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23.11.04 - Schlitz

Aufschlußreiche Fachexkursion für Müller und Wasserkraftbetreiber

Im Rahmen der Energiesparwochen führt das Biosphärenreservat Rhön traditionell eine Fachexkursion für Müller und Wasserkraftbetreiber durch. In diesem Jahr führte die Fahrt in das Schlitzer Land und den nahen Vogelsberg. Besichtigt wurden drei Wasserkraftanlagen mit Turbinentechnik sowie drei Anlagen mit traditionellen Wasserrädern. Zu den besuchten Einrichtungen zählte auch eine der letzten Haupterwerbsmühlen der Region, die Erlenmühle in Kleinlüder und das Sägewerk der Zwickmühle.

Mit dem Bus wurde zunächst die Fuldamühle bei Fraurombach angefahren. Die Wasserkraftanlage verfügt über eine effektive Kaplanturbine und eine Francisturbine. Bei idealen Wasserständen können bis zu 100 kW Leistung erreicht werden. Wolfgang Pfenning, der Betreiber der Anlage, denkt derzeit über weitere Verbesserungsmöglichkeiten der Anlage nach. Besondere Probleme bereiten ihm Grillkohle und Schnapsfläschchen, die als Wohlstandsmüll mit dem Wasser angeschwemmt werden und sich in der Rechenreinigung festklemmen, so dass die automatische Reinigung sie nicht entfernen kann. Pfenning ist Wasserkraftbetreiber aus Leidenschaft. Der in Kitzingen wohnende Ingenieur hat inzwischen eine ganze Reihe von Wasserkraftanlagen aufgekauft, modernisiert diese und trägt damit dazu bei, den Anteil regenerative Energien zu erhöhen.

Nächster Besichtigungspunkt war die Hohmühle der Familie Berendsen in Schlitz. Auch hier handelt es sich um ein Anwesen, bei dem in den letzten Jahren erheblich investiert wurde. So wurden die Gebäude der Mühle grundsaniert und eine aufwendige Fischtreppe eingebaut. In der Hohmühle wird mit einer Ossberger Turbine Strom erzeugt. Eine zweite, zurzeit stillgelegte Francisturbine, soll in den nächsten Jahren reaktiviert werden.

Auch die Stadtwerke Schlitz bekennen sich zur Wasserkraft. Die Stadtwerke betreiben zwei Wasserkraftwerke in ihrem Einzugsgebiet. Besichtigt werden konnte von der Fachexkursion die Pfannmühle. Gerhard Wahl von den Stadtwerken informierte über die Geschichte dieser Mühle, deren Ersterwähnung in das Jahr 1463 datiert. 1909 wurden hier Turbinen eingebaut, dann aber in den 90er Jahren still gelegt. Schließlich konnte Mitte der 90er Jahre die Anlage mit Unterstützung der Hessenenergie reaktiviert werden.

Die Leistung der Anlage wurde optimiert. Heute liefert sie für die Stadt Schlitz immerhin 240.000 kWh jährlich. Einen kurzen Zwischenstopp machte die Exkursion bei der Dorfmühle in Uffhausen, wo sich ein mittelschlächtiges Wasserrad dreht. Hierbei handelt es sich um eine der typischen kleinen Wasserkraftwerke mit eine Leistung von bis zu 6 kW, die das Mühlensterben überlebt hat.

Ein Höhepunkt der Exkursion war die Besichtigung der Erlenmühle in Kleinlüder. Eigentümer Winfried Schönherr betreibt diese Haupterwerbsmühle im Familienbetrieb. Verarbeitet wird ausschließlich Roggen. Die jährliche Verarbeitungsmenge liegt bei etwa 2.000 Tonnen. Mit dem Mühlrad der kleinen Wasserkraftanlage wird heute noch der Schrotgang betrieben.

Das Getreide bezieht der Müller aus einem Umkreis von ca. 10 km von den örtlichen Landwirten. Diese bauen speziell für ihn Roggen an. Andere Getreidearten werden von ihm nicht verarbeitet. Schönherr hofft, dass sein Sohn den Betrieb weiter führen wird. Auch dieser hat das Müllerhandwerk gelernt. Die Getreidemühle gehört heute zu den kleineren. Daher betreibt der Müller nebenbei Landwirtschaft und einen Landhandel.

Letzter Besichtigungspunkt der Fahrt war die Zwickmühle zwischen Hosenfeld und Giesel im Gieseler Wald. Sie gehört zu den letzten wasserkraftbetriebenen Sägewerken im Landkreis Fulda. Mit einem Vertikalgatter schneidet Anton Hasenauer im Lohnschnitt Holz in kleineren Mengen. Reicht das vorhandene Wasser nicht aus, um das oberschlächtige Wasserrad mit seinen 4 Metern Durchmesser anzutreiben, so wird der Antrieb von einem alten Lkw-Motor besorgt. Auch Hasenauer kann längst nicht mehr von dem kleinen Sägewerk leben. Auch er betreibt eine Landwirtschaft und arbeitet im Forst.

Mit der Exkursion konnte den 40 Teilnehmern einmal mehr die Vielfältigkeit der Wasserkraftnutzung vorgestellt werden, wobei die Bandbreite von hoch technisierten modernen Wasserkraftanlagen bis hin zu nahezu nostalgischen Mühlen reichte. +++

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