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Geschäftsführer Bertold Grün (links) und MdB Helmut Heiderich
08.02.05 - Bad Hersfeld
CDU-MdB HEIDERICH besuchte "EZH": Dollarkurs belastet erheblich
„Der niedrige Dollarkurs drückt auf die Preise. Immer mehr Vorprodukte müssen deshalb im Ausland eingekauft werden“, erläuterte der Geschäftsführer der Elektronik Zentrum Hersfeld GmbH, Berthold Grün dem Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Dies führe zu einem derart totalen Preiswettbewerb, wie man ihn bisher noch nicht erlebt habe. Während die Umsatzmengen gesteigert werden könnten, gehe der Ertrag zurück. Die Ergebnismarge werde dadurch deutlich kleiner und zwinge das Unternehmen zu weiteren Einsparungen.
Zurzeit würden knapp 300 Mitarbeiter beschäftigt, wobei man im letzten Jahr einen Umsatz von rund 60 Millionen Euro erzielt habe. „Gegenwärtig ist aber bei kaum einem Kunden Wachstum erkennbar, so Grün. Auch aus der Automobilindustrie seien bisher kaum positive Botschaften zu hören. Das Unternehmen versuche deshalb, die Auftragsschwankungen durch die Beschäftigung von Zeitarbeitskräften aufzufangen.
Eine Zeitarbeitsfirma unterhalte dafür ein eigenes Büro als Anlaufstelle im Unternehmen. Letztlich drücke aber der totale Preiskampf auch auf das Lohnniveau aller Mitarbeiter. Auf diesem Gebiet seien die Vorgaben der Politik nach wie vor zu unflexibel, stellte Bertold Grün fest. Insbesondere die Zeitfristen und Vorgaben zur Sozialauswahl führten dazu, dass junge Arbeitskräfte kaum eine Chance hätten, in den Betrieb zu kommen.
Die EZH versuche seit langem, so der Betriebsratsvorsitzende Jörg Meckbach, die Arbeitnehmer am Erfolg zu beteiligen. Prämien für gute Ideen, für Verbesserungsvorschläge oder insgesamt gute Produktionsleistungen kämen aber zu wenig beim Arbeitnehmer an. Die Freibeträge bei der Steuer und weiteren Abgaben seien zu gering. Wenn man wirklich eine stärkere Erfolgsbeteiligung der Arbeitnehmer wolle, müssten auch an dieser Stelle die Rahmenbedingungen durch die Politik geändert werden.
Auch bei manchen Auftraggebern sei noch zu wenig Bereitschaft, gemeinsame Lösungen zu entwickeln und damit Arbeitsplätze im Land zu halten, stellte Grün fest. Statt sich mit den Lieferanten zusammen zu setzen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln, werde zu schnell der Weg zu einer Produktionsverlagerung nach Osteuropa gesucht. Vorteilhaft sei an dieser Stelle, dass die EZH mit der Nachbarfirma Thales einen großen Auftraggeber habe, mit dem man „Tür an Tür“ technische Lösungen zur Marktreife entwickeln könne.
Als eine besondere Herausforderung für die nächsten Monate bezeichnete Grün die gesetzliche Vorgabe, ab kommendem Jahr „bleifrei“ produzieren zu müssen. Das bedeute für die Bestückung der elektronischen Leiterplatten, welche die hauptsächliche Produktion ausmachten, etwa 250000 Euro Investitionen in neue Maschinen. Aber auch weite Bereiche des technischen Produktionsprozesses müssten umgerüstet werden, ohne dass es auf der Verkaufsseite dafür höhere Preise gebe.
Der Kundendruck auf Lieferanten wie EZH im Hinblick auf Verlängerung von Gewährleistungsfristen weit über den gesetzlichen Rahmen hinaus, sowie die Forderung nach langen Zahlungszielen stellen mittelständische Betriebe vor neue Herausforderungen. Geringe Margen und die Abgabenbelastung (Steuern Sozialbereich) sind für den Mittelstand kaum noch tragbar.
Insgesamt erwarte man sich von der deutschen Politik eine stärkere Interessenvertretung für die deutsche Wirtschaft. Das gelte sowohl für die immer höher werdenden technischen Anforderungen, als auch für die ausufernden bürokratischen Vorschriften. Von anderen Ländern werde zudem energischer gegen die zunehmende Auslandsverlagerung gegen gehalten.
Aus seiner Sicht, so Heiderich, seien insbesondere mehr Flexibilität und damit mehr Eigenverantwortung der Betriebe nötig. Dies gelte ebenfalls für die Betriebsräte, denen CDU/CSU mehr Eigenverantwortung geben wollten. Insgesamt müsse man bei der Bevölkerung mehr Unterstützung für technischen Fortschritt erreichen. Noch immer seien viel zu viel „Propheten“ unterwegs die Innovation eher als Bedrohung und nicht als Chance bezeichneten. Aber nur an der Spitze des Fortschrittes könne Deutschland seinen jahrzehntelang gewohnten Wohlstand erhalten, so Heiderich. +++