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Bei der Abschiedsfeier: Pater Dominikus mit dem Neuhöfer Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann und dessen Frau...
17.01.05 - Hainzell
"Wie ein Vater für die Gemeinde" - Beliebter Pater DOMINIKUS verabschiedet
„Miteinander und Füreinander, Rücksicht, Verständnis und Hilfe, Dasein und Einsatz im Zusammenleben, die er von Kindesbeinen an gelernt hatte, lebte er in all den Jahren mit Ihnen.“ Dies betonte Weihbischof Johannes Kapp am gestrigen Sonntag in Hainzell (Kreis Fulda) bei der Verabschiedung von Pater Domi-nikus Ramljak OFM. Pater Dominikus sei im Glaubensalltag für die Gemeinde das geworden, was Pater auf deutsch heiße: Vater. Wie ein Familienvater habe er mit der Gemeinde Freud und Leid, Sorge und Enttäuschung getragen sowie Mut gemacht und Trost gespendet. Vor über 27 Jahren war er mit weiteren 3 Mitbrüdern aus seiner Heimat Posusje in Bosnien – Hercegonina ( Kroatien ) nach Hosenfeld gekommen, um im November 1977 die Seelsorge der Pfarrei Hainzell zu übernehmen. Eingeführt wurde er seinerzeit von dem - jetzt im Ruhestand befindlichen - Weihbischof Johannes Kapp.
Die Verabschiedung begann mit einem Dankgottesdienst in der Kirche zu Hainzell. Die Messe wurde zelebriert von Herrn Weihbischof i.R. Kapp, Prof. Stanke , Pfarrer Günther und natürlich auch Pater Dominikus. Viele Hainzeller Bürger/innen und Gästen aus Nah – und - Fern zeigten die Beliebtheit und Achtung die man unserem Pfarrer bezeigte. Ebenso wie einst die Patrone der Hainzeller Kirche - Faustinus, Simplicius und Beatrix - sei Pater Dominikus über die Jahre Zeuge für Jesus Christus gewesen. Er habe sich darüber hinaus auch für das Dekanat Großenlüder wie auch die Gläubigen in seiner herzegowinischen Heimat eingesetzt.
Zu Beginn seiner Predigt ging der Weihbischof auf eine aktuelle Familienstudie ein. Ein Kommentar der Zeitung mit der Überschrift „Wertewandel nötig“ habe betont, daß nicht in erster Linie die Sorge um Geld und Betreuungsmöglichkeiten Menschen in Deutschland davon abhielten, Nachwuchs zu bekommen, sondern die Tatsache, daß den meisten der geeignete Partner zur Familiengründung fehle. Immer weniger seien bereit, so die Kommentatorin, Unabhängigkeit und Karrierechancen der Bezie-hung zu einem anderen unterzuordnen. In dieser Einstellung spiegle sich ein gesellschaftliches Klima wider, in dem nur wenig Raum sei für die Wertschätzung sozialer Leistungen wie Kindererziehung. Nach einem besorgten Blick in eine mögliche Zukunft mit vergreister Gesellschaft und Bedauern über fehlende Anstrengungen für die Schaffung eines familienfreundlicheren Klimas fordere die Kommen-tatorin am Schluß als dringend notwendigen Wertewandel eine Aufwertung des Images der Familie.
Man könne sich fragen, so Kapp weiter, ob in dieser Meßfeier der hochverdiente langjährige Seelsorger Pater Dominikus verabschiedet werde oder ob es um Ehe und Familie gehe. Die Kirche begehe an diesem Tag den Familiensonntag 2005, die unter dem Leitwort stehe: „Hier beginn die Zukunft: Ehe und Familie“. Dies sei angesichts der Familienstudie hochaktuell. Zudem gehe es um „den richti-gen Partner“. Stelle man die Frage, ob Pater Dominikus für die Pfarrgemeinde der richtige Partner gewesen sei, dürfte die Antwort sehr eindeutig positiv ausfallen. „Ich erinnere mich nicht nur an meinen sonntäglichen Gottesdienstbesuch im Sommer 1977, um Ihnen anzukündigen, daß demnächst ein kroatischer Franziskaner Ihr Seelsorger würde.“
Die Reaktion sei zunächst leicht skeptisch und verhalten gewesen. 1979 habe dann Hosenfeld Interesse an Pater Dominikus geäußert, was in Hainzell zu dieser Reaktion geführt habe: „Den Pater Dominikus geben wir nicht mehr her!“. Bald 28 Jahre habe Hainzell ihn behalten dürfen, weil er der Gemeinde seine Weihebereitschaft „Adsum – her bin ich“ geschenkt und seine Ordensprovinz in Mostar ihn für die Seelsorge im Bistum Fulda zur Verfügung gestellt habe.
„Da lernten Sie ihn kennen als einen Seelsorger, der von Familie geprägt und auf Familie orientiert war.“ Man habe gespürt, daß er mit zehn Geschwistern aufgewachsen war und ihm die Gemeinschaft seiner Ordensfamilie wichtig war. Pater Dominikus sprach der Weihbischof tiefen und herzlichen Dank im Namen der Pfarr-, Dekanats- und Bistumsfamilie ebenso wie für Bischof Heinz Josef Alger-missen, Bischofsvikar Dr. Gerhard Stanke und sich selbst aus. „Dienst und Treue sind Elemente der Heiligkeit, die der Papst wohl im Auge hat, wenn er in seiner diesjährigen Botschaft zum Weltge-betstag um geistliche Berufungen größere Anstrengungen im Gebet und beim Werben darum erwartet, weil ein großer Bedarf an heiligmäßigen Priestern besteht“, schloß Weihbischof Kapp.
Das Provinzialat der Franziskaner in Mostar (Bosnien-Herzegowina) hatte 1977 der Diözese Fulda drei Patres zur Verfügung gestellt: P. Dr. Leonhard Oreè, P. Dominik Ramljak und P. Mate Dragiæe-viæ, die in Blankenau und Hainzell tätig wurden. 1978 kam P. Ivan Šaravanja hinzu, der nach Hosenfeld ging. Bis auf den heutigen Tag haben P. Stipe Pervan in Blankenau, P. Petar Ljubiæiæ in Hosenfeld, P. Ljubo Lebo in Müs und Kleinlüder und P. Dominikus Ramljak in Hainzell als Seelsorger gewirkt.
Der Franziskaner-Orden ist in Bosnien und Herzegowina seit dem 14. Jahrhundert präsent. Während der türkischen Okkupation von 1463 bis 1878 blieben die Franziskaner als einzige Seelsorger in dem Gebiet. Im Jahre 1878 kam Bosnien dann unter die Herrschaft der katholischen Donaumonarchie.
Nach dem kirchlichen Abschied wurde zu einer Abschiedsveranstaltung in das Hainzeller Bürgerhaus eingeladen. Auch hier waren die Räumlichkeiten zu eng und viele Gäste mußten stehen bleiben. Die Anerkennung und Achtung zeigte sich auch in der Gästeliste. Von den genannten Geistlichen bis zur politischen Prominenz waren viele aus Osthessen hier Vertreten. In den Vorträgen von Landrat Kramer, MdB Martin Hohmann, Bürgermeister Block aus Hosenfeld, Ortsvorsteher Paul Bolz, Bürgermeister Breithecker aus Eichenzell, MdL a. D. Winfried Rippert und vielen Vereinsvorsitzenden wurde noch einmal deutlich gezeigt wie ungern man Pater Dominikus in den Ruhestand in seine Heimat – Kroatien – entlässt.
Die Hainzeller ließen es sich nicht nehmen Ihren Pfarrer und alle Anwesenden mit einer Wohlgelungenen Festveranstaltung mit Kaffe - Kuchen und später mit einem Imbiss zu verabschieden. +++