchenende hochgehoben werden. Durch ein System wurden die beim Pflügen entstehenden Zuwiderstandskräfte als Druck auf die Hinterachse des Schleppers übertragen und somit die Zugkraft erhöht und das Durchdrehen der Räder weitgehend vermieden. Dieses System ist auch heute noch mit Ergänzungen in allen Ackerschleppern eingebaut.

Wettpflügen erlebt seit 1952 einen regelrechten Boom

Wegen der geschilderten wichtigen Bedeutung des Pflügens wurden schon Ende des vorigen Jahrhundert Wettpflugveranstaltungen durchgeführt, damals logischerweise nur mit Pferden. In den angelsächsischen Ländern erlebte das Wettpflügen mit Traktoren nach dem Zweiten Weltkrieg einen regelrechten Boom, der 1952 in der Gründung der Weltpflügerorganisation mündete.

In Deutschland wird das Wettpflügen über Kreis- und Landes- bis hin zum Bundesentscheid durchgeführt. Die Sieger im Bundesentscheid nehmen dann an der jährlichen Weltmeisterschaft, kurz Weltpflügen, teil. Das Weltpflügen fand bereits dreimal in Deutschland statt .

Strenge Preisrichter beim "Stoppellandpflügen"

Beim heutigen Wettpflügen in Böckels konzentrierte man sich auf das so genannte "Stoppellandpflügen". Die Aufgaben beinhalten dabei 1. Eine Wendung des Bodens um 135°, um vorhandenen Bewuchs am Weiterwachsen zu hindern, 2. Mischung, Lockerung und Krümelung des Bodens, 3. Die Arbeitstiefe und –breite sollen gleichmäßig eingehalten werden und 4. Die Furchen wollen gerade sein. Diese Kriterien werden von erfahrenen Preisrichtern nach einem von der Weltpflügerorganisation vorgegebenen Punktsystem bewertet.

Vorausgegangen war am frühen Morgen noch eine Lehrlingsausbildung zum Thema "Pflugeinstellung". Und am Nachmittag konnten dann Kreislandwirt Mathias Bug und Kreisbauernverbandsvorsitzender Lothar Röder die Sieger des Wettpflügens bekanntgeben: 1. Florian Hahn (Poppenhausen), 2. Daniel Krimmel (Neuhof) und 3. Markus Heil (Schlitz). +++








...auch der ehemalige Kreisbauernverbandsvorsitzende Karl Schneider interessierte sich für den Wettbewerb...



Mit dem Bretonen und Wendepflug auf dem Acker unterwegs...



vorne der "Kipp-Pflug", im Hintergrund der "Wende-Pflug"...



Und es gab viele Pokale zu gewinnen....


...und die unterschiedlichsten Maschinen ...

...oder Oldtimer-Pflüge anzuschauen...

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