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04.04.05 - Region

Molkerei RHÖNGOLD "pleite": Insolvenzantrag, Sorge um 58 Arbeitsplätze

Der Geschäftsführer der Kaltensundheimer Molkerei "Rhöngold", Gerd Weiler, hat beim Amtsgericht in Meiningen die Insolvenz des Unternehmens angemeldet. Mit dem Gang zum Amtsgericht sei jetzt die Notbremse gezogen worden, um "Rhöngold" noch zu retten, hieß es von Unternehmensseite. Wie der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Siemon aus Düsseldorf gegenüber unserer Redaktion erklärte, ist der Insolvenzantrag mit Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung begründet worden. Über die genaue Schuldenhöhe konnte Siemon noch keine Auskunft geben.

Trotz des Insolvenzantrages laufen die Maschinen in Kaltensundheim erst einmal weiter. "Es ist uns gelungen, die entsprechenden Mittel zur Fortführung des Geschäftsbetriebes bereit zu stellen", erklärte Siemon. Sein Ziel sei es, das Unternehmen "Rhöngold" zu erhalten und zu sanieren. Wie genau das funktionieren soll, weiß der Insolvenzverwalter nach einwöchiger "Amtszeit" noch nicht. "Wir wollen das Unternehmen so aufstellen, dass es ertragreich arbeiten kann", sagte Siemon. "Welche Restrukturierungsmaßnahmen eventuell auf "Rhöngold" zukommen und ob alle 58 Arbeitsplätze erhalten werden können, lässt sich erst Ende Mai sagen, wenn die Antragsprüfung abgeschlossen ist", so Siemon.

Ursprünglich stammt die Molkerei Rhöngold aus der osthessischen Kaligemeinde Neuhof und wirkte dort jahrzehntelang als "Molkerei Fricke". Nach der deutsch-deutschen Grenzöffnung war sie mit ihrem Betrieb komplett ins thüringische Kaltensundheim mitten ins neugeschaffene "Biosphärenreservat Rhön" gezogen und hatte dort mit Bioprodukten aus der Rhön einen regelrechten Boom erlebt und war gewachsen. Mit seinem Konzept hatte Geschäftsführer Rüdiger Fricke - der diese position jetzt nicht mehr inne hat - großen Erfolg und Anerkennung gefunden.

Im September 2003 berichteten die Medien: "RHÖNGOLD MOLKEREI GIBT BIO-MILCHSCHIENE AUF". Der Preiskampf zwischen der Molkerei Scheitz und Rhöngold ist zu Ende. Nach neun Jahren Bio-Milch-Produktion wird die Bio-Milchverarbeitung in Kaltensundheim beendet. Die Rhöngold-Molkerei wollte, so berichtet die Unabhängige Bauernstimme, ihren Bio-Absatz erhöhen, indem sie den Marktführer, die Andechser Molkerei Scheitz, bei Kaufland unterbot. Daraufhin habe Scheitz bei Rewe die Kaltensundheimer ausgestochen. Folge: die Preise sinken, für die Rhöngold Molkerei rentiert die Bio-Schiene nicht mehr. 45 ehemalige Rhöngold-Bauern, die früher ihre Molkerei "um die Ecke" hatten, liefern jetzt nach Coburg in eine Käserei. Der Käse wird an Aldi, Edeka und Norma geliefert."

Im Januar 2004 bedauerte die osthessische Grünen-MdL Margaretha Hölldobler-Heumüller die Einstellung der Produktion von Biomilchprodukten der Rhöngold Molkerei. "Dass aber die Bioproduktion nicht mehr lohne, ist eine zu einfache Erklärung", stellt sie heute fest. Offenbar habe sich die Rhöngold Molkerei auf einen Preiswettbewerb eingelassen und diesen verloren. Anstatt der Bundesregierung eine "unrealistische Agrarpolitik" vorzuwerfen, wie Rüdiger Fricke als Geschäftsführer der Rhöngold Molkerei das tue, sollten milchverarbeitende Betriebe zusammen mit den Landwirten nach Lösungen suchen, die aus der Milchmisere führen.

So habe der hessische Bauernverband schon Ende letzten Jahres die Molkereien zum zentralen Milchverkauf aufgefordert, um das Preisdiktat der Lebensmittelkonzerne zu brechen, sagte die Politikerin im Januar 2004. Der Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels müssten bei den Molkereien gleichgewichtige Partner gegenüberstehen. Schon seit Monaten protestieren sowohl die konventionell als auch die ökologisch produzierenden Landwirte gegen den Preisverfall bei der Milch und das Preisdumping der Lebensmittelketten.

Die Molkerei Rhöngold, die sich auf die Herstellung von Joghurt spezialisiert hat, gehört seit Anfang des Jahres 2005 zur Hochwald-Gruppe mit Hauptsitz in Thalfang (Rheinland-Pfalz). Zuvor gehörte der Milchproduktehersteller zwei Jahre lang zur Dachmarke "Starmilch". Unter dieser Dachmarke wurden Anfang 2003 alle Produkte der Milchwerke eG Fulda-Lauterbach-Hünfeld, mit den Standorten Fulda, Hünfeld, Kaltensundheim, Neukirchen und Hungen zusammen geführt.

Gegründet wurden die Milchwerke Fulda-Lauterbach bereits im Jahr 1884 als Molkereigenossenschaft Fulda-Lauterbach. Die Jahre 1970 bis 2002 standen für die Milchwerke im Zeichen von Unternehmensfusionen. So wurden die Molkereien Bad Hersfeld (1970), "Hohe Rhön" Hilders (1972), Schwalm-Aulatal Neukirchen (1986), Hanau-Unterreichenbach (1988), Vogelsbergmilch Alsfeld (1993), Moha GmbH, Frankfurt (1997), Hünfeld-Niederjossa (2002) und Rhöngold Hünfeld (mehrheitlich 2002) unter dem Dach der Milchwerke eG Fulda-Lauterbach-Hünfeld zusammen geschlossen. +++

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