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24.04.05 - Kleinsassen

"KölnKunst" - großartige Kunst der Kunstszene in der Kunststation

Seit dem heutigen Sonntag kann die Kunststation Kleinsassen wieder einmal mit einer "kleinen Sensation" aufwarten. Durch die Initiative ihres derzeitigen Stipendiaten, Predrag Hegedüs, ist es gelungen, großartige Kunst aus der für ihre Kunstszene berühmten Rheinmetropole nach Osthessen zu holen. Und dass "man" damit richtig liegt, zeigen erste Reaktionen auf die knapp 150 Arbeiten von genau 49 Künstlerinnen und Künstler: "Toll dass das möglich war" oder "Prima - wer spricht denn da von Provinz" waren nur zwei von vielen positiven Reaktionen, die im Gästebuch der Vernisage nachzulesen sind. Die ausgebaute Kunststation eignet sich hervorragend für diese ungewöhnliche Präsentation und dürfte damit einmal mehr ihrem Ruf gerecht werden, zum unverzichtbaren Kultur-Bestandteil dieser Region zu gehören.

Die Ausstellung "KölnKunst" des Bundesverbands Bildender Künstler Köln und NRW e.V. (BBK) gehört seit 1985 zum festen Bestandteil des Kölner Kulturlebens. Sie spiegelt ausschnitthaft das aktuelle Kunstschaffen der Kölner Szene wieder, die sehr vital, schöpferisch und vielschichtig ist. Dass es nun gelungen ist, die "KölnKunst" zum ersten Mal außerhalb Kölns zu präsentieren, ist ein besonderer Coup, der vor allem der tatkräftigen Initiative des derzeitigen Kleinsassener Stipendiaten und Kurators der Ausstellung, Predrag Hegedüs, zu verdanken ist. Er trägt damit dazu bei, die mit der Ausstellung des Frankfurter BBK im Jahre 1999 begonnen Zusammenarbeit zwischen den Kunstmetropolen und der Kulturszene Osthessens auszubauen und die Kunststation Kleinsassen damit als internationales Künstlerhaus weiter zu profilieren.

So entfaltet die Ausstellung in Kleinsassen ein breites und vielfältiges Generationspanorama, das man durchaus als repräsentativ und richtungweisend für die Kunstentwicklung in Deutschland nach 1945 bezeichnen kann. Dabei sind rückblickend vor allem zwei Trends zu beobachten: die Rückkehr der Malerei und klassisch gedachter Bildhauerei und die Vertiefung und Emanzipation der Kunstform Installation. Durchweg kann man gespannt sein auf ein buntes Spektrum an durchdachter und gut gemachter Kunst, die ihre Aussagen mit Präzision formuliert ohne dabei auf den poetischen Ausdruck zu verzichten.

Überrascht von "so viel Kultur und Offenheit" in der Provinz

Bekannte und vielfach durch Preise ausgezeichnete Namen mit ganz eigenen künstlerischen Positionen und Herangehensweisen sind unter den Ausstellern, so z.B. Tremezza von Brentano, Manfred Schüler, Graham Foster, Ruth Gilberger, Nomura Koken, Rune Mields, Tina Haase, Birgit Antoni, Claudia Grünig, Edgar Gutbub, Hans Maas, und viele andere. Einige der knapp 50 ausgewählten Künstler waren schon auf der Biennale Venedig oder sogar auf der documenta zu sehen und gehören damit schon zu den Klassikern, aber es sind auch Vertreter der mittleren Generation und Newcomer zu sehen.

Ähnlich äußerte sich heute Nachmittag bei der Eröffnung - ein Großteil der ausstellenden Künstler war sogar anwesend - auch der Vorsitzende des BBK, Dieter Horký. Er dankte für diese ungewöhnliche Möglichkeit, hier in der Rhön ausstellen zu dürfen. "Ich bin überrascht, hier in der so genannten Provinz auf so viel Kultur und Offenheit zu treffen" sagte Horký. Dabei klang auch deutliche Kritik an der Heimatstadt Köln an, wo es derzeit nicht ausreichend Platz für Präsentationen und vor allem die große Ausstellung "Köln 7" gebe.

Diese Ausstellung zeige auch einmal mehr - so Horký - dass "großstädtische Arroganz" ganz fehl am Platze sei, wenn es um die so genannte "Provinz" ginge. Dieser Begriff werde einerseits gerne dazu benutzt, um bestimmte Landstriche in den "Sack des Kleingeistigen" zu stopfen, dabei sei "provinzielles Denken" natürlich auch in den Köpfen der Metropolenbewohner zu finden - besonders wenn es um Kunst gehe.

Das besondere Lob des BBK ging auch an die Kunststation Kleinsassen, die in einer Zeit allgemeiner Finanzkürzungen besonders bei Kunst und Kultur "gegen diesen Trend agiere". Unter Hinweis auf die besondere Unterstützung durch Landrat Kramer meinte Horký, die beteiligten Künstler nähmen mit Respekt zur Kenntnis, dass sich in der Region Fulda und der Rhön die Kulturpolitik nicht in "wolkigen Absichtserklärungen" erschöpfe, sondern das Beispiel der Kunststation Kleinsassen beweise, dass die vielzitierte und geforderte Nachhaltigkeit von Kultur-Projekten Realität geworden sei.

In seinem Grußwort für den Katalog meinte der Fuldaer Landrat Fritz Kramer - der leider nicht anwesend sein konnte - , er hoffe, dass sich das fachkundige Publikum mit eigenen Augen davon überzeuge, "dass Provinz nicht kulturelle Einöde" bedeuten müsse, sondern den persönlichen Erfahrungsschatz bereichern und eine Quelle künstlerischer Inspiration darstellen könne. Vielleicht komme es auf diese Weise für moderne Großstadtmenschen zu "Begegnungen der völlig neuen Art", wodurch die Erfahrung bestätigt würde, dass in der Ruhe die Kraft läge.

Sehr zufrieden mit der großen Schar von Künstlern und Besuchern schien auch der Leiter der Kunststation, Peter Ballmaier zu sein. Er mochte nicht viele Worte machen und hoffte, dass sich hier alle "gut aufgehoben fühlen".

Im Spannungsfeld von Malerei, Installationen und Objekten

Predrag Hegedüs, Stipendiat der Kunststation, hatte die Idee, „KölnKunst“ in die Rhön zu holen. Er traf die Auswahl, stellte die Exponate zusammen und brachte die Werke vom Rhein an den Fuß der Milseburg. Die Ausstellung, die er dort arrangiert hat, fand nicht nur bei den eigens angereisten Mitglieder des BBK Köln Beachtung, auch das Publikum war begeistert. Und beim Wandeln durch die Räume gewinnt man rasch den Eindruck, dass es Hegedüs grandios gelungen ist, die unterschiedlichen Werke zu einer Gesamtschau zu vereinen, die Interessierten immer wieder genug Raum lässt, die Einzelkünstler mit ihren Werken kennen zu lernen.

Im Atelier zieht Walther Mertels „Großer Strudel“, eine vierteilige hängende Papierinstallation, die Besucherblicke auf sich. Die großen weißen Bahnen, die sich überlagern, aber nicht berühren, greifen ein Viertel des Raumes. In vier beleuchteten Vitrinen in Halle 1 sind die „Besucher“ von Heather Sheehan zu sehen: weiße kleine Köpfe von zerbrechlichen Wesen, halb Mensch, halb Fabeltier, geschaffen aus Viskose, Baumwolle, Kunstharz, Holz und Speichel. Filigran entfaltet das „Linienschiff“ von Knopp Ferro seine Pracht, ein filigranes Mobile aus Eisendrähten. Hauchzarte Porzellanblätter wachsen in Gillian Gockings titelloser Installation aus einer Bahn aus Glassscherben.

In Halle 2 warten eine Auswahl frivoler Blätter aus Manfred Schülers Reihe „Sympathy for the Devil“, Michael Mohrs fotorealistische „Atelierbilder“ und die Serie von fünf Aquarellen auf Bristolpapier von Bodo Stock. Petra Weifenbachs „nappes“ zeigt drei auf ein Leinentischtuch mit roter Wolle gestickte Blutflecke. Nora Schattauers dezente „Ausblühungen“ sowie malerische Kontaktanzeigen und schnappschussähnliche Mädchenporträts in knalliger Kolorierung aus dem Atelier von Claudia Grüning zieren die Wände. Das organisch anmutende Objekt „Insel“ von Ruth Gilberger und die Federballinstallation von Tina Haase lenken den Betrachterblick nach unten.

Am Kopfende von Halle 3 treten die großformatigen quadratischen Bilder von Behzad Mahmoudpour in Dialog mit Victoria Bells Holz-Stahl-Skulptur „Watcher“ und Christel Fetzers Installation „Teeküche“. Dieter Kraemers Stillleben sind von Erdtönen getragen, und Carlos Manrique entfacht mit „Kleine Särge“, Acrylmalerei auf einem Objekt aus Streichholzschachteln und Kordel, ein Feuerwerk der Farbe. Die Liste an Exponaten ließe sich spielend fortsetzen.

Wer Lust bekommen hat auf „KölnKunst“, der sollte sich die Gelegenheit eines Ausstellungsbesuchs in Kleinsassen nicht entgehen lassen. Bis zum 15. Juli ist dazu täglich – außer montags – von 13 bis 18 Uhr Gelegenheit. Zur Schau ist auch - speziell für Kleinsassen - ein umfangreicher Katalog erschienen. +++
























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