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Erich Pipa mit den Leiterinnen der vier Regionalzentren (von links): Susanne Heyer (Hanau), Martina Dageroth (Gelnhausen), Bianka Huth-Pörschmann (Schlüchtern) und Iris Jander (Maintal).
03.03.05 - Hanau
Positive Bilanz: 68 vermittelte Langzeitarbeitslose - gute Erfahrungen mit "AQA"
Der Main-Kinzig-Kreis ist seiner Verantwortung für Langzeitarbeitslosen gerecht geworden. Das erklärte Sozialdezernent Erich Pipa. Aus der Bilanz der ersten acht Wochen gehe hervor, dass alle 5.500 Leistungsbescheide des Kreises pünktlich und korrekt bearbeitet sind. "Wir kümmern uns um jede Bürgerin und jeden Bürger", sagte Pipa. Bereits innerhalb von wenigen Tagen gebe es erste Gespräche zur Eingliederung auf den Arbeitsmarkt. Mit der Option habe der Main-Kinzig-Kreis zum Jahreswechsel zusätzliche Verantwortung für rund 4800 erwerbsfähige Hilfehaushalte mit etwa 10.000 Personen übernommen. Mit den bisherigen rund 5.500 Sozialhilfehaushalten (etwa 11.000 Personen) gehe es um etwa 21.000 Menschen.
Um einen möglichst reibungslosen Start zu gewährleisten, habe der Kreis bereits im Herbst vergangenen Jahres zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und das Personal qualifiziert. Aus dem Berufsbildungs- und Beschäftigungszentrum (BBZ) wurde die Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung (AQA) mit vier Regionalzentren . "Etwa 120 neue Kolleginnen und Kollegen haben bisher bei uns begonnen", berichtet Pipa. Weitere rund 46 Fallmanager und zehn Vermittler kommen noch hinzu. Neben der Bearbeitung der über 700 Neuanträge auf Arbeitslosengeld II liegt der Schwerpunkt im Bereich der Arbeitsvermittlung. Die erste Bilanz: 150 neue Arbeitgeberkontakte sowie 68 vermittelte Langzeitarbeitslose. "Diese Quote wird mit zunehmender Erfahrung und Routine noch deutlich gesteigert", erwartet Pipa. Der Sozialdezernent setzt dabei auch auf das Frankfurter Büro seiner Gesellschaft.
Vier Frauen an der Spitze der Regionalzentren
Mehr als 300 Kundenkontakte im Zusammenhang mit Hartz IV zählt der Main-Kinzig-Kreis jeden Tag. Anlaufstellen für die Arbeitssuchenden sind die vier Regionalzentren für Arbeit in Maintal, Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern, die jeweils von einer Frau geleitet werden (Bild rechts mit Sozialdezernent Pipa). Hier stehen zunächst die Beschäftigten in den Servicebüros mit Rat und Tat zur Seite.
Iris Jander kam bereits 1997 zum Main-Kinzig-Kreis. Zunächst war sie im Sozialamt beschäftigt und wechselte schließlich zum Modellteam Langenselbold. Im März 2003 gehörte sie zur ersten Besetzung des Job-Offensive-Center (JOC) in Maintal. Mit ihrer Erfahrung in der zweitgrößten Stadt des Main-Kinzig-Kreises war sie zum Jahreswechsel auch bereit, mit einem vergrößerten Team die Verantwortung für das Regionalzentrum zu übernehmen.
Als "konsequente Weiterführung ihrer bisherigen Tätigkeit" beschreibt Bianka Huth-Pörschmann ihren Wechsel zur Gesellschaft AQA. In den vergangenen Jahren betreute sie für einen regionalen Bildungsträger unter anderem den Main-Kinzig-Kreis. Dabei entdeckte sie ihre "Begeisterung für diesen Wirtschaftsraum". Die Diplomökonompädagogin ist seit ihrem Studium in Berlin im Main-Kinzig-Kreis zu Hause und leitet jetzt das Regionalzentrum Schlüchtern.
Aus Nordrhein-Westfalen schickte Martina Dargeroth ihre Bewerbung in den Main-Kinzig-Kreis. Nach 15 Jahren Berufstätigkeit als Führungskraft in der Weiterbildung hatte sie "die neue berufliche Herausforderung im Rahmen einer neuen Ära moderner Beschäftigungspolitik gereizt". Neben ihrer beruflichen Erfahrung bringt sie ein Betriebswirtschaft und ein geisteswissenschaftliches Studium in ihre neue Tätigkeit mit ein.
Die Leitung des größten Regionalzentrums liegt in den Händen von Susanne Heyer. Die Real- und Hauptschullehrerin arbeitet seit vielen Jahren in der beruflichen Weiterbildung. Zuletzt war sie Geschäftsführerin einer Beschäftigungsgesellschaft in Frankfurt sowie Vorsitzende eines Vereins zur Integration von Behinderten in das Arbeitsleben. Schon lange beobachtet sie die "neuen Wege" im Main-Kinzig-Kreis, wo "das Fördern" im Mittelpunkt steht, wie sie betont.
"Duftmarken im Rhein-Main-Gebiet setzen"
Sowie das BBZ im Main-Kinzig-Kreis zuletzt ein Markenzeichen für erfolgreiche Arbeitsvermittlung und Qualifikation war, so werde sich auch AQA durchsetzen. Gerade im östlichen Teil Frankfurts gebe es erheblichen Bedarf an Arbeitskräften. Und die Nachfrage deckt sich mit dem Angebot aus dem westlichen Main-Kinzig-Kreis. "Daher werden wir in den kommenden Wochen unsere Duftmarken in der Mainmetropole setze", erläutert Pipa.
In den vergangenen Wochen habe das Team um die Geschäftsführer Gerhard Freund und Klaus Pichl sowie die Prokuristen Michael Krumbe und Gertrud Preuss bereits ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Fast nebenbei wurden vier Regionalzentren geschaffen, drei neue Ausbildungs- und Qualifizierungswerkstätten auf den Weg gebracht, die Räumlichkeiten in Gründau erweitert sowie neue EDV erfolgreich eingeführt.
Für die berufliche Eingliederung stehen inzwischen über 2000 Plätze zur Verfügung. Dazu zählen gemeinnützige Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Qualifizierungs- und Trainingsmaßnahmen der Gesellschaft AQA. "Wir wachsen mit unseren Aufgaben", fasst Sozialdezernent Erich Pipa die ersten Wochen zusammen.
Nicht zufrieden ist der Kreisbeigeordnete mit der Kooperation mit der Agentur für Arbeit. Allein 450 Widersprüche gegen die Bescheide für Arbeitslosengeld II hat der Main-Kinzig-Kreis zu bearbeiten. Doch Rückfragen bei den zuständigen Sachbearbeitern der Bundesbehörde sind nicht möglich, da diese Angaben geschwärzt sind. Das bedeutet zeitaufwändige Nachbesserungen und Korrekturen. Mehrfach musste der Kreis bei Zahlungsverzögerungen durch die Bundesagentur einspringen.
Auch der Datenaustausch funktioniert nicht im Sinne des Main-Kinzig-Kreis und der Arbeitssuchenden. "Die optierenden Städte und Landkreise sind im Vergleich mit den Arbeitsgemeinschaften benachteiligt.", bemängelt Pipa. Gibt es hier bei den Gemeinschaften uneingeschränkten Datenzugang, so erhalten die Optierer von den Arbeitsagenturen nur gefilterte Informationen zu den Bewerbern. Nicht einverstanden ist der Sozialdezernent außerdem mit dem umständlichen Berichts- und Statistikwesen. Rund 20 Prozent der Arbeitszeit der Beschäftigten wird allein für diesen Bereich benötigt.
Weiterhin ungeklärt ist die genaue finanzielle Ausstattung der Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung. "Angekündigt sind rund 26 Millionen Euro", berichtet Pipa. Offen sei auch noch die Frage einer "Erfolgsbeteiligung der Kreise" für die erfolgreiche Vermittlung von Arbeitssuchenden.
Insgesamt ist Hartz IV aus Sicht von Pipa noch stark "reformbedürftig". Denn die neue Sozialgesetzgebung sei kompliziert und enthalte eine Fülle unsinniger Vorschriften und Verordnungen. "Das SGB III enthält rund 110 verschiedene Eingliederungsleistungen", sagt der Kreisbeigeordnete und fordert von Berlin: "Hier muss für mehr Übersichtlichkeit gesorgt werden." +++