Miss Westdeutschland im Doppelpack - Edith und Judith holten den Titel!

Wie nicht anders zu erwarten, holten bei Miss Westdeutschland Wahl der vergangenen Nacht in der Fuldaer Diskothek „Funpark“ die Lokalmatadoren die Krone. Die Zwillinge Judith und Edith Schwitalla aus Fulda waren die Publikumslieblinge und verwiesen 24 Konkurrentinnen auf die hinteren Plätze.

Damit ist die Sensation perfekt: Zum ersten Mal in der Geschichte der MISS GERMANY Wahlen befinden sich eineiige Zwillinge im Finale. Knapp vier Stunden dauerte das Spektakel, bei dem 25 junge Frauen aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Nordrhein-Westfalen angetreten waren, um sich für den Titel aller Titel zu qualifizieren, der am 29. Januar 2005 im Europapark in Rust vergeben wird.

Aus Saarbrücken, dem Ruhrgebiet oder Offenbach sind die Mädchen schon am frühen Nachmittag angereist. Denn wer richtig schön sein will, muss nicht immer leiden, sondern einfach nur genug Zeit mitbringen. Bis die Frisur sitzt, der Lidstrich am Wimpernkranz haftet und der Lippenstift exakt zum Abendkleid passt - das kann Stunden dauern. Deshalb herrscht hinter den Kulissen hektische Betriebsamkeit. Es wird gesprayt, gelackt, „gespachtelt“. Das Geruchserlebnis? Beeindruckender als die Weihrauchwolke beim katholischen Gottesdienst. Haarspray mischt sich mit 25 Sorten Parfüm. Doch die Mädchen sind routiniert, die Nasen inzwischen unempfindlich. Alle bringen Erfahrung mit, weil sie schon bei den Städtewahlen gesiegt haben.

Dennoch ist die Aufregung im Umkleideraum deutlich spürbar. Als „Gefühlswirrwarr“ bezeichnet es die 22jährige Rebecca Silveira, Miss Ludwigshafen. Der Spaß überwiegt, aber die Aufregung kurz vor dem Start ist beinahe unerträglich, sagt sie. Um die Aufregung in den Griff zu bekommen, haben die Mädchen einen vertrauten Begleiter an ihrer Seite. Bei Daria Eppert, der 20jährigen Miss Bingen, ist Mutti dabei. Die ist sichtlich stolz auf ihre hübsche Tochter, die ab Januar BWL studiert und mit dem Modeln nebenbei Geld verdienen will. Während Mutti das bordeauxrote Abendkleid zurecht zupft, erzählt Daria, dass sie etwas Bodenständiges lernen will, und trotzdem noch von einer Laufsteg- oder Bühnenkarriere träumt. Schauspielerei macht ihr nämlich auch viel Spaß.

Talent zum Schauspielern müssen die Missen wohl alle mitbringen. Kaum ist eine Kamera in Sicht, wird das einstudierte Lächeln angeknipst, wie die Scheinwerfer in der Diskothek. Von Zickenterror weit und breit keine Spur. Man hilft sich und gibt sich gegenseitig Tipps, sagt Julia Metz, die Miss Mainz. Worauf sollte man auch neidisch sein? Die Jury „wählt eine Blonde oder eine Dunkle“, so viel steht fest.

Und draußen harrt das überwiegend männliche Publikum der schönen Dinge, die da mit deutlicher Verspätung über den Laufsteg kommen. Hat sich das Warten gelohnt? Man weiß es nicht. Die Reaktionen im Publikum sind verhalten. Moderator Lutz müht sich sichtlich, aus den Rhön-Bewohnern Rheinische Frohnaturen zu machen. Was nicht recht gelingen will. Niemand kann aus seiner Haut.

Temperamentsausbrüche sind ebenso wenig zu erwarten, wie Applaus vom Publikum. Das guckt nur kritisch. Erst bei der Badeanzug-Runde, zu später Stunde gegen 1 Uhr, ist die Luft am Laufsteg dünner, das Publikum voller und die Fragen des Moderators noch eingängiger. „Was machst du beruflich und in deiner Freizeit?“, will Lutz wissen. Fast alle Mädchen gehen noch zur Schule oder machen eine Ausbildung. Beim Hobby sind sich alle einig: „Sport, Sport, Sport“. Modellmaße kommen nicht von ungefähr. Kleidergröße 34 muss sein! Selbst die einheitlichen Badeanzüge sind nur bis Kleidergröße 40 ausgelegt. Aber so üppig ist keine der 25 Prinzessinnen. Gazellengleich schweben sie über den Laufsteg und strahlen Publikum und Jury an.

Die hat gegen 2.30 Uhr gemeinsam mit dem Publikum entschieden: die Schwitalla-Zwillinge sind die Schönsten. Mit fast 500 Punkten siegten Edith und Judith aus Fulda. Die eineiigen Zwillinge sind 17 Jahre alt und besuchen die Fuldaer Winfriedschule. Am 20. November dieses Jahres nahmen die beiden an ihrer ersten Misswahl in Eschwege teil, belegten dort prompt den ersten Platz und qualifizierten sich damit zur Miss Westdeutschland-Wahl. Heute Nacht überzeugten die ambitionierten Tänzerinnen in ihrer Heimatstadt Fulda. Und mal ehrlich: Wer braucht bei so viel Lokalpatriotismus noch tosenden Applaus? +++